Hohe Temperaturen sind für 59.200 Diabeteserkrankte in Dortmund ein Risiko

Hitze kann die Gesundheit chronisch Kranker beeinträchtigen

Für etwa 59.200 Diabeteserkrankte in Dortmund sind zunehmende Hitzetage kritischer als für stoffwechselgesunde Menschen. Foto: AOK/colourbox/hfr.

Im Sommer kann es bei hohen Temperaturen zu medizinischen Notfällen kommen. Das gilt insbesondere an Tagen mit Temperaturen über 30 Grad Celsius und Nächten, in denen die Lufttemperatur nicht unter 20 Grad Celsius sinkt. Solche tropischen Bedingungen sind für fast jeden Stoffwechsel eine Herausforderung. Sie können aber vor allem für chronisch kranke Menschen mit einem gestörten Stoffwechsel sehr belastend sein.

Flüssigkeitsverlust: Regelmäßig über den Tag verteilt Wasser trinken

Besonders gefährdet sind Menschen mit Diabetes Typ 2, von denen allein in Dortmund rund 59.200 Menschen betroffen sind. „Bei der Hitze besteht vor allem für ältere Menschen mit Diabetes Typ 2 das Risiko, dass der Blutzuckerspiegel schwankt und es zu einer Über- oder Unterzuckerung kommt. Menschen mit Diabetes haben außerdem ein erhöhtes Risiko für Hitzeerschöpfung“, sagt AOK-Serviceregionsleiter Jörg Kock.

Regelmäßiges Trinken über den gesamten Tag ist insbesondere für Diabeteserkrankte bei hohen Temperaturen wichtig, um den Blutzuckerspiegel im
Gleichgewicht zu halten. Foto: AOK/colourbox/hfr.

Diese kann bei hohen Temperaturen auftreten, wenn das körpereigene Kühlsystem mehr leisten muss, um die normale Körpertemperatur von etwa 37 Grad Celsius zu halten. Diese zusätzliche Belastung des Herz-Kreislauf-Systems und ein möglicher Flüssigkeitsmangel durch vermehrtes Schwitzen können zu hitzebedingten Erkrankungen wie Hitzeerschöpfung, Hitzekrämpfen, Hitzschlag oder Dehydrierung führen.

„Deshalb sollten Menschen mit Diabetes bei warmem Wetter mehr trinken, am besten Wasser regelmäßig über den Tag verteilt. So gleichen sie den Flüssigkeitsverlust aus, der durch das Schwitzen entsteht, womit der Körper versucht, sich abzukühlen“, so Kock.

Auch stark übergewichtigen Menschen setzt die Hitze stärker zu

Wenn zu wenig getrunken wird, erhöhen sich die Blutzuckerwerte, was zu einer verstärkten Zuckerausscheidung über den Urin führt und den Flüssigkeitsbedarf weiter erhöht. Eine schlechte Blutzuckereinstellung kann diese Effekte verstärken. Der Wasserhaushalt gerät zunehmend aus dem Gleichgewicht. Stoffwechselentgleisungen und Funktionsstörungen von Nieren, Herz und anderen Organen können die Folge sein.

Foto: Olga Yastremska / Depositphotos.com

Darüber hinaus gibt es weitere körperliche Faktoren, die bei allen Diabetesformen die Hitzeverträglichkeit herabsetzen können. So reagieren Menschen mit Diabetes manchmal später, langsamer und schwächer auf Hitze als stoffwechselgesunde Menschen. Ihre Hitzeanpassung kann krankheitsbedingt gestört sein und nur eingeschränkt funktionieren:

Die Ursache dafür ist eine verminderte Aktivität der Nervenbahnen, die die Schweißdrüsen und Blutgefäße regulieren. Auch Nervenschädigungen und starkes Übergewicht (Adipositas) erschweren es dem Körper, sich an die Hitze anzupassen. Adipositas schränkt die Wärmeabfuhr weiter ein, da die Körperoberfläche im Verhältnis zum Körpergewicht kleiner wird. Zudem verläuft die Wärmeabgabe im Fettgewebe langsamer als im Muskelgewebe.

Bei Insulin auf kühle Lagerung zwischen zwei bis acht Grad achten

Wer Insulin benötigt, sollte unbedingt auf einen ausreichenden Vorrat und die richtige Lagerung bei zwei bis acht Grad achten. Der Pen, der gerade genutzt wird, sollte nicht über 30 Grad gelagert werden. Insulin reagiert empfindlich auf hohe Temperaturen von über 30 Grad und wird inaktiv.

Immer häufiger kommt es vor, dass das Thermometer gerade in dicht bebauten Städten im Sommer die 40-Grad-Marke knackt. Foto: Pixabay

Blutzuckermessgerät, Teststreifen, Insulinpumpe und sonstige Hilfsmittel zur Diabetes-Therapie sollten bei normaler Raumtemperatur aufbewahrt beziehungsweise vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt, aber nicht gekühlt werden.

Weitere Infos zur Diabetes-Erkrankung unter aok.de in der Rubrik ‚Medizin &Versorgung‘ unter ‚Krankheiten und Behandlung‘.


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  1. MediTALK – kostenlose Vortagsreihe im Klinikum Dortmund: Volkskrankheit Diabetes – Innovation und Mythen (PM)

    Am Mittwoch, den 8. Januar 2025, geht die erfolgreiche Reihe „mediTALK – Medizin bürgernah erklärt“ im Klinikum Dortmund mit einem spannenden Vortrag zum Thema „Volkskrankheit Diabetes – Innovation und Mythen“ weiter. Ab 18 Uhr wird Dr. Marcus Altmeier, Direktor der Klinik für Diabetologie, Interessierten die neuesten Entwicklungen in der Diabetesbehandlung näherbringen und gängige Missverständnisse rund um diese weitverbreitete Erkrankung aufklären.

    Mit mehr als 8 Millionen betroffenen Menschen ist Diabetes in Deutschland eine Volkskrankheit. Der überwiegende Teil leidet an Diabetes mellitus Typ 2, der häufig mit Übergewicht verbunden ist. In der öffentlichen Diskussion wird oft ein „falscher Lebensstil“ als Ursache angesehen, und viele Betroffenen leiden darunter, dass ihnen ein „Eigenverschuldens“ vorgeworfen wird. Doch was steckt wirklich hinter der Diagnose Diabetes? Welche Rolle spielen genetische Faktoren und welche Auswirkungen hat der Lebensstil?

    Im Vortrag wird Dr. Altmeier aufzeigen, wie moderne Medikamente die Stoffwechsellage verbessern und das Risiko für Folgeerkrankungen verringern können. Zudem werden Fragen rund um neue Therapien, wie sogenannte „Abnehmspritzen“, beantwortet. Was sind die tatsächlichen Vorteile dieser innovativen Behandlungsansätze? Und wie sieht die Rolle chirurgischer Maßnahmen aus? Können sie helfen, den Diabetes „wegzuoperieren“?

    Die Veranstaltung richtet sich an alle Interessierten, die mehr über die Krankheit, ihre Behandlungsmöglichkeiten und die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse erfahren möchten. Im Anschluss dürfen gerne Fragen gestellt werden. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

    Veranstaltungsinformation
    Vortrag: „Volkskrankheit Diabetes – Innovation und Mythen“ in der Reihe
    „mediTALK – Medizin bürgernah erklärt“
    Zeit: Mittwoch, 8. Januar 2025, 18:00 Uhr
    Ort: Klinikum Dortmund, Magistrale, Beurhausstr. 40, 44137 Dortmund

  2. MediTALK im Klinikum Dortmund zur Volkskrankheit Diabetes: Diabetes – mehr als nur eine Frage des Gewichts (PM)

    Übergewicht, Bequemlichkeit, falsche Ernährung – häufig werden Diabetes-Patientinnen und -patienten auf diese vermeintlichen Ursachen reduziert. Zu Recht? Dieser Frage widmete sich Dr. Marcus Altmeier, Direktor der Klinik für Diabetologie am Klinikum Dortmund, beim ersten mediTALK des Jahres im Januar. Die kostenlose Vortragsreihe lockte erneut zahlreiche Interessierte ins Klinikum Dortmund.

    In den Industrieländern steigt die Zahl der Diabetes-Erkrankungen rasant an, erklärte Dr. Altmeier. Zwar sind vor allem ältere Menschen betroffen, doch auch unter Kindern und Jugendlichen nimmt die Häufigkeit zu. Dabei bestätigte er den Zusammenhang zwischen Diabetes und Übergewicht, stellte jedoch klar: „66 Prozent der Diabetes-Erkrankten sind übergewichtig. Das bedeutet aber auch, dass ein Drittel der Betroffenen normalgewichtig ist.“ Von Vorwürfen wie „selbst schuld“ hält der Experte wenig.

    Diabetes: Eine unterschätzte, komplexe Krankheit

    Diabetes sei eine äußerst vielfältige Erkrankung, die meist lange unbemerkt bleibt und manchmal erst durch Folgeerkrankungen auffällt. Um die passende Therapie einleiten können, sei es entscheidend, den Diabetes-Typ zu diagnostizieren; und der sei unabhängig vom Alter: „Unser ältester Typ-1-Diabetiker war bei der Diagnosestellung 79 Jahre alt, der jüngste Typ-1-Fall gerade einmal 12“, so Dr. Altmeier.

    Die Vererbungswahrscheinlichkeit spielt ebenfalls eine bedeutende Rolle. Wenn ein Elternteil an Diabetes mellitus Typ 2 erkrankt ist, liegt das Risiko für die Kinder bei 30 bis 60 Prozent. Sind beide Eltern betroffen, steigt es auf 80 bis 90 Prozent. „Das sind bedeutende Zahlen – und sie haben nichts mit persönlichem Versagen zu tun“, betonte der Klinikdirektor.

    Diäten und Training: Grenzen der Selbsthilfe

    Auch der Effekt von Diäten und Sport sei häufig begrenzt, so Dr. Altmeier. „Der Körper verteidigt sein Gewicht sehr effektiv – Stichwort Jojo-Effekt.“ Eine umfangreiche Studie habe gezeigt, dass intensives sportliches Training nicht für alle positive Langzeiteffekte habe. Nach sieben Jahren war die Sterblichkeitsrate in dieser Untersuchung mit und ohne intensives Training nahezu identisch. „Lebensqualität ist entscheidend. Lassen Sie sich nicht durch unrealistische Diätziele unter Druck setzen“, riet er dem Publikum.

    Moderne Therapien im Fokus

    Abschließend präsentierte Dr. Altmeier moderne Therapien, darunter auch die Wochenspritze, häufig auch „Abnehmspritze“ genannt, die ursprünglich aus der Diabetes-Forschung stammt. Mit den modernen Medikamenten kann das Risiko für Folgeerkrankungen bei Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2 deutlich reduziert werden – unabhängig vom Blutzucker.

    Bei der großen Anzahl an Menschen mit Diabetes hat dies auch gesamtgesellschaftlich positive Auswirkungen. „Dadurch wird sich einiges ändern“, erklärte Dr. Altmeier, wies jedoch auch auf eine Einschränkung hin: Diese Medikamente wirken nur, solange sie regelmäßig verabreicht werden.

    Diese spannenden Einblicke und die vielen Fragen im Anschluss an den Vortrag zeigten erneut den hohen Bedarf an verständlich erklärten medizinischen Themen. Beim nächsten mediTALK am 12. Februar geht es um Ursachen und Behandlung von Bluthochdruck.

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