Kunst mit Pyro und Flutlicht: Performance mit Rauchbombe zur Eröffnung

Marcin Dudek zeigt verschiedene Seiten des Fußballs im Museum Ostwall im Dortmunder U 

Wie im Gefängnis – seine eigene Biografie ist Ausgangspunkt für Marcin Dudeks Arbeiten in „Ekipa“ im MO-Schaufenster. Foto: Silke Hempel für die Stadt Dortmund

Pyrotechnik und Ultra-Kleidung: In der Ausstellung „Ekipa“ im MO-Schaufenster verwendet Marcin Dudek Zeichen von Ultra- und Hooliganszenen im Fußball. Der Künstler war als Jugendlicher selbst in Krakaus Hooligan-Szene aktiv. Zur Ausstellungseröffnung am heutigen Donnerstag, 4. August, um 18.30 Uhr entsteht ein weiteres Werk für die Ausstellung. Die Arbeit „Smoke Wall“ ist eine Performance, die Marcin Dudek live am U inszeniert. Er zündet eine Rauchbombe und zieht die brennende orangefarbene Fackel an Holzplatten entlang. Pigment und Schwefel hinterlassen dort ihre Spuren.

Biografie des Künstlers als Ausgangspunkt für seine Werke

Marcin Dudek steht hinter einem Gitter und blickt auf die Collage darin. Bilderschnipsel, Spuren von Rauchbomben, zum Metallklumpen geschmolzen. Darüber leuchten Strahler wie Flutlicht auf das Szenario. Das selbstgebaute Gitter ist gebogen, an einige Stellen gebrochen. „Sektor“ (2021) heißt die Installation.

Marcin Dudek vor der kinetischen Skulptur „Ekipa“. Foto: Beate Hassel

Für ihn ist das eine Erinnerungsbox – seine eigene Biografie ist Ausgangspunkt für Marcin Dudeks Arbeiten – insbesondere seine Jugend in Krakaus Hooligan-Szene und die schmerzhaften Erfahrungen mit der brutalen Gewalt aus der Zeit.

Als ein Freund bei einer Auseinandersetzung starb, stieg er aus. Manchmal fühlte er sich dort im Stadion hinter den Gittern, die die Fans verschiedener Mannschaften auseinanderhalten sollten, wie im Gefängnis, sagt er. Dudek beschäftigt sich heute künstlerisch damit, am liebsten mit Collagen.

„Mit Collagen kann ich sehr gut meine Erinnerungen und meine Gefühle übersetzen. Die Erinnerungen sind auch nicht komplett, durch das Adrenalin im Stadion.“

Das Verhältnis zwischen Gruppendynamik und Individuum

„Ich bin begeistert, dass wir im Rahmen der Europameisterschaft diesen Beitrag haben, der ein bisschen kritischer ist, aber eben auch biografisch“, so Regina Selter, Direktorin des Museum Ostwall im Dortmunder U. Denn so werde auch die Seite des Publikums beleuchtet.

Marcin Dudek nutzt gebrauchte und gefundene Materialien, die er in Installationen, Video und Performance in bis ins Detail gestalteten Kompositionen neu arrangiert. So untersucht er das Verhältnis von Ritualen und Gruppendynamik, Masse und Individuum.

Wie in der Videoinstallation „Nest Man“ (2023), die Vorsänger:innen der Ultragruppen zeigt, Netzfunde aus der gesamten Welt. Schreiende Männer, ältere Frauen mit Pyrotechnik, skurrile Szenen rauschen über den Bildschirm. „Manches ist lustig, manches ist wirklich bedrohlich. Und man fragt sich: Wo ist der Punkt, an dem es kippen kann?“, sagt Kuratorin Christina Danick.

Sie ist auf Dudek aufmerksam geworden und hat schon länger eine Ausstellung mit ihm geplant. Dass es tatsächlich dann etwas zum Thema Fußball mitten während der UEFA EURO 2024 geworden ist, war eher Zufall. Aber ein sehr passender.

Performance mit Rauchbombe zur Eröffnung am heutigen Donnerstag

Marcin Dudek und Kuratorin Christina Danick vor der kinetischen Skulptur „Ekipa“ im MO-Schaufenster. Foto: Silke Hempel für die Stadt Dortmund

Das zeigt auch der Blick ins MO_Schaufenster von außen. Die kinetische Skulptur „Ekipa“ (der Titel der Ausstellung) – das sind Figuren mit Fragmenten von Jacken und Schuhen, alles Symbole der Szene, die Dudek zum Teil selbst getragen hat.

Sie bewegen sich wie Fans, Arm in Arm, zum Teil allein, zum Teil gemeinsam, als Individuen oder Teil einer Massenbewegung.

Zur Ausstellungseröffnung am heutigen Donnerstag, 4. August, um 18.30 Uhr entsteht ein weiteres Werk für die Ausstellung. Die Arbeit „Smoke Wall“ ist eine Performance, die Marcin Dudek live am U inszeniert. Er zündet eine Rauchbombe und zieht die brennende orangefarbene Fackel an Holzplatten entlang. Pigment und Schwefel hinterlassen dort ihre Spuren.

Zur Person des Künstlers Marcin Dudek

Dudek, geboren 1979 in Krakau, studierte an der Universität Mozarteum Salzburg und am Central Saint Martins in London. Seine Arbeiten wurden in Einzelausstellungen in der Leto Gallery, Warschau, bei Harlan Levey Projects in Brüssel, im IKOB Museum Eupen, bei Edel Assanti, London, im Centre Wallonie-Bruxelles, Paris gezeigt sowie in mehreren Gruppenausstellungen.

Seine Arbeiten sind in internationalen Sammlungen vertreten, u.a. im MWW Wroclaw Contemporary Museum (Polen), BPS22 Art Museum in Charleroi (Belgien) und im Nationalmuseum für zeitgenössische Kunst in Bukarest. Marcin Dudek lebt und arbeitet in Brüssel.

Weitere Informationen:

Schaufenster #37: Marcin Dudek. „Ekipa“
im MO-Schaufenster (Ebene 5, Zugang über die Sammlungspräsentation), Museum Ostwall im Dortmunder U, Leonie-Reygers-Terrasse, 44137 Dortmund

Eröffnung am 4. Juli 2024, 18.30 Uhr
Die Eröffnung beginnt mit einer Performance, Treffpunkt ist das Foyer im EG des Dortmunder U. Die Ausstellung ist vom 5. Juli bis zum 3. November im Museum Ostwall im Dortmunder U zu sehen. „Ekipa“ ist die erste Einzelausstellung von Marcin Dudek in Deutschland.


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