Saisontypisch steigt die Zahl der arbeitslosen Menschen zur Jahreshälfte in Dortmund leicht an; damit hat der kontinuierliche leichte Rückgang der letzten Monate ein vorläufiges Ende gefunden. Mit 37.729 als offiziell gezählten Arbeitslosen waren im Juni 68 Personen mehr arbeitslos als im Vormonat – eine Entwicklung, die sich mit Beginn der Sommerferien im Juli üblicherweise fortsetzt.
„Sorgen bereitet uns die geringe Aufnahmefähigkeit des Arbeitsmarkts“
„Ein moderater Anstieg der Arbeitslosigkeit im Sommer ist durchaus typisch für die Jahreszeit. Grund sind etwa junge Menschen, die ihre Ausbildung abgeschlossen haben und im Ausbildungsbetrieb nicht übernommen werden. Dies ist aber eine vorübergehende Entwicklung, denn gut ausgebildete junge Menschen finden in der Regel schnell eine neue Stelle“, kommentiert Heike Bettermann, Chefin der Arbeitsagentur Dortmund die Situation auf dem Arbeitsmarkt.
„Sorgen bereitet uns allerdings die geringe Aufnahmefähigkeit des Arbeitsmarkts. Zwar melden sich diesen Monat deutlich weniger erwerbstätige Menschen arbeitslos als noch im Mai. Und das Risiko, arbeitslos zu werden, steigt derzeit nicht an, da Unternehmen bestrebt sind, erprobtes Personal zu halten. Wer allerdings bereits arbeitslos ist, hat es derzeit schwerer, wieder in Arbeit zu kommen, da sich die schwierige wirtschaftliche Lage zunehmend auch auf den Arbeitsmarkt auswirkt“, so Bettermann weiter.
Zudem bleibe das sogenannte Mismatching-Problem bestehen, nachdem die Qualifikationen der Arbeitsuchenden oft nicht oder zu wenig den Vorstellungen der Arbeitgebenden entsprächen. Dabei biete das Qualifizierungschancengesetz (QCG) interessierten Unternehmen sehr gute Weiterbildungsmöglichkeiten für die bestehende Belegschaft oder neue Beschäftigte. „Unser Arbeitgeber-Service ist hier die erste Adresse für eine individuelle Beratung, die auch finanzielle Förderoptionen miteinschließt“, so die Agentur-Chefin.
Fokus auf Qualifizierung, Weiterbildung und Kooperation mit Firmen
Marcus Weichert, Geschäftsführer des Jobcenters Dortmund, erläutert: „Aus Sicht des Jobcenters Dortmund zeigt sich der Arbeitsmarkt stabil. Die Zahl der arbeitslosen Menschen im SGB II-Bezug ist im vergangenen Monat gesunken. Besonders erfreulich ist der Rückgang der Langzeitarbeitslosigkeit.“ Die Zahl der Menschen, die bereits über ein Jahr ohne Arbeit waren, ist um 117 gesunken. Auch die Zahl der Unterbeschäftigten, welche zusätzlich Menschen in Maßnahmen und erkrankte Personen im Leistungsbezug beinhaltet, ist im zurückliegenden Monat leicht gesunken. Die Unterbeschäftigungsquote im SGB II sinkt von 11,6 auf 11,5 Prozent.
„Die positive Entwicklung des vergangenen Monats ist ein gutes Zeichen. Angesichts des rasanten Wandels auf dem Arbeitsmarkt und der steigenden Anforderungen an Arbeitskräfte müssen wir jedoch noch mehr Potentiale aktivieren. Unser Fokus liegt auf Qualifizierung, Weiterbildung und der engen Zusammenarbeit mit lokalen Unternehmen“, so Weichert.
Im Juni waren 3.206 junge Menschen unter 25 Jahren arbeitslos gemeldet. Das sind 41 Personen bzw. 1,3 Prozent mehr als im Vormonat, aber 161 Personen bzw. 4,8 Prozent weniger als vor einem Jahr. Die Jugendarbeitslosenquote steigt leicht um 0,1 Prozentpunkte im Vergleich zum Vormonat auf aktuell 9,0 Prozent.
Rückgang der Arbeitslosigkeit in Dortmund ist vorerst gestoppt
Im Juni wurden 37.729 Menschen in Dortmund arbeitslos gezählt. Davon waren 8.138 Personen bei der Arbeitsagentur und 29.591 Menschen beim Jobcenter Dortmund gemeldet. Damit ist die Gesamtzahl der Arbeitslosen in der Stadt im Vergleich zum Vormonat um 68 Personen oder 0,2 Prozent gestiegen. Die Arbeitslosenquote für alle bei Agentur und Jobcenter gemeldeten Arbeitslosen verharrt bei 11,4 Prozent (Juni 2023: 11,4 Prozent). Die spezifische Arbeitslosenquote für die Agentur steigt auf 2,5 Prozent, für das Jobcenter bleibt sie unverändert bei 9,0 Prozent.
Arbeitslosigkeit ist kein starrer Block. Vielmehr herrscht durch die Zu- und Abgänge in bzw. aus Arbeitslosigkeit viel Bewegung. In der Stadt Dortmund wurden im Juni 5.460 Männer und Frauen erstmals oder erneut arbeitslos registriert. 1.405 Personen davon kamen aus einer Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt. Das sind 135 Personen weniger als im Vormonat. 5.415 meldeten sich im Juni bei der Arbeitsagentur und dem Jobcenter aus der Arbeitslosigkeit ab. Von ihnen beendeten 1.067 Menschen ihre Arbeitslosigkeit wegen der Aufnahme einer Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt. Das sind 181 Personen weniger als im Vormonat.
In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den registrierten Arbeitslosen auch die Personen abgebildet, die nicht als arbeitslos gelten, weil sie Teilnehmer an einer Maßnahme der Arbeitsmarktpolitik sind oder sich in einem arbeitsbedingten Sonderstatus befinden. Diese Personen werden zur Unterbeschäftigung gerechnet, weil es sich dabei um Menschen handelt, denen ein reguläres Beschäftigungsverhältnis fehlt. Insgesamt werden in diesem Monat 48.928 Personen in der Unterbeschäftigung registriert. Das sind im Vergleich zum Vormonat 217 Personen weniger.
Die Arbeitskräftenachfrage ist weiterhin verhalten
671 neue Stellenangebote wurden dem Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Dortmund im Juni gemeldet. Gegenüber dem Vormonat sind das 79 Stellenmeldungen weniger und auch im Vergleich zum Vorjahr um diese Jahreszeit 87 Stellen weniger.
Im Bestand befinden sich in diesem Monat insgesamt 4.405 offene Stellen. Das sind 177 mehr als im Vormonat und 321 mehr als im Juni des Vorjahres. Die meisten der Agentur für Arbeit gemeldeten offenen Stellen entfallen auf die Berufsgruppen Verkauf, Lagerwirtschaft/Post/Zustellung sowie Büro und Sekretariat.
Ausbildungsmarkt 2023/2024 – Unternehmen suchen weiterhin viele Auszubildende
Mit Beginn der Sommerferien sind in Dortmund weiterhin viele Ausbildungsplätze frei. Die Zahl der von den Dortmunder Betrieben als offen gemeldeten Ausbildungsstellen liegt aktuell bei 1.982. Seit Beginn des Berichtsjahres im vergangenen Oktober wurden insgesamt 3.607 Stellen gemeldet, das sind knapp 10 Prozent mehr als im Vorjahr. Dem gegenüber stehen 2.834 Bewerberinnen und Bewerber, die sich im laufenden Ausbildungsjahr beginnend im Oktober letzten Jahres bis Ende Juni im Jugendberufshaus gemeldet haben. Aktuell sind davon noch 1.252 junge Menschen auf der Suche nach einer passenden Ausbildungsstelle.
„Das Angebot an Ausbildungsstellen übertrifft die Nachfrage. Gute Aussichten also für die jungen Menschen, herausfordernd aber auf der anderen Seite für die Unternehmen. Aktuell kommen auf 100 unbesetzte Ausbildungsplätze 63 noch unversorgte Bewerberinnen und Bewerber. Erschwerend kommt hinzu, dass allzu oft Anforderungsprofile und berufliche Vorstellungen nicht zusammenpassen“, beschreibt Heike Bettermann die aktuelle Lage auf dem Dortmunder Ausbildungsmarkt.
„Für die Unternehmen, die derzeit noch keine Azubis finden konnten, gibt es die Möglichkeit, Jugendlichen, die erst auf den zweiten Blick überzeugen, eine Chance zu geben, Unterstützung dabei gibt es durch die Agentur für Arbeit. So können Auszubildende zum Beispiel Nachhilfe erhalten. Das geschieht im Rahmen der Assistierten Ausbildung, die zum Beispiel auch ein Coaching für die Azubis über den Zeitraum der gesamten Ausbildung anbietet. So kann aus Spätstartern noch die dringend benötigte Fachkraft werde“, so die Agentur-Chefin.
„Am 1. August und am 1. September ist für den größten Teil der dualen Ausbildungen traditioneller Starttermin. Wir gehen aber davon aus, dass bis Ende September und auch darüber hinaus noch viele Ausbildungsverträge abgeschlossen werden“, so Bettermann.
Alle Zahlen und Fakten als PDF zum Download: Arbeitsmarktreport_Juni_2024