„Der Sohn des Mullahs“ erzählt die Geschichte von Roohollah Zam, einem der vielen Journalisten, die versuchen, die Wahrheit über den Missbrauch, die Korruption und Brutalität innerhalb der iranischen Regierung aufzudecken. Es ist nicht nur eine Investigativgeschichte, sondern ein zutiefst persönlicher Film über Tapferkeit, Verrat und die andauernde Angst. Das sweetsixteen-Kino im Kulturort Depot in der Nordstadt präsentiert den Film am kommenden Freitag, den 14. Juni um 17.30 Uhr. Im Anschluss an die Vorführung wird es ein Filmgespräch mit Regisseurin Nahid Persson Sarvestani geben. Die Veranstaltung wird von Kay Bandermann vom Deutschen Journalistenverband (DJV) moderiert.
Mutige Aufklärungsarbeit im französischen Exil
Als Sohn von Mullah Mohammad-Ali Zam, der mehrere Regierungsämter bekleidete, wird Roohollah in eine hochrangige klerikale Familie hineingeboren und war damit Mitglied der herrschenden Elite. Als er sich nach den iranischen Präsidentschaftswahlen im Jahr 2009 im Zuge der Proteste gegen das Establishment wendet, werden er und seine Frau Mahsa inhaftiert und gefoltert.
Nach ihrer Freilassung verlässt das Paar den Iran und geht nach Frankreich, wo Roohollah den Nachrichtensender Amadnews („Stimme des Volkes“) gründet. Mithilfe seiner Kontakte innerhalb der Regierung veröffentlicht er Dokumente, die das Doppelleben der religiösen Führer aufdecken.
Doch nach wiederholten Morddrohungen muss Roohollah untertauchen. Als die iranisch-schwedische Filmemacherin Nahid Persson Sarvestani von Roohollahs Arbeit im Exil erfährt, will sie ihn unbedingt kennenlernen. Nachdem sie sein Vertrauen gewinnt, beginnt sie mit der Dokumentation seiner Arbeit und gehört schon bald zu seinem engsten Kreis.
Rufmord und Verleumdungen durch staatliche Propaganda
Während ihres Aufenthalts in Frankreich erfährt Roohollah von einem Mordkomplott gegen den Exiljournalisten Ali Javanmardi, der zuvor einen Bericht über die Veruntreuung von Geldern veröffentlichte. Er warnt Ali und Nahid reist nach Irakisch-Kurdistan, um ihn dort zu treffen.
Als dieser einen Hinweis auf einen geplanten Terroranschlag auf eine US-Botschaft erhält, wächst die Gefahr für alle Beteiligten. Dann veröffentlicht das iranische Staatsfernsehen plötzlich einen Dokumentarfilm:
Obwohl es sich um Propaganda handelt, erscheint Roohollah darin wie eine völlig andere Person. Im Internet verbreiten sich die Verleumdungen wie ein Lauffeuer und auch Sarvestani beginnt zu zweifeln. Es folgt eine Eilmeldung im iranischen Fernsehen, in der behauptet wird, Roohollah sei entführt worden.
Iranischer Geheimdienst drang tiefer in Roohollahs Netzwerk vor, als befürchtet
Die Befürchtungen der Angehörigen bestätigen sich, als er im iranischen Fernsehen erscheint und um Vergebung bittet. Dem iranischen Geheimdienst gelang es offenbar, Rohollah zu entführen und zurück in den Iran zu verschleppen.
Auf den medial hochwirksamen Schauprozess gegen ihn folgt der unvermeidliche Schuldspruch und sein Todesurteil.
Was Nahid jedoch nicht wusste, war, dass der iranische Geheimdienst Roohollahs Netzwerk viel tiefer infiltriert hatte, als gedacht; so befanden sich unter seinen Mitarbeitenden Geheimagent:innen – darunter seine engsten Vertrauten Shirin und Nikfar.
Shirin hatte Zam ein Exklusivinterview mit Ayatolla Sistani versprochen, wofür er von Paris in den Irak flog. Nahid recherchiert seine letzten Tage: Sie besucht einen engen Freund, der Roohollah an dem Tag begleitete, als dieser seinen schicksalhaften Flug antritt.
Dieser Film ist engagierter Journalismus
über engagierten Journalismus
Am 12. Dezember 2020 wird Roohollah Zam in Teheran hingerichtet. Für alle Iranerinnen und Iraner im In- und Ausland ist die Botschaft dieser Hinrichtung glasklar: Niemand ist sicher. Nirgendwo. Nicht einmal der Sohn eines Mullahs.
Roohollahs Tod hinterlässt viele offene Fragen. Dennoch trafen die Aufstände, die im September 2022 mit der Revolution „Frau, Leben, Freiheit“ begannen, die Islamische Republik Iran unvorbereitet.
Weitere Informationen:
- Das sweetsixteen-Kino ist im Kulturort Depot, Immermannstraße 29, 44147 Dortmund
- Der Film „Der Sohn des Mullahs“ ist bereits ab Donnerstag, 13. Juni, im Bundesstart zu sehen. Startzeit ist jeweils um 17 Uhr (ohne Diskussionsveranstaltung). Vom 20. bis 22. sowie vom 24. bis 26. Juni wird der Film um 21 Uhr gezeigt.
- Die Veranstaltung mit dem anschließenden Gespräch ist am Freitag, 14. Juni, um 17.30 Uhr.
- Ein Ticket kostet acht Euro, ermäßigt sieben Euro.
- sweetsixteen-kino.de
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