Erfreuliche Neuigkeiten aus der Region zum Tag der Artenvielfalt

Wiederansiedlung: Die Edelkrebse gesellen sich wieder zu anderen Arten in Emscher und Lippe

Der Edelkrebs ist repräsentativ für viele heimische Tiere, die durch künstliche Gewässerbelastungen und durch den Menschen verbreitete gebietsfremde Arten aus ihren ursprünglichen Lebensräumen verdrängt wurden. Foto: Gunnar Jacobs für den EGLV

Am 22. Mai ist Tag der Artenvielfalt – und diese lässt sich an Emscher und Lippe nach der Renaturierung ehemals offener Schmutzwasserläufe erfreulicherweise wieder sehen: Die durch Revitalisierungsprojekte deutlich verbesserte Gewässerqualität hat es den beiden Wasserwirtschaftsverbänden Emschergenossenschaft und Lippeverband (EGLV) sogar ermöglicht, eine ganz besondere Art in den heimischen Flüssen und Bächen wieder anzusiedeln – der in Deutschland vom Aussterben bedrohte Edelkrebs (Astacus astacus) ist mittlerweile wieder in der Region heimisch. Und er ist hier nicht alleine…

Vom Aussterben bedrohte Edelkrebse kehren in die Region zurück

Die Tiere wurden von Maßnahmenkoordinator Günter Cremer und anderen Mitarbeitenden von EGLV in den Nebengewässern von Emscher und Lippe ausgesetzt. Foto: Gunnar Jacobs für den EGLV

Gemeinsam mit dem Edelkrebsprojekt NRW haben EGLV bereits im vergangenen Herbst jeweils rund 300 Jungtiere in den Nebengewässern von Emscher und Lippe ausgesetzt.

Die steigende Lebensraumqualität der einst stark verschmutzten Gewässer motiviert die Wasserwirtschaftsverbände, auch jenen Arten aktiv „unter die Arme zu greifen“, deren selbstständige Rückkehr zu hürdenreich ist.

Durch den technischen Gewässerausbau in der Vergangenheit, stoffliche Belastung und die Ausbreitung gebietsfremder, invasiver Arten, die meist aggressiver und anpassungsfähiger sind, waren die Bestände des Edelkrebses im Emscher- und Lippe-Gebiet zuvor stark zurückgegangen.

Emschergenossenschaft und Lippeverband ziehen positive Bilanz

Der Edelkrebs ist repräsentativ für viele heimische Tiere, die durch künstliche Gewässerbelastungen und durch den Menschen verbreitete gebietsfremde Arten aus ihren ursprünglichen Lebensräumen verdrängt wurden.

Damit der Edelkrebs sich langfristig und erfolgreich wieder ansiedeln kann, ist es wichtig, dass Anwohner:innen und Haustiere ihnen die erforderliche Ruhe bieten und ihre Lebensräume nicht gezielt aufsuchen. Foto: Gunnar Jacobs für den EGLV

Damit Schutz und Wiederansiedlung des heimischen Krebses langfristig erfolgreich sind, ist es wichtig, dass Anwohner:innen und Haustiere ihnen die erforderliche Ruhe bieten und ihre Lebensräume nicht gezielt aufsuchen.

Aus diesem Grund nennen EGLV auch nicht die jeweiligen Aussatzstellen, um einem „Edelkrebs-Tourismus“ vorzubeugen.

Im Emscher-Gebiet hat insbesondere das Generationenprojekt Emscher-Umbau, in das die Emschergenossenschaft über einen Zeitraum von rund 30 Jahren mehr als fünf Milliarden Euro investierte, zur Steigerung der Biodiversität beigetragen.

Renaturierung: Seit 2021 ist die Emscher frei von Abwasser

Jeweils rund 300 Jungtiere wurden von Emschergenossenschaft und Lippeverband im vergangenen Herbst in den Nebengewässern von Emscher und Lippe ausgesetzt. Foto: Gunnar Jacobs für den EGLV

Die gesamte Emscher ist seit Ende 2021 nach mehr als 170 Jahren vollständig vom Abwasser befreit, zahlreiche Gewässerabschnitte am Hauptfluss sowie an den Nebenläufen sind bereits erfolgreich renaturiert worden.

Beste Voraussetzungen also für die Gesundung der einst geschundenen wie geschwundenen Artenvielfalt. Aber auch an der Lippe zeigen die Renaturierungsmaßnahmen ihre Wirkung:

Mit leicht geschwungenen, klaren Bachläufen und naturnahen Uferstrukturen aus Totholz, Wurzeln und Steinen haben Tiere durch die ökologische Verbesserung der Gewässerläufe und Auenlandschaften wieder die Möglichkeit, sich in den Gewässern anzusiedeln und auszubreiten.

Weitere Arten an Emscher und Lippe sprechen für die Gewässerqualität

Es gibt auch wieder Biber im Emscher-Gebiet. Foto: Gunnar Jacobs / EGLV

Neben den Edelkrebsen sind auch weitere Arten wie die Wasserseelchen oder die gebänderte Prachtlibelle wieder an Emscher und Lippe beheimatet – beide sind gute Indikatoren für eine gute Gewässerqualität. Muscheln und Strudelwürmer finden sich vor allem in den Nebengewässern der beiden Hauptflüsse.

Auch Fische kommen zurück in die Gewässer der Wasserwirtschaftsverbände – der Dreistachlige Stichling, der Neunstachlige Stichling, die Groppe, der Blaubandbärbling, die Marmorgrundel und Schwarzmundgrundel schwimmen nun wieder flussauf- und abwärts in den EGLV-Gewässern.

Darüber hinaus lebt in einem Nebeneinzugsgebiet der Emscher seit einiger Zeit auch wieder der Biber. Bereits zuvor wurden ebenfalls im Emscher-Gebiet der Eisvogel und die Gebirgsstelze gesichtet.

Naturfans können Artenvielfalt per App melden

Der Neunstachlige Stichling ist in der Escher zu Hause. Foto: Bernd Stemmer/ EGLV
Der Neunstachlige Stichling ist in der Emscher zu Hause. Foto: Bernd Stemmer/ EGLV

Wer mit offenen Augen durch die Natur läuft, kann viele dieser und auch andere Tiere beobachten und diese nun auch melden.

Mit dem Smartphone können Entdeckungen mittels der WebApp „Naturgucker“ festgehalten und gleichzeitig den Forschenden vom Naturschutzbund Nordrhein-Westfalen (NABU NRW) sowie von EGLV zur Verfügung gestellt werden.

So können Bürger:innen die Forschenden dabei unterstützen, zusätzliche Informationen über die Verbreitung einzelner Arten zu sammeln. Die WebApp Naturgucker ist kostenlos. Sie ist im Internet ohne Download unter NABU-naturgucker.de/eglv zu finden.


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