Von Susanne Schulte
Für alle 13 BewohnerInnen der Häuser Nettelbeckstraße 4 und 4a ist es ein prima Arrangement: Die acht Frauen und Männer, die mit ihren körperlichen Beeinträchtigungen leben müssen, haben die Hilfe gleich im Nachbarzimmer oder einen Stock höher, die fünf ohne Behinderungen haben eine zentrumsnahe Wohnung und helfen immer, wenn die anderen acht Hilfe brauchen, vor allem nachts.
Diese inklusive Wohngemeinschaft besteht seit einem Jahr, die beiden Häuser hat die Lebenshilfe von der Dogewo für 20 Jahre gemietet. Am Freitagnachmittag trafen sich diese 13 Menschen mit ihren Angehörigen und den Nachbarn aus der nahen Umgebung zum Hoffest.
Gute Kombination: Neben dem Studium arbeiten für die Lebenshilfe
Das Wohnmodell funktioniere gut, sagt India Paas, die soziale Arbeit studiert, mit zwei weiteren Betreuern in einer der beiden Wohnungen fast unterm Dach lebt und von Anfang an dabei ist.
Sie arbeitet neben dem Studium für die Lebenshilfe, wird dafür bezahlt, dass sie den Menschen mit Behinderung beim Kochen hilft, bei der Pflege wie dem morgentlichen Waschen und Anziehen und Nachtdienst macht.
„Letztens ist einem die Wasserwasser im Bett ausgelaufen. Da er nicht selbst in der Lage ist, das Bettzeug zu wechseln, ruft er an und ich mache das“, erzählt die 22jährige. Sie zahlt genauso wie die anderen für die gemütliche Wohnung Miete an die Lebenshilfe.
Alles ist barrierefrei – nur der Aufzug fehlt in den Häusern
Die Parterre-Wohnungen sind durch die Haustür zur Straße nur über eine Treppe zu erreichen. Unüberwindlich für Rollstuhlfahrerinnen und schwer gehbehinderte Personen.
Also baute man im Hinterhof eine Rampe, so dass diese BewohnerInnen über ihre Terrassentür in ihre vier Wände kommen. „Ja, dass wir keinen Aufzug haben, ist ungewöhnlich. Aber ins Treppenhaus kann man keinen einbauen“, erklärt Paas und zeigt die Gegebenheiten.
Trotzdem gibt es bereits eine Warteliste von InteressentInnen, die gerne einziehen möchten. Freie Plätze werden im Internet inseriert. So kam auch Jannik Pape in die Nettelbeckstraße. Er studiert Wirtschaftsingenieurswesen, zog von Flensburg nach Dortmund und suchte eine Bleibe.
Das Angebot der Lebenshilfe sei ihm gerade recht gekommen, sagt er. Er habe, anders als viele seiner Altersgenossen, kein Soziales Jahr gemacht, und bewarb sich um Wohnung und Job. Es klappte. Wie auch Indra Paas geht es ihm um die Gemeinsamkeit, um Ausflüge und andere Unternehmungen, die mit der kompletten Hausgemeinschaft gemacht werden. Wie jetzt das Hoffest nach einem Jahr Zusammenleben.
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