Von Emelie Wendt
Bei der heutigen Extraschicht gibt es viel zu erleben: Die DASA lockt mit Kabarett und Wissenschaft zum Anfassen, das Dortmunder U wird zur Computerspiele-Plattform, im Hoesch Museum geht es mit Feuerzauber heiß her, die Kokerei Hansa wird Kulisse eines skurrilen Jahrmarkts der 20er Jahre, auf der Zeche Zollern gibt es ein wenig von all diesen Dingen und das Brauerei-Museum eröffnet seine neue Sonderausstellung „Vom Korn zum Bier. Der erstaunliche Aufstieg Westfalens zur Brauregion Nr. 1“.
Ausstellung „200 Jahre Westfalen. Jetzt“ erinnert an die Gründung der Provinz
Unter diesem Titel „200 Jahre Westfalen. Jetzt“ und der Schirmherrschaft der Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-Westfalen, Hannelore Kraft, erinnert das Museum für Kunst und Kulturgeschichte ab dem 28. August an die Gründung der Provinz Westfalen.
Das Brauerei-Museum, unterstützt durch die Stiftergesellschaft, nimmt dieses Westfalen-Jubiläum bereits jetzt zum Anlass, in der Sonderausstellung die Entstehung eines der während der letzten beiden Jahrhunderte wichtigsten Wirtschaftszweiges darzustellen.
Aber warum nur 200 Jahre? „Erst 1815 entstand Westfalen durch die Beschlüsse des Wiener Kongresses als preußische Provinz“, erklärt Dr. Heinrich Tappe, Kurator des Brauerei-Museums. Etwas später als der politische Status änderten sich auch die Trinkgewohnheiten: Bis in die 1860er Jahre konsumierte keine preußische Provinz weniger Bier als Westfalen.
„Branntweinpest“ und bayrische Braukunst
Des Westfalens liebste Getränke waren Schnaps und Kaffee. Der echte Bohnenkaffee war für die breite Masse der Bevölkerung aber zu teuer.
Die allermeisten tranken Kaffee-Ersatz: Malz-Kaffee, Korn-Kaffee, Zichorien-Kaffee. „Das waren reine Gebrauchsgegenstände, solche Verpackungen sammelt keiner.“
Deshalb ist Dr. Tappe besonders stolz, drei Stangen Zichorien-Kaffee, die an übergroße China-Kracher erinnern, zeigen zu können: „Im Deutschen Verpackungsmuseum in Heidelberg bin ich fündig geworden.“
An Branntwein trank der Westfale acht Liter pro Kopf in reinem Alkohol: „Das ist das, was man heute insgesamt an alkoholischen Getränken zu sich nimmt.“ Insbesondere die Kirchen fürchteten um die Volksgesundheit.
Priester und Pastoren ermahnten die Gemeinden, vom Branntwein abzulassen und lieber Bier zu trinken. Etwa 1840 übernahmen die Brauereien auch die beliebte bayerische, untergärige Brau-Methode, um den Reiz des Bieres für die Westfalen zu erhöhen. Der Umschwung gelang …
Historische Bildmaterialien und andere Exponate
Jede der 15, seit der Anfangszeit des Bieraufschwungs noch aktiven Brauereien Westfalens – von der mit 325 Jahren ältesten in Beckum bis zu derzeit größten in Krombach – ist in der Ausstellung mit historischen Bildmaterialien oder anderen Exponaten vertreten.
Dr. Tappes Lieblinge sind hier die alten Biergläser, auf denen die Unternehmen wortschöpferisch tätig wurden, um „Pils“ in ihren Logos unterzubringen, ohne die Markenrechte Pilsens zu verletzen.
Bier-Verkostung und Führungen
Von 18 Uhr bis Mitternacht lädt das Brauerei-Museum heute bei der Extraschicht zur Bier-Verkostung ein, Führungen durch die ständige Ausstellung und die Sonderausstellung laufen eine Stunde länger bis 1 Uhr. Die Sonderausstellung „Vom Korn zum Bier. Der erstaunliche Aufstieg Westfalens zur Brauregion Nr. 1“ ist danach noch bis 31. März 2016 im Brauerei-Museum zu sehen.
Mehr Informationen: