Polizeipräsident: „Die Vernunft darf nicht auf der Strecke bleiben“

Alkohol- und Drogenkonsum haben 2023 viele Unfälle in Dortmund und Lünen verursacht

Während die Zahl der Verkehrsunfälle insgesamt im Vergleich zu den Pandemiejahren wieder angestiegen ist, ist die Anzahl der Verkehrsunfälle mit Personenschaden leicht rückläufig. Grafik: Polizei Dortmund

Nach dem Rückgang der Verkehrsunfälle in den Pandemiejahren ist die Zahl der Unfälle in Dortmund im Vergleich von 2022 zu 2023 um 13 Prozent auf 24.600 gestiegen. Im Jahr vor der Pandemie (2019) waren es laut Polizei Dortmund 24.980. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl aller Verletzten 2023 leicht um 1,3 Prozent auf 1779 gesunken.

Anstieg um 70 Prozent bei durch Drogenkonsum verursachten Unfällen

„Bei den getöteten und schwerverletzten Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmern stellen wir im Vergleich zum Vorjahr zwar einen leichten Rückgang fest. Mit einem Rückgang von vier Getöteten auf drei kann aber niemand zufrieden sein, denn drei Getötete im Straßenverkehr bleiben drei zu viel. Und auch 231 Schwerverletzte sind 231 zu viel.“

Mit dieser Aussage stellte Polizeipräsident Gregor Lange die Verkehrsunfallbilanz für Dortmund vor. Keiner der drei auf den Straßen Getöteten war mit einem Kraftfahrzeug unterwegs – auf dem Brackeler Hellweg, der Leni-Rommel-Straße und der Bornstraße starben 2023 zwei Radfahrer und ein Fußgänger.

Links die Fallzahlen der durch Alkohol und Drogen verursachten Unfälle im Stadtgebiet von Dortmund, rechts die Fallzahlen für die Autobahn. Grafik: Polizei Dortmund

Beim Blick in die Bilanz für 2023 fällt außerdem auf, dass die Zahl der Verkehrsunfälle mit Drogenkonsum als Unfallursache um 70 Prozent auf 126 Fälle gestiegen ist. Beim Alkohol als Ursache ist die Zahl um 10 Prozent auf 319 angestiegen.

„Es ist bekannt, dass Alkohol und Drogen die Wahrnehmungsfähigkeit und Fahrtüchtigkeit im Straßenverkehr beeinflussen. Um diese Ursache abzustellen, brauchen wir nicht noch mehr Sicherheitstechnik in Fahrzeugen. Wir brauchen mehr Verantwortung am Steuer – die Vernunft darf aber nicht auf der Strecke bleiben“, so Gregor Lange.

Weniger verletzte Radfahrende aber starker Anstieg bei Pedelec-Nutzer:innen

Zu den häufigen Unfallursachen auf Dortmunds Straßen gehören zudem zu geringer Abstand, zu hohes Tempo, Fehler beim Abbiegen, Überholmanöver, Vorfahrtsverstöße, Ablenkung durch elektronische Geräte wie Smartphones sowie Fehlverhalten zu Fuß oder auf dem Fahrrad.

Polizeipräsident Gregor Lange Foto: Lina Khyat

Das alles führe zu Unfällen, die nicht zufällig passieren würden, sondern immer vermeidbar seien. Respekt vor dem Leben, Achtsamkeit und Rücksicht seien die beste Prävention, stellt der Polizeipräsident klar.

Positiv fällt in der Verkehrsunfallbilanz auf, dass im vergangenen Jahr 122 Radfahrerinnen und -fahrer weniger verletzt wurden als 2022 (356 statt 478). Bei den Pedelec-Nutzer:innen ist die Zahl im Vergleich 2022 / 2023 allerdings um 12 auf 131 angestiegen. In den vergangenen Jahren waren es deutlich weniger (2019: 32).

Um die Zahlen zu senken, wird die Polizei ihre Präventionsangebote für Pedelec-Fahrerinnen und -Fahrer weiter ausbauen. Trainingsinhalte sind u.a. das sichere Auf- und Absteigen, das Anfahren und Bremsen, langsames Fahren, Bordsteinkanten und Bahnübergänge.

Als gutes Beispiel vorangehen: Polizei appelliert an erwachsene Radfahrer:innen, Helme zu tragen

Bei den Fußgängern gab es 21 Unfälle weniger (325) als 2022. Bei der immer größer werdenden Gruppe der Radfahrerinnen und -fahrer ist der starke Anstieg der vergangenen Jahre 2023 zunächst einmal gestoppt. Mit einer Ausnahme: Mit den 40 Unfällen bei Rad fahrenden Kindern (bis 14 Jahre) ist der Höchstwert seit 2019 (= 30) erreicht.

Grafik: Polizei Dortmund

Polizeipräsident Gregor Lange und der Leiter der Direktion Verkehr, Ralf Ziegler, forderten Radfahrerinnen und Radfahrer auf, Helme zu tragen. Der Polizei fällt im Straßenverkehr auf, dass Kinder beim Radfahren stets Helme tragen. Eltern und Senioren verzichten häufiger.

„Auch Eltern und Großeltern sollten Helme tragen. Zur eigenen Sicherheit und um ein Vorbild zu sein“, appellieren die beiden Beamten. Vor allem, da das Radfahren auch in Dortmund an Bedeutung gewinnt.

Polizei setzt weiter auf repressiven Kontrolldruck gegen Raser:innen

Ralf Ziegler ist Leiter der Direktion Verkehr bei der Dortmunder Polizei. Foto: Karsten Wickern für Nordstadtblogger.de

„Mit unserer neuen Strategie für mehr Sicherheit auf den Straßen verstärken wir den Schutz ungeschützter Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer. Bei Kindern und vor allem bei den älteren Menschen, die mit Pedelecs unterwegs sind, bauen wir unsere Angebote aus“, kündigte Ralf Ziegler an. Prävention und Repression setze die Polizei dabei gleichrangig an.

Über Einsätze im Straßenverkehr sagte der Leiter der Direktion Verkehr: „Unsere auf Repression ausgelegten Kontrollen sind an bestimmte Adressaten gerichtet: Wo Respekt vor Geschwindigkeiten fehlt, fehlt auch der Respekt vor dem Leben und dem Recht auf körperliche Unversehrtheit. Unsere Kontrollen führen zu hohen Geldbußen und wir stellen Führerscheine und Fahrzeuge sicher.“

Den ganzen Verkehrsbericht 2023 gibt es hier zum Nachlesen.

Unterstütze uns auf Steady

Reader Comments

  1. Unterschätzte Gefahr: Polizei Dortmund warnt eindringlich vor Lachgas-Konsum am Steuer – es herrscht Lebensgefahr (PM)

    Viele große Schlücke aus der Bierflasche, mehrere tiefe Züge vom Joint – und dann hinter das Steuer setzen: Das tun Menschen, auch in Dortmund, immer wieder, weshalb es für die Beamtinnen und Beamten der Polizei Dortmund ein nahezu „alltäglicher“ Einsatz ist, dieses Vergehen zu sanktionieren. Wer betrunken oder unter Drogeneinfluss mit dem Auto fährt oder ein sonstiges Kraftfahrzeug führt, riskiert seinen Führerschein und gefährdet nicht nur sich, sondern auch andere Menschen.

    Seit geraumer Zeit beobachtet die Polizei Dortmund zusätzlich ein neues Phänomen, das das Deliktsfeld „Fahren unter dem Einfluss von berauschenden Mitteln“ erweitert: Der Konsum von Lachgas, in Verbindung mit dem Führen von Kraftfahrzeugen, ist auf dem Vormarsch – und sehr gefährlich. „Wir sprechen hier definitiv von einer völlig unterschätzten Gefahr“, sagt Ralf Ziegler, Leiter der Direktion Verkehr der Polizei Dortmund: „Ich habe überhaupt kein Verständnis für die Menschen, die so etwas machen. Rauschzustände am Steuer gefährden das eigene Leben und das Leben unbeteiligter Menschen. Deshalb gehen wir rigoros dagegen vor und schöpfen den gesetzlich möglichen Rahmen vollkommen aus.“

    Menschen, die Lachgas konsumieren, können in Rauschzustände abdriften, stark benebelt sein oder halluzinieren. „Wenn jemand zeitlich oder räumlich nicht orientiert ist“, sagt Ralf Ziegler, „wenn jemand glasige Augen oder sonstige Ausfallerscheinungen hat, dann werden wir Ermittlungsverfahren einleiten. Und dann ist auch der Führerschein in Gefahr.“ In den Sozialen Medien kursieren immer wieder Videos von Menschen, die nach dem Lachgas-Konsum einen „Kick“ verspüren und entsprechend agieren. Auch in Verbindung mit der Raser-, Poser- und illegalen Tuningszene ist dieses Phänomen schon aufgetreten, auch aus Dortmund gibt es Videos.

    Belastbare Zahlen gibt es aufgrund der Neuartigkeit des Phänomens aktuell zwar noch nicht. Dennoch finden sich bei Verkehrskontrollen immer wieder Lachgas-Flaschen im Fußraum von Autos. Auch die schlechte Ladungssicherung – egal, ob im Fußraum, auf der Rückbank oder auf der Ladefläche eines Transporters – registriert die Polizei Dortmund immer wieder. „So ein Verstoß ist verdammt teuer. Die Bußgelder starten im mittleren, dreistelligen Euro-Bereich, inklusive Punkte in Flensburg. Auch hier ahnden wir knallhart.“

    Nicht nur in Dortmund, sondern auch in Lünen beobachtet die Polizei aktuell Auffälligkeiten im Hinblick auf Lachgas. Zuletzt wurden auf dem Parkplatz am Preußenbahnhof – mal kleinere, mal größere – Lachgas-Flaschen im Gebüsch gefunden. Es ist nicht auszuschließen, dass sich am Parkplatz größere Personengruppen mit ihren Autos treffen, um dort auch Lachgas zu konsumieren. Die Polizei Dortmund wird auch hier wachsam bleiben und diesem Phänomen mit großem Engagement und viel Unverständnis entgegentreten.

    In Dortmund hat es erste Unfälle gegeben, die im Lachgas-Konsum begründet liegen könnten. Nach einem Unfall mit drei Verletzten auf der Märkischen Straße im Oktober etwa zeigte ein Hyundai-Fahrer, der mit einem Baumschutzbügel kollidiert war, starke Ausfallerscheinungen. Die Vortests auf Alkohol und Drogen: negativ. Zeugen bemerkten allerdings das verdächtige Verhalten eines der Fahrzeuginsassen nach dem Unfall. Dieser war mit einem Karton in einer Seitenstraße verschwunden und ohne diesen wieder zurückgekehrt. Als die Beamten die Straße absuchten, fanden sie eine Flasche Lachgas. Die Folge: Eine Anzeige wegen des Verdachts der Straßenverkehrsgefährdung mit Fahrunsicherheit infolge geistiger und körperlicher Mängel. Auch ein Bericht an das Straßenverkehrsamt gehört hier standardmäßig zu den Maßnahmen der Polizeibeamten. Auch bei einem Unfall auf dem Hiltropwall im September 2023, bei dem zwei Männer verletzt wurden, könnte Lachgas im Spiel gewesen sein. Ein 22-jähriger Dortmunder verlor die Kontrolle über sein Fahrzeug und prallte gegen einen Baum – hier entsorgte der Beifahrer eine Lachgas-Flasche auf dem angrenzen Gehweg.

    Wie eingangs erwähnt, sind Alkohol- und Drogenkonsum weiterhin die häufigste Unfallursache im Zusammenhang mit berauschtem Fahren. Während die Zahl der Unfälle unter Alkoholeinfluss im Stadtgebiet im Corona-Jahr 2020 mit 219 auf einem vorläufigen Tiefststand war, ist diese Zahl mit 319 (2023) mittlerweile wieder deutlich angestiegen. Auch Unfälle unter Drogeneinfluss sind von 72 (2020) auf 126 (2023) gestiegen. Auf der Autobahn ein ähnliches Bild: Unfälle unter Alkoholeinfluss sind leicht von 78 (2020) auf 90 (2023) gestiegen, Unfälle unter Drogeneinfluss von 35 (2020) auf 59 (2023).

  2. Das Team der Unfallprävention der Polizei: Mit Sicherheit für alle Bürgerinnen und Bürger da (PM)

    Verkehrsunfälle verhindern und Leben schützen: Das sind die Ziele des Teams für die Verkehrsunfallprävention und den Opferschutz des Polizeipräsidiums Dortmund. Abgekürzt: VUP/O.

    Die 17 Polizistinnen und Polizisten dieser Dienststelle erreichen pro Jahr rund 60.000 Bürgerinnen und Bürger in Dortmund und Lünen, um mit mehr als 20 unterschiedlichen Angeboten in beiden Städten für mehr Verkehrssicherheit zu sorgen. Dazu kommen die vielen Kontakte der Bezirksdienst-Beamtinnen und -Beamten der Polizeiwachen zu den Kindertagesstätten und Grundschulen.

    „Wir schaffen und stärken Fähigkeiten in allen Altersgruppen und spüren dabei ein außerordentlich großes Vertrauen zu allen Bürgerinnen und Bürgern, egal, wie alt und egal, ob sie zu Fuß, auf dem Fahrrad und motorisiert auf zwei, vier oder mehr Rädern unterwegs sind“, sagt Sascha Schlusemann (47) über die Präventionsarbeit auf den Straßen, mit Schulen, in Seniorentreffs sowie auf Messen, Festivals und anderen Veranstaltungen. Der Polizeihauptkommissar leitet das VUP/O-Team.

    Die Verkehrsunfallprävention beginnt mit Bordstein-Trainings im Vorschulalter und den Besuchen in der Verkehrspuppenbühne. Das VUP/O-Team begegnet Kindergarten-Kindern, Grundschülern, den Jungen und Mädchen der weiterführenden Schulen und Erwachsenen dabei stets persönlich. „Ein vertrauensvolles Verhältnis ist in unserer Arbeit enorm wichtig“, sagt Sascha Schlusemann.

    Ob Themen wie „sehen und gesehen werden“, der sichere Start in die Fahrrad- und Motorradsaison, der sichere Umgang mit dem Rollator, immer wieder das Elterntaxi und – neu im Angebot – der Einsatz des E-Scooter-Simulators für Siebt- und Achtklässler: „Wir wollen Verständnis für Risiken im Straßenverkehr wecken und werben für Respekt und Rücksichtnahme. Niemals mit erhobenem Zeigefinger und immer auf Augenhöhe – dieser wichtige Grundsatz begleitet uns ständig.“

    Das Team der Verkehrsunfallprävention ist dabei nie allein unterwegs. Ob Kinder, Jugendliche, Erwachsene oder Senioren – alle bringen ihr Wissen und ihre Lebens- und Verkehrserfahrung mit ein. Wichtige Netzwerkpartner wie ADFC, Verkehrswacht, Senioren- und Familienbüros, Kitas, Stadtteilzentren, Schulen und Schulverwaltung, ASB, Volkshochschule, Sanitätshäuser, Arbeiterwohlfahrt, Diakonie, Caritas und der Deutsche Verkehrssicherheitsrat sind wichtige haupt- und ehrenamtlich arbeitende Wegbegleiter, die täglich dabei helfen, Verkehrsunfälle zu verhindern und Leben zu schützen.

    Aktuell baut das VUP/O-Team auch das Angebot für Pedelecs fahrende Seniorinnen und Senioren aus. Die Trainings sind stark nachgefragt. Die Zahl der Verkehrsunfälle mit Pedelecs ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. 2019 waren es in Dortmund 32 Unfälle mit Pedelecs. 2023 waren es 119.

Write a Comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert