Von Horst Delkus
Er gilt – neben Ernst Barlach und Wilhelm Lehmbruck – als einer der bedeutendsten deutschen Bildhauer der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Als Architekt, Bildhauer, Grafiker, Kunsthandwerker und Maler hinterließ er ein umfang- und facettenreiches Werk: Bernhard Hoetger, geboren am 4. Mai 1874, also vor bald 150 Jahren, in Hörde. Er starb verarmt und von Depressionen geplagt im Alter von 75 Jahren 1949 in der Schweiz. Fast 20 Jahre später, 1968 erhielt Hoetger seine letzte Ruhestätte auf dem Dortmunder Ostfriedhof. Hoetger hatte es sich gewünscht, dass seine Urne gemeinsam mit der seiner 1967 verstorbenen Ehefrau Lee, in Dortmund beigesetzt wird. Die Stadt erhielt dafür seinen künstlerischen Nachlass, mehr als 270 Gipsmodelle.
Noch 1995 wurde das aktuell abgeräumte Grab offiziell als Ehrengrab bezeichnet
„Wir haben seinen letzten Wunsch erfüllt“, hieß es denn auch in einer Einladung der Stadt Dortmund zu einer „Stunde des Gedenkens“ am Freitag, den 23. August 1968.
Jahrelang galt das Hoetger-Grab in den Medien und in offiziellen Publikationen als Ehrengrab. So noch 1995 in einem Ausstellungskatalog des Museums am Ostwall. ___STEADY_PAYWALL___
Dort ist auch zu lesen: „Als Grabplatte wurde eine verkleinerte Ausführung des Reliefs Lichtbringer aufgestellt, das Hoetger ursprünglich für die Eingangsfront der Böttcherstraße 1936 entworfen hat, und das 1939 an der Westfassade seines letzten Berliner Wohnhauses angebracht war.“
Enttäuschung über Umgang der Stadt mit Grabmal bei privat engagierten Kunstliebhaber:innen
Der Ostfriedhof ist mit vielen seiner Grabmale, unter anderem von Benno Elkan, ein bedeutsamer Kunstort. Da Metalldiebe Kunstbanausen sind, gründete die Kunst- und Friedhofsliebhaberin Heike Wulf 2018 die Bürgerinitiative Freunde des Ostparks / Friedhofs.
Ihr gelang es, die Stadt Dortmund davon zu überzeugen, Elkans Originalkunstwerke zu sichern und durch hochwertige Repliken zu ersetzen. Um so enttäuschter ist Heike Wulf, das auch das Grabmal von Bernhard Hoetger abgeräumt wurde. Und seitdem nicht erneuert:
„Ich finde es unglaublich, wie die Stadt mit dem Künstler umgeht.“ Auch Willi Garth vom Hörder Heimatverein, der sich intensiv mit dem Leben von Hoetger beschäftigt hat und auf dessen Initiative der Hoetger-Park eingerichtet wurde und 2008 eine Ausstellung im Bürgersaal in Hörde stattfand, ist „sprachlos“.
Für die Stadt ist nur die Skulptur zu erhalten, da es nie ein offizielles Grab gegeben habe
Irritiert hat beide vor allem ein Schreiben der Friedhöfe Dortmund, in dem es unter anderem heißt: „Diese Stelle war nie eine offiziell erworbene Grabstelle, sondern immer eine Art Gedenkstätte ohne Beisetzung. Aus diesem Grund erkennt die Stadt die Skulptur aber nicht den Ort für sich als erhaltenswert an.“
Auf Anfrage der Nordstadtblogger teilte die Stadt Dortmund nun folgendes mit: „Aus Presseberichten geht hervor, dass die Urnen der Eheleute im August 1968 auf den Ostfriedhof überführt wurden.“ Die neue Grabstätte ist kein offizielles Ehrengrab, sie zählt aber zu den Grabstätten der Stadt Dortmund, „die wie Ehrengräber zu behandeln sind“.
Veranstaltungen zum 150. Geburtstag von Bernhard Hoetger
Und weiter: „Die Grabstätte wurde im friedhofsrechtlichen Sinne nicht abgeräumt. Der Lichtbringer und der Sockel sind im Jahr 2020 abgebaut und eingelagert worden, um sie zu sichern und zu restaurieren.“
Zu Hoetgers 150. Geburtstag sind auch in Dortmund einige Aktivitäten geplant. So ein Vortrag am 11. Juli im Museum Ostwall im U, ein weiterer „Spaziergang“ zu seinen Plastiken im öffentlichen Raum, vor allem im Hoetger-Park in Hörde, sowie eventuell die Aufführung des Films über Bernhard Hoetger „Der schwarze Magier“.
Nicht nur Heike Wulf und Willi Garth würde es freuen, wenn im Jahr von Hoetgers 150. Geburtstag auch sein Grabmal wieder restauriert und mit einer Replik versehen wieder aufgebaut wird.
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