Um gegen den selbsternannten Nazi-Kiez in Dortmund-Dorstfeld und den Rechtsextremismus auf parlamentarischer Ebene ein Zeichen zu setzen, veranstalteten die „Quartiersdemokraten“ am Montagabend (5. Februar 2024) eine Mahnwache auf dem Wilhelmplatz. Der Zulauf überraschte die Veranstalter:innen positiv. In Zukunft sollen regelmäßige Proteste in ganz Dortmund organisiert werden.
Organisator:innen freuen sich: Mahnwache gegen Rechtsextremismus ein voller Erfolg
Die Mitte Januar veröffentlichte Investigativrecherche von Correctiv enthüllte ein geheimes Treffen hochrangiger AfD-Politiker:innen, Mitgliedern der Werteunion und Rechtsextremist:innen, wie dem Leiter der österreichischen „Identitären Bewegung“ Martin Sellner, bei dem über die millionenfache Deportation von Menschen mit Migrationshintergrund phantasiert wurde und sorgte bundesweit für einen lauten Aufschrei. Allein am dritten Januarwochenende gingen mindestens 1,3 Millionen Menschen in Deutschland für die Demokratie auf die Straße, seitdem folgen wöchentlich Proteste.
Auch in Dortmund versammelten sich am 20. Januar bei einer Großdemonstration schätzungsweise 30.000 Teilnehmer:innen in der Innenstadt, etwa 400 Menschen demonstrierten gegen den Neujahrsempfang des AfD-Bundestagsabgeordneten Matthias Helferich in Oberdorstfeld.
„Daraus entstand die Idee, zeitnah eine Mahnwache direkt am Wilhelmplatz zu organisieren. Ziel ist es, deutlich zu machen, dass Dorstfeld kein ,Nazi-Kiez‘ ist. Rechte Akteure im Stadtteil versuchen aber Räume für sich zu beanspruchen. Dem müssen wir als Zivilgesellschaft regelmäßig entgegentreten“, erklären die „Quartiersdemokraten“.
Vor dem Hintergrund fand die Mahnwache gegen Rechtsextremismus statt. Mit bunten Lichtern und Plakaten versammelten sich etwa 200 Personen für ein demokratisches Miteinander, das waren mehr Teilnehmer:innen als die Organisator:innen zuvor angenommen hatten. Auch der Stadtteilladen „wilma“ war geöffnet. Die „Quartiersdemokraten“ resümieren: „Die Stimmung war ausgelassen und die Mahnwache verlief ohne Störversuche durch Rechtsextreme.“
„Wer in der Demokratie schläft, wacht in der Diktatur auf“: Manfed Kossack warnt vor der AfD
Auch Manfred Kossack, der Sonderbeauftragte des Oberbürgermeisters für Vielfalt, Toleranz und Demokratie, fand sich unter den Teilnehmenden. Er freut sich darüber, dass die Recherche auch die „schweigende Mehrheit“ geschockt auf die Straßen gebracht hat. Kossack erklärt: „Die AfD ist brandgefährlich für unsere Demokratie. Geschichte und Gegenwart in Deutschland, Europa und der Welt lehren uns: Populisten, meist verkleidete Extremisten, brauchen keine parlamentarischen Mehrheiten, um eine offene demokratische Gesellschaft zu zerstören.“
Auf die Frage, weshalb er an den Mahnwache teilnimmt, antwortet er: „Es ist so wichtig, jetzt für die Demokratie Flagge zu zeigen. Und das auch vor Ort. Dort, wo man lebt und sich kennt. Die Gespräche sind wichtig und weitere Initiativen und Ideen, die daraus erwachsen.“
Eine Idee, die aus den Protesten resultiert, haben die „Quartiersdemokraten“, der „Runde Tisch“ und weitere Engagierte bereits: Sie möchten in regelmäßigen Abständen Mahnwachen in ganz Dortmund organisieren. „Hierfür planen wir mit weiteren engagierten Organisationen am 19. Februar die nächste Aktion und hoffen, dass wir zeitnah mehr dazu sagen können“, verraten die „Quartiersdemokraten“.
Manfred Kossack richtet sich mit einer Bitte an die Dortmunder Mehrheitsgesellschaft. Er appelliert: „Wer in der Demokratie schläft, wacht in der Diktatur auf. Darum bleibt hellwach, gut informiert und tretet ein für unsere Demokratie. Leistet Überzeugungsarbeit, daheim, in eurer Nachbarschaft, euren Gemeinden, Vereinen, Gewerkschaften und bei Schule und Arbeit.“
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Rund 200 Menschen bei Mahnwache gegen Rechtsextremismus in Dortmund-Dorstfeld
Reader Comments
Manfred Kossack
Liebe Paulina Bermudez,
danke für einen richtig guten Artikel. Er wird helfen, Menschen zu ermuntern:
Für unsere Demokratie und Mitmenschlichkeit einzutreten und zu streiten.
Manfred Kossack
Ulrich Sander
Wir waren auch dabei auf dem Wilhelmplatz. Macht weiter so! Aber bitte Samstags und bei Tageslicht. Es ist nicht angenehm, im Dunklen durch Dorstfeld zu laufen. Eine große Demo, zu der der DGB aufruft, wäre uns noch lieber.
Und macht endlich das Rückführungsbeschleunigungsgesetz der Regierung ebenso zum Thema wie die Pläne der Deportationsverbrecher.
Mahnwache will ein Zeichen für Demokratie in Marten setzen (PM)
Am Montag, 19.02. um 18.00 Uhr ruft der Förderverein Dortmund-Marten und Germania e.V. zu einer Mahnwache für Demokratie unter dem Motto : „Dortmund für Demokratie – zusammen stark!“ in der Meile in Marten vor der Nachbarschaftswerkstatt Meilenstein auf. Ab 18.30 Uhr lädt der Förderverein in den Meilenstein ein zu einem offenen Gesprächskreis zur Demokratie ein.