Gemeinsam lernen und erleben – und das vor der Zusage eines festen Schulplatzes. Diese Möglichkeit haben zugewanderte Schüler:innen zwischen 6 und 18 Jahren unter anderem in der Volkshochschule. Das Projekt „Kurze Beine, kurze Wartezeiten“ bringt Kinder und Jugendlichen von der ersten bis zur zwölften Klasse erste Schulregeln und ein soziales Miteinander bei. Spielerisch solle so auf den Schulalltag vorbereitet werden.
„Wir dürfen Kinder nicht alleine lassen, solange sie auf einen Schulplatz warten“
In einem kleinen Klassenraum basteln rund 15 Kindern und Jugendliche eifrig. Die Gruppe ist bunt gemischt: Viele unterhalten sich auf Arabisch, einige auch auf Rumänisch und Ukrainisch. Die Volkshochschule betreut, gemeinsam mit elf weiteren Projekten im Dortmunder Stadtgebiet, flächendeckend, während parallel ein Schulplatz vermittelt wird.
„Wir dürfen Kinder nicht alleine lassen, solange sie auf einen Schulplatz warten“, erzählt Schuldezernentin Monika Nienaber-Willaredt. Denn: „Routine bringt Sicherheit“. Alle haben einen anderen Bildungsstand. Manche haben in ihrem Heimatland bereits eine Schule besucht, andere nicht. Umso wichtiger sei es, die Schüler:innen individuell zu fördern.
Das schulnahe Bildungsangebot in Eving legt den Grundstein für rund 200 Kinder, die in Dortmund zwischen vier und neun Wochen auf einen richtigen Schulplatz warten müssen. Die Kommunikation verlaufe dabei meist über Bilder, berichtet Nienaber-Willaredt. Das Projekt wird von jeweils zwei Dozent:innen begleitet, zum Beispiel Sozialpädagog:innen oder Lehrer:innen im Ruhestand.
Schuldezernentin und Oberbürgermeister machen sich ein Bild vor Ort
Von Montag bis Freitag von 8 bis 12:30 Uhr werden die Geflüchteten niedrigschwellig an das Leben und das Bildungssystem in Deutschland herangeführt. Oberbürgermeister Thomas Westphal und Schuldezernentin Monika Nienaber-Willaredt machten sich am Donnerstag (1. Februar) selbst ein Bild von dem Brückenprojekt.
„Neben dem Ankommen und ersten Begriffen auf Deutsch geht es darum, die Kinder und Jugendliche an institutionalisierte Bildung, Regeln und einen regelmäßigen Alltag heranzuführen. Sie lernen, dass sie (Bildungs-)Institutionen vertrauen können und werden intensiv begleitet, damit der Übergang ins Regelschulsystem bestmöglich gelingt“, so Nienaber-Willaredt.
„Ich finde es großartig, wie engagiert die Kinder und Jugendlichen hier teilnehmen und neugierig alles aufnehmen, was sie vor dem Eintritt ins Regelschulsystem lernen können“, findet Westphal. „Das Überbrückungsangebot zeigt: Auch wenn zuerst kein Schulplatz für die zugewanderten Kinder gefunden werden konnte, lassen wir sie nicht allein – im Gegenteil, wir helfen ihnen beim Wachsen.“
Überfüllt Schulen sorgen für neue Ansätze
Der Oberbürgermeister betonte die Wichtigkeit des Angebots. Zwar würde ein solches keine Schule ersetzen, sei aber in Anbetracht der überfüllten Schulen das beste Mittel. Die Auslastung begründe sich aufgrund von zwei Faktoren: Zuwanderung und eine gesteigerte Geburtenrate.
Brückenprojekte ließen sich deutlich schneller errichten, als Schulen komplett neu zu bauen. Dennoch müsse ein besseres Baurecht geschaffen werden, insbesondere Grundschulen ständen im Fokus. Ferner kritisierte Westphal erneut die Landesregierung: Das Projekt sei allein von der Stadt finanziert, das Land gebe kein Geld dazu.
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