Die Aufklärungsquote bei Tötungsdelikten liegt deutschlandweit bei weit über 90 Prozent – und dennoch gibt es Fälle, deren Hintergründe nie aufgeklärt werden. Durch neue kriminaltechnische Methoden wollen Polizei und Staatsanwaltschaft Dortmund einige Altfälle neu aufrollen. Seit Montag (15.01) arbeitet die Ermittlungsgruppe „Cold Case“ an der Aufklärung von 42 Fällen, dafür braucht es auch Hinweise aus der Bevölkerung.
42 Altfälle werden erneut unter die Lupe genommen
Die Dortmunder Polizei arbeitet, in Zusammenarbeit mit Staatsanwältin Gülkiz Yazir, daran, weit zurückliegende Fälle aufzuarbeiten. Die Ermittlungsgruppe „Cold Case“, bestehend aus drei erfahrenen Mordermittlern, einem Kriminaltechniker, drei sogenannter „Senior Experts“ (ehemalige Ermittler:innen, die aus dem Ruhestand zurückkehren) und jungen Polizist:innen haben am Montag (15.01) mit ihrer Arbeit begonnen. Geleitet wird die Einheit vom Ersten Kriminalhauptkommissar Gregor Schmidt.
Bei 42 Delikten ab dem Jahr 1970 aus Dortmund, Unna, Soest, Hamm und dem Hochsauerlandkreis solle nun mittels neuster kriminaltechnischer Methoden geschaut werden, „ob eine Fallklärung noch möglich sein könnte“, so die Polizei.
Zwei der sogenannten „Cold Cases“ wurden in der Vergangenheit durch die Polizei schon gelöst. Der Mord an der damals 16-Jährige Nicole Denise Schalla aus Dortmund sowie der Fall um Ursula Scheiwe aus Soest seien durch neue Untersuchungsmethoden und weiterführende Ermittlungen aufgeklärt worden.
Mord an Heike Kötting bei ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY“
Ein Fall aus Dortmund wirft auch nach über dreißig Jahren noch Fragen auf. Heike Kötting wurde am 25. Februar 1991 in ihrem Reihenhaus in Scharnhorst bei einem Einbruch erstochen. Durch einen unauffälligen Kellerschacht sollen die Täter in das Haus der damals 28-Jährigen gekommen sein, wodurch die Polizei davon ausgeht, dass sich Täter und Opfer kennen.
In der Hoffnung auf neue Hinweise wendet sich die Ermittlungsgruppe am Mittwochabend in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY“ mit näheren Details zum Fall an die Bevölkerung. Für den entscheidenden Hinweis wurde eine Belohnung von 5.000 Euro ausgesetzt.
Ein besonders grausamer Fall spielte sich in einem Maisfeld in Unna ab. Der damals 11-Jährige Marc Gutte wurde zwischen dem 30.09.1986, 15:30 Uhr und dem 01.10.1986, 09:00 Uhr durch stumpfe Gewalteinwirkung gegen den Kopf getötet. Einen kleinen Erfolg konnte die Polizei in dem Fall aber bereits vermelden: Eine DNA-Spur wurde durch die Kommissar:innen gefunden, allerdings ergab sich kein Treffer in der Datenbank.
67-Jähriger in Bergkamener Wohnung stranguliert und erstochen
Ebenso viel beschäftigt die Kriminalkommissar:innen der Mord an Joseph Milata aus dem September 1986. Der damals 67-Jährige wurde in seiner Bergkamener Wohnung stranguliert und durch zahlreiche Stichverletzungen getötet. Die Polizei gibt an, Milata sei homosexuell gewesen und habe regelmäßig junge Männer zu sich nach Hause eingeladen.
Wissenschaftler:innen des Landeskriminalamtes konnten alte DNA-Spuren extrahieren, jedoch von mehreren Personen, die auch berechtigt in der Wohnung hinterlassen sein könnten. Bislang könne „kein Tatverdacht sicher begründet werden“, berichtet die Dortmunder Polizei.
Zeugen, die Hinweise zu den „Cold Cases“ geben können, werden gebeten sich bei der Kriminalwache Dortmunder unter: 0231/132-7441 zu melden.
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Festnahme nach über 30 Jahren im Mordfall Heike Kötting: 60-jähriger Dortmunder in U-Haft – Suche nach möglichem Mittäter heute Abend bei Aktenzeichen XY (PM)
Der Zugriff erfolgte am Montag (15. Januar) auf offener Straße: Staatsanwaltschaft Dortmund und Polizei Dortmund können die Festnahme eines Mannes vermelden, der im dringenden Verdacht steht, die damals 28-jährige Heike Kötting im Jahr 1991 in Scharnhorst ermordet zu haben. Der 60-jährige Dortmunder sitzt in Untersuchungshaft.
Gleichzeitig wird der Fall am heutigen Mittwochabend (20:15 Uhr) in der ZDF-Sendung Aktenzeichen XY vorgestellt. „Wir gehen aufgrund der Spurenlage und der Verletzungen davon aus, dass es einen weiteren Täter geben könnte“, sagt Gregor Schmidt, Erster Kriminalhauptkommissar und Leiter der Ermittlungsgruppe „Cold Case“ im Polizeipräsidium Dortmund. Er wird heute Abend im Studio vor Ort sein und mit Moderator Rudi Cerne über den Fall sprechen.
Auch Staatsanwältin Gülkiz Yazir hofft im Rahmen der Live-Sendung auf neuerliche Hinweise: „Wir gehen davon aus, dass die Täter durch einen Kellerschacht ins Haus gelangten. Nach dem aktuellen Ermittlungsstand ist die Beteiligung weiterer Personen nicht auszuschließen.“
Die Staatsanwaltschaft Dortmund hat für den entscheidenden Hinweis eine Belohnung von 5.000 Euro ausgesetzt. Wenn Sie Hinweise zum Mordfall Heike Kötting geben können, bitten wir Sie, bei der Dortmunder Kriminalwache anzurufen: 0231/132-7441.
Ermittlungserfolg nach über 37 Jahren: Festnahme im Cold Case Fall aus Bergkamen (PM)
Gemeinsame Presseerklärung der Staatsanwaltschaft und der Polizei Dortmund:
Die Ermittlungsgruppe „Cold Case“ des Polizeipräsidiums Dortmund hat 2023 die Ermittlungen im Fall des in Bergkamen getöteten 67-jährigen Josef Milata wieder aufgenommen. Josef Milata wurde am 26. September 1986 tot in seinem Einfamilienhaus in Bergkamen aufgefunden. Damals konnte kein Tatverdächtiger ermittelt werden.
Jetzt wurden die seinerzeit gesicherten Spuren neu bewertet, Asservate nochmals untersucht und Zeugen erneut vernommen. Dadurch konkretisierte sich der Tatverdacht gegen einen heute 56-jährigen Mann aus Bergkamen.
Am heutigen Donnerstag (18. April) nahmen die Ermittler den 56-jährigen, dringend Tatverdächtigen in seiner Wohnung fest. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Dortmund wurde ein Untersuchungshaftbefehl wegen Mordes erlassen.
Zwei Mordkommissionen bei der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ (PM)
Zwei ungeklärte Mordfälle beschäftigen Ermittlerinnen und Ermittler vom Polizeipräsidium Dortmund seit mehr als 30 Jahren. Die beiden Delikte waren am Mittwochabend (2. Oktober 2024) um 20:15 Uhr Thema in der ZDF-Fernsehsendung Aktenzeichen XY ungelöst. Mittlerweile sind über 50 Hinweise bei der Polizei Dortmund eingegangen.
Fall 1:
Ein damals 16 Jahre altes Mädchen feierte am 28. April 1990 in Dortmund mit ihren Freunden. Kurz nach Mitternacht wollte sie per Anhalter den Heimweg antreten. An der Bornstraße hielt schließlich ein Autofahrer an, das junge Mädchen stieg ein. Während der Fahrt schlief sie ein und wachte im Kreis Soest wieder auf. Der Täter war in der Zwischenzeit auf einen Feldweg in Möhnesee-Ellingsen gefahren. Dort zog er die Jugendliche aus dem Auto und stach mehrfach auf sie ein. Die Verletzungen waren lebensgefährlich. Zufällig vorbeifahrende Zeugen brachten das Mädchen in ein Krankenhaus.
Im Rahmen eines Hypnoseverfahrens konnte das Opfer später in die Lage versetzt werden, ein Phantombild vom Täter erstellen zu lassen.
Fall 2:
Ein ähnliches Vorgehen weist der zweite Fall auf. Dieser ging im Jahre 1987 tödlich aus. In der Nacht vom 23. auf den 24. Oktober wurde Sylvia Beerenberg auf der Bornstraße von einem Unbekannten angesprochen. Auch sie stieg ins Auto ein und wurde in den Kreis Soest gebracht. Der Täter stach ebenfalls mehrfach auf die Frau ein. Sylvia Beerenberg verstarb.
Da die beiden Fälle Parallelen aufweisen, wenden sich die Ermittler nun an die Öffentlichkeit. Beide Frauen hatten zur Tatzeit blonde Haare, stiegen in der Bornstraße in das Auto (vermutlich Mercedes) und wurden im Kreis Soest angegriffen. Beide Male war der Tatort ein Feldweg, abgehend von einer Bundesstraße. Der Täter stach mit einem Messer zu. Die Ermittler erhoffen sich nun neue Hinweise.
„Mord verjährt nie!“
Polizeipräsident Gregor Lange zu den Fällen: „Mord verjährt nie! Deswegen arbeiten unsere Ermittler mit Hochdruck an der Lösung der Fälle. Auch uns lassen solche schlimmen Verbrechen nicht kalt. Wir haben Kolleginnen und Kollegen, die bereits im Ruhestand sind, als sogenannte „Rentnercops“ zurückgeholt. Sie haben teilweise schon damals an den Mordfällen gearbeitet. Gemeinsam werten sie mit den Kolleginnen und Kollegen jetzt alte Spuren aus, die mithilfe modernster Technik neu behandelt werden können. Wir hoffen, dass wir diese schrecklichen Taten aufklären können, damit auch die Familien und Angehörigen endlich Gewissheit haben.“
Interessierte, die die Sendung am Mittwochabend verpasst haben, können die Folge nachträglich in der ZDF-Mediathek anschauen. Hinweisgeber wenden sich bitte an die Kriminalwache der Polizei Dortmund unter: 0231/132-7441.