Geierabend landete am 11.11. pünktlich um 11.11 Uhr im Wohnzimmer:

Die Ruhrpott-Karnevalisten läuten die fünfte Jahreszeit ein – in der Wohnung einer Zuschauerin

Ekkehart Bussenius/Tania Reinick

Der Sessionsauftakt am 11.11. gilt bei Karnevalisten als Hochamt. Im Ruhrgebiet wurde diese Messe jetzt von den Alternativjecken des Geierabends auf ihre Art gelesen. Statt auf der großen Bühne feierten die Akteure des Revierkarnevals am Samstagvormittag im Wohnzimmer einer überglücklichen Zuschauerin mitten in Dortmund.

Die feier-und geierfeste Gastgeberin Birgit Rumpel spielte gerne mit

Pünktlich um 11.11 Uhr begann das närrische Spektakel in der Parterrewohnung von Birgit Rumpel im hippen Kreuzviertel. Die Ruhrpottkarnevalisten zeigten dort nicht nur eine Kostprobe ihres neuen Programms, sondern schufen eine intime Atmosphäre, die im normalen Saalkarneval kaum möglich ist.

„Als bibeltreue Komiker wissen wir: Wo eine in unserem Namen versammelt ist, sind wir mitten unter ihr“, legte Moderator und „Steiger“ Martin Kaysh das Neue Testament eher ruhrspöttisch aus. „Wir wären nichts ohne unser Publikum, unser Karneval funktioniert erst, wenn Zuschauer und wir eng zusammen feiern“, ergänzte Mitspielerin Sandra Schmitz.

Die feier-und geierfeste Gastgeberin Birgit Rumpel spielte gerne mit. Sie durfte nahezu pünktlich, großzügig gemessen: gegen 11.11 Uhr den Präsidenten Roman Henri Marczewski symbolisch eher sinnfrei aus einem Jutesack befreien und die Zechen-Jecken von Zollern II/IV mit den Worten: „Lasset die Spiele beginnen!“, in die Session 2023/24 schicken.

Exklusiver Miniauftritt in der Wohnung einer ihrer Zuschauerinnen

Die feier-und geierfeste Gastgeberin Birgit Rumpel spielte gerne mit.
Die feier-und geierfeste Gastgeberin Birgit Rumpel spielte gerne mit.

„Naturbekloppt ist Ruhrpott pur“, behauptete Kaysh vor dem Ein-Frau-Auftritt in der Westfalenmetropole. Läuten Karnevalisten anderswo am 11.11. die fünfte Jahreszeit mit Schunkeln, Schnaps und Tüschen ein, ist das Ungewöhnliche bei den Geiern längst Brauch geworden. – in diesem Jahr nun also mit einem exklusiven Miniauftritt in der Wohnung einer ihrer Zuschauerinnen.

Etwas bizarr sah schon aus, wie das Ensemble samt Musikern und Begleittross auf dem Parkett der Altbauwohnung versuchte, sich weder gegenseitig auf die Füße zu treten noch die Deko der Bewohnerin umzuschmeißen. Viel Platz blieb nicht, aber genau das machte die besondere Atmosphäre aus.

Einen „Hexenkessel wie auf der Südtribüne“, sah folglich Tubaspieler Matthias Dornhege und stieß zum Beweis seiner steilen These entfesselt – ausnahmsweise in die Posaune. Oleg Bordo am Keyboard legte nach mit Geierabend-Klassikern wie „Dortmund“, der Revierversion von Petula Clarks „Downtown“.

Die Geier legten noch ein paar Einsichten in die Südtribünenseele drauf

Zwei neue Szenen gab es exklusiv für die technische Redakteurin als Welturaufführung: Die beiden letzten Facharbeiter Dortmunds räsonierten über Wärmepumpen und Mondphasen. Die mehrfach alleinerziehende Jessica Schmottke umkurvte mit dem Kinderwagen geschickt das Mobiliar.

Anschließend berichtete sie von ihrer Zwangsverpflichtung als Elternteil auf Klassenfahrt, ausgerechnet zum Kölner Dom. In dessen Schatten starteten zeitgleich zum Dortmunder Wohnungswahn die rheinischen Narren in die neue Session.

Die Geier legten noch ein paar Einsichten in die Südtribünenseele drauf. Dann verabschiedeten sie sich schon, nicht ohne vorher beim Aufräumen geholfen zu haben. „Schafft ein, zwei, viele Birgits“, murmelte der Präsident noch im Hinausgehen. Da war sich die Gastgeberin nicht ganz so sicher. „Viele Geierabende gerne. Aber dann doch noch lieber wieder auf Zeche“, bilanzierte sie.

Für das aktuelle Programm „Pott, Land, Fluss“ ist der Vorverkauf gestartet – zu sehen gibt es die Drei-Stunden-Show dann vom 28. Dezember bis Aschermittwoch auf Zeche Zollern in Dortmund.

Mehr Informationen:

  • Tickets für den Geierabend gibt es aktuell unter www.geierabend.de.
  • Auftritte jeweils donnerstags bis sonntags vom 28.12.2023 bis 13.02.2024.
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