Insgesamt 90 deutschsprachige Autor:innen bewarben sich um die zwei mit je 4000 Euro dotierten Literatur-Stipendien des Fritz-Hüser-Instituts. Nun zeichnete die Jury zwei Schriftsteller:innen aus, die sich mit den Themen Genetik und Arbeitsmigration sowie Pflegearbeit beschäftigen.
Literarische Qualität und innovative Formen fördern
Literatur zu Phänomen der Arbeitswelt ist keine Nische – dafür können die 90 beim Hüser-Institut eingegangenen Bewerbungen als Beleg gelten. Auszüge aus Romanen und Erzählungen, Theaterstücke und Essays, Hörspiele und Gedichte wurden eingereicht und machten es der Jury schwer.___STEADY_PAYWALL___
Juan S. Guse (Schriftsteller und Soziologe), Marlen Hobrack (Autorin und Journalistin) sowie Miryam Schellbach (Claassen-Programmleiterin und Literaturkritikerin) wollten nicht nur durch literarische Qualität überzeugt werden, sondern die Jury suchte unter den Bewerbungen vor allem auch nach innovativen Auseinandersetzungen mit den Phänomenen der Arbeitswelt.
Ihre Wahl fiel auf Berit Glanz (Reykjavík) und Philipp-Bo Frank (Köln).
Zwei Themen, zwei Zeitebenen – verblüffende Verflechtungen
Berit Glanz plant den Roman „Chimäre“ und verbindet darin Fragen zum Thema Genetik mit der Geschichte der Arbeitsmigration. Ihre Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen und „verblüfft durch unerwartete thematische Verflechtungen“.
Laut Jury-Statement beeindruckte Glanz durch „gründliche Recherche historischer Details sowie ihre intellektuelle Offenheit für Fragen zeitgenössischer Wissenschaft“. Für die Autorin, Essayistin und Literaturwissenschaftlerin ist es bereits die zweite Anerkennung: ihr Romandebüt „Pixeltänzer“ wurde 2020 mit dem Friedrich Hebbel-Preis ausgezeichnet. Berit Glanz lebt mit ihrer Familie in Reykjavik.
Mal rührend, mal routiniert: Protokoll der Pflegearbeit
Philipp-Bo Frank lebt mit Kind in Köln. Er ist u.a. Gründer und Mitherausgeber der Kölner Literaturzeitschrift „KLiteratur“, kuratierte ein Literaturfestival, moderiert Lesungen und macht auch Schreibworkshops mit Jugendlichen.
Er konnte die Jury mit der Idee zu seinem Buch „Protokoll einer Nachtwache“ überzeugen. Darin protokolliert er chronologisch die tägliche Arbeit mit Menschen, die dement sind und auf Pflege durch Fremde angewiesen.
Die Jury urteilte: „Der in seinem Wesen fragmentarische Text schafft es, ein multidimensionales Bild der Arbeit zu entwerfen – mal rührend traurig, mal langweilig routiniert, mal witzig schön.“
Wer nun neugierig geworden ist, muss sich aber noch in Geduld üben. Beide Bücher werden wohl erst 2024/25 erscheinen und erst dann wird es mit den beiden Stipendiat:innen auch eine Veranstaltung geben.
Das Hüser Institut setzt derweil sein Engagement in Sachen Literaturförderung fort. Auch im nächsten Jahr werden wieder zwei Stipendien ausgeschrieben.