Viele Menschen, jede Menge bunte Farben und vielfältige Outfits – das ist der „Christopher Street Day“, kurz CSD. Entstanden ist die Parade 1969 in der, wie der Name schon sagt, Christopher Street in New York, um ein Zeichen gegen Polizeiwillkür an queeren Menschen zu setzen. 55 Jahre später ist die Bewegung politisch und gesellschaftlich weiter – aber noch lange nicht am Ziel.
Tausende setzten ein Zeichen für queere Rechte
Rund 5.000 Menschen seien bei der Demonstration gewesen, schätzt Paul Klammer vom Veranstalter SLADO e.V. Unter dem Motto „Gemeinsam weiter“ seien über den Tag verteilt rund 10.000 beim Straßenfest auf dem Friedensplatz gewesen.
„Gemeinsam, weil wir glauben, dass was wir erreichen wollen nur mit allen aus der Community und den Verbündeten in der Gesellschaft funktioniert“, so Klammer.
Um 11.30 Uhr startete die Demonstration am Nordausgang des Hauptbahnhofs. Über die Schützenstraße ging es auf den Wall und endete schließlich am Friedensplatz.
„Die Demonstration war trotz eines kleinen Zwischenfalls erfolgreich“ erzählt Moritz Heller. An der Schützenstraße hat ein Mann während der Demonstration den Hitlergruß gezeigt und eine Deutschlandfahne geschwenkt.
Nach Hinweisen einiger Demonstrant:innen hat die Polizei den Mann gestellt und Ermittlungen aufgenommen. Im letzten Jahr ist es zu massiver queerfeindlicher Gewalt gekommen.
Um etwa 15 Uhr erreichte die Demonstration das Straßenfest. Parteien, Vereine und Organisationen wie die Fachhochschule Dortmund oder die DSW21 verteilten Flyer, Aufkleber, Kondome und andere allerlei kleine Geschenke für die Besucher:innen. Auf der großen Bühne wurde Livemusik gespielt und zwischendurch Reden gehalten, wobei man auch an den im letzten Jahr auf dem CSD Münster getöteten Malte C. erinnerte.
Selbstbestimmungsgesetz der Bundesregierung unzureichend
Das im Bundeskabinett verabschiedete Selbstbestimmungsgesetz sei noch immer nicht ausreichend, erklärt Klammer. „Das ist wieder voll von neuen Ungerechtigkeiten.“ Konkret: Über jeden, der seien oder ihren Personenstand ändere, werde eine Mitteilung an die Sicherheitsbehörden abgegeben, erzählt Klammer. „Dazu gibt es keinen Grund.“
Auch die Wartezeit von drei Monaten, die Menschen abwarten müssen, um ihre Dokumente anpassen zu lassen sei zu lange. Das ist eine lange Entwicklung. Das überlegt sich niemand von heute auf morgen und geht zum Amt und lässt seinen Namen ändern.
Das sei eine Zeitspanne, die für viele sehr belastend sei. „Auch der Verweis, dass das Hausrecht weiter gilt, ist unmoralisch. Da wird suggeriert, Transpersonen seien gefährlich für die Gesellschaft. Das ist natürlich nicht so. Wir hoffen, dass das in der parlamentarischen Beratung noch geändert wird.“
Sorgen macht sich Paul Klammer auch über queerfeindliche Gewalt. „Es ist eine paradoxe Situation. Einerseits haben wir mehr Rechte als je zuvor. Anderseits haben wir eine gesellschaftliche Minderheit, die sich gegen queere Menschen zu stellen. Das ist eine schwierige Situation für uns.“
Schutzmaßnahmen, um Alkoholexzesse zu verhindern
Beim letzten Straßenfest vor zwei Jahren ist es, besonders in den Abendstunden, zu unschönen Szenen gekommen. Viele, vor allem Minderjährige, sind mit Alkoholvergiftungen und Drogenüberdosen ins Krankenhaus gekommen.
Um solche Szenen zu vermeiden, haben die Veranstalter:innen ein umfangreiches Konzept ausgearbeitet. Neben einem deutlich aufgestockten Sanitätsdienst gab es auch eine Sicherheitsfirma, die das Glasflaschenverbot kontrolliert hat.
Ein Wassermobil sorgte außerdem für eine ausreichende und kostenlose Versorgung mit Flüssigkeit. Auch das Jugendamt, die Suchberatung und ein Awareness-Team schaute nach den vorwiegend jungen Besucher:innen.
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Christoper-Street Day 2023 – Vorläufige Bilanz der Dortmunder Polizei (PM)
Am 02.09.2023 fand in Dortmund der diesjährige „Christopher Street Day“ (CSD) statt. Die Teilnehmenden sammelten sich gegen 11 Uhr am Platz von Xi´an am Nordausgang des Dortmunder Hauptbahnhofes. Von hier aus ging es gegen 11:30 Uhr über den Königswall, Burgwall, Schwanenwall und den Ostwall zum Friedensplatz, wo die Veranstaltung endete. Zwischendurch gab es noch eine Zwischenkundgebung gegenüber dem „Platz der deutschen Einheit“ und auf Höhe des Brüderwegs.
An dem Aufzug durch den Innenstadtbereich nahmen nach Einschätzung der Polizei Dortmund ca. 3500 Personen teil. Im Zusammenhang mit diesem Aufzug kam es zu teils starken Beeinträchtigungen des Straßenverkehrs. Insgesamt verlief die Veranstaltung friedlich und störungsfrei. In zwei Fällen kam es durch das Zeigen eines „Hitlergrußes“ zu Verstößen gegen § 86 a des Strafgesetzbuches durch Personen, die nicht an der Versammlung teilnahmen. Die Polizei konnte die Personen identifizieren und fertige hierzu jeweils eine Strafanzeige.
Im Anschluss an den Aufzug feierte ein Teil der Versammlungsteilnehmenden mit weiteren Besuchenden der Veranstaltung friedlich und störungsfrei auf dem Friedensplatz.
Dortmunder LSBTIQ*-Community demonstriert: „Es bleibt viel zu tun.“ (PM CSD/ SLADO)
Am vergangenen Samstag (02.09.) haben 5000 Menschen beim 25. CSD Dortmund für die Rechte queerer Menschen demonstriert. Getreu dem diesjährigen Motto „Gemeinsam weiter“ haben die Veranstalter*innen deutlich gemacht, welche gesellschaftlichen und politischen Veränderungen in den vergangenen Jahren für LSBTIQ* (lesbische, schwule bisexuelle, trans*, inter* und andere queere Menschen) erreicht wurden. Auf der Demonstration haben sie aber auch auf neue Bedrohungen wie den Anstieg von Hasskriminalität hingewiesen und den Abbau bestehender Ungerechtigkeiten gefordert.
Die Demonstration verlief weitgehend störungsfrei. Allerdings zeigte ein Anwohner an der Kreuzung Schützenstraße/Grüne Straße einen Hitlergruß. Die Polizei schritt nach Hinweisen von Teilnehmenden ein. In diesem Jahr wurde die Demonstration von einem FLINTA*-Block (Frauen, Lesben, inter*, nicht-binäre, trans* und agender Menschen) angeführt, der von der Dortmunder Gruppe TransAction mitorganisiert wurde. Ziel war es, auf die besonders vulnerable Lage dieser Menschen hinzuweisen.
Moritz Heller vom CSD-Team kritisierte bei der Abschlusskundgebung insbesondere den aktuellen Entwurf des Selbstbestimmungsgesetzes: „Angefangen von einem aufgeweichten Offenbarungsverbot über eine dreimonatige Wartezeit hin zu Regelungen wie der Aussetzung der Änderung im Spannungs- und Kriegsfall und der pauschalen Weiterleitung des Nachnamens, des Deadnames, Geburtsdatum, Staatsangehörigkeit, bisheriger und neuer Geschlechtseintrag sowie der Adresse an den gesamten Sicherheitsapparat der Bundesrepublik. Und das, ohne dass die betroffene Person hierzu jemals straffällig geworden sein müsste.“ Er forderte außerdem, dass die LSBTIQ*-Community ihre eigenen Räume für Menschen öffnet, die von weiteren Formen der Diskriminierung wie Rassismus betroffen sind.
Auf der CSD-Bühne auf dem Friedensplatz würdigte Josefine Paul, Ministerin für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen, den Einsatz queerer Aktivist*innen für gleiche Rechte. Über ihren Besuch sagte sie: „Ich freue mich sehr, dass das heute bereits der 25. CSD in Dortmund ist und dass ich gleichzeitig SLADO zum 25. Geburtstag gratulieren kann. Wie in Dortmund sind die CSD in vielen Städten und Gemeinden in NRW aus dem öffentlichen Leben nicht mehr wegzudenken.
Sie schaffen niedrigschwellige Begegnungsräume für Menschen aller sexuellen und geschlechtlichen Identitäten und auch einen öffentlichen Raum, in dem queere Zivilgesellschaft und Community sichtbarer und selbstverständlicher Teil unserer Gesellschaft sind. Straßenfeste, Demonstrationen und Paraden sind zudem längst zu Veranstaltungen der Gesamtgesellschaft geworden. Damit das meist ehrenamtliche Engagement der Organisator:innen nicht nur ideelle Unterstützung erhält, fördern wir als Land die CSD in NRW seit diesem Jahr auch finanziell. Für eine offene Gesellschaft, die von Akzeptanz und Wertschätzung geprägt ist und sich für gesellschaftliche Vielfalt weiter öffnet.“
Der Dortmunder Oberbürgermeister Thomas Westphal betonte in seiner Ansprache den Einsatz der Stadt für LSBTIQ*: „Dortmund ist eine weltoffene und tolerante Stadt. Wir fragen nicht danach, wo jemand herkommt, wer du bist oder wen du liebst.“ Er kündigte an, dass ein Aktionsplan zur Förderung der Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt entwickelt wurde, der demnächst dem Rat der Stadt vorgelegt werden soll. „Damit arbeiten wir daran, dass wir gemeinsam als Stadtgesellschaft vorankommen.“
SLADO, der Dachverband der Schwulen-, Lesben-, Bisexuellen- und Transidentenvereine in Dortmund, veranstaltete den CSD Dortmund zum 25. Mal. Zugleich wird der Verband 25 Jahre alt. „Seit einem Vierteljahrhundert ist SLADO die Stimme der Dortmunder Community“, sagt Paul Klammer, Geschäftsführer des Verbands. „Gemeinsam haben wir viel erreicht. Aber es bleibt noch viel zu tun. Noch immer erleben queere Menschen in Dortmund Diskriminierung und Gewalt. In Unternehmen, bei Behörden und im Alltag erhalten queere Menschen nicht immer den gleichen Respekt wie Heteros und cisgeschlechtliche Menschen. Noch immer bleiben ihnen Türen verschlossen. Wir arbeiten weiter daran, dass sich das ändert. Der kommende Aktionsplan der Stadt ist dafür ein sehr wichtiges Werkzeug.“
Beim Straßenfest auf dem Friedensplatz zählten die Veranstalter*innen über den Tag 7.000 Besucher*innen. Die Veranstaltung verlief friedlich, die Stimmung war ausgelassen. „Wir haben im Vorfeld viel Zeit und Mühe investiert, um den CSD zu einem sicheren Ort für queere Menschen zu machen“, erläutert Janina Oliver-Daumen von SLADO. „Unser Konzept ist aufgegangen. Der 25. CSD Dortmund war ein großer Erfolg, auch wenn wir nicht die Besucher*innenzahlen der vorangegangenen Jahre erreicht haben.“
Ökumenischer Queergottesdienst am 15. Mai in der Heilig Kreuz Kirche Dortmund (PM)
Am Mittwoch, 15. Mai um 18:30 Uhr, wird in der Hl. Kreuzkirche, Kreuzstr. 61 in Dortmund, erstmals ein ökumenischer Queergottesdienst gefeiert. Dazu laden die Katholische Hochschulgemeinde Dortmund (KHG), die junge kirche dortmund, der Evangelische Kirchenkreis und die Evangelische Jugend Dortmund gemeinsam ein. Unter dem Titel „QueerGeliebt“ geht es um einen respektvollen Umgang miteinander und die besonderen Anliegen queerer Menschen im Licht des Glaubens. Eingeladen sind alle, die Fragen haben, Sehnsucht spüren, Gott nahe sein möchten – queere Menschen, Angehörige, Freunde und alle, die gerne mitfeiern möchten.
„Queer Talk“
Im Anschluss gibt es ab 20 Uhr den „Queer Talk“ zum Thema „Queer & Kirche?!“. An dem moderierten Gespräch mit den Teilnehmenden beteiligen sich Christina Biere, Pfarrerin, Referentin für Diversität und Diskriminierungssensibilität für die Evangelische Kirche von Westfalen und Rainer Teuber, Leiter der Museumspädagogik und des Besucherservices im Essener Domschatz, engagiert in den Initiativen „Liebegewinnt“ und „OutInChurch“. Die Moderation hat Sven Laube, Gemeindereferent und Beauftragter für queersensible Pastoral der Katholischen Stadtkirche Dortmund. Außerdem besteht die Möglichkeit zum Austausch untereinander. Die Teilnehmenden sind darüber hinaus zu Essen und Getränken eingeladen.