Mit einer klaren Botschaft richten sich die Unternehmensverbände an die Politik: Sie fordern den verstärkten und zügigen Ausbau von Kitas und Ganztagsschulen.
„Der Fach- und Arbeitskräftemangel wird immer stärker und bremst unsere Wirtschaft“
Laut einer vom Unternehmensverband der Metallindustrie in Auftrag gegebenen Studie des IW in Köln ist die Beschäftigungsrate von Frauen in Dortmund stark unterdurchschnittlich. Die Beschäftigungsrate von Frauen – gemessen als Anteil der weiblichen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten an allen weiblichen erwerbsfähigen Einwohnern – liegt in Dortmund bei lediglich 53,9 Prozent.
Die durchschnittliche Beschäftigungsrate von Frauen in NRW liegt bei 59,5 Prozent. Damit belegt Dortmund im Vergleich zu landesweit 396 untersuchten Kommunen lediglich auf Platz 374. Diese Daten lassen nach Ansicht der Unternehmensverbände den Rückschluss zu, dass die Möglichkeiten der Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Dortmund massiv verbessert werden müssen.
Kita- und Ganztagsschulangebote verbessern Vereinbarkeit von Familie und Beruf
„Der Fach- und Arbeitskräftemangel wird immer stärker spürbar und bremst unsere Wirtschaft an vielen Stellen. Umso wichtiger ist eine umfassende Strategie zur Fachkräftesicherung bei der Kommune und Unternehmen Hand in Hand gehen“, so Ernst-Peter Brasse, Geschäftsführer des Unternehmensverbandes.
Der Ausbau des Kita-Angebots müsse daher massiv beschleunigt werden- noch fehlten zu viele Plätze. Dafür brauche es die nötigen Fachkräfte, eine gute Planung vor Ort (auch in punkto Flächen und Räumlichkeiten) und neue Kooperationen (zum Beispiel zwischen Kitas und Grundschulen).
„Starke Kitas ermöglichen eine frühe Förderung und verbessern die Startchancen der Kinder. Gleichzeitig ermöglichen Kita- und Ganztagsschulangebote den Eltern eine verbesserte Vereinbarkeit von Familie und Beruf“, so Brasse. Es werde immer wichtiger, beiden Elternteilen den dauerhaften Verbleib im Beruf zu ermöglichen.
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Reader Comments
Bettina Neuhaus
Unverständlich, dass dann so ein großes Bauvorhaben wie die Erweiterung der Schulen in der Kreuzstraße (Kreuzgrundschule, Johannes-Wulff-Förderschule, Wilhelm-Röntgen-Realschule und Leibniz-Gymnasium) ohne Mensa geplant wird. Alle Gebäude werden erweitert oder ganz neu gebaut, eine Aula kommt dazu, die Turnhallen sind bereits neu und größer. Aber eine vernünftige Essens-Gelegenheit ist nicht geplant. Absolut unverständlich.
Ingo St.
Es ist eine interessante Schlussfolgerung des Unternehmensverband von einer durchschnittliche Frauenerwerbsquote, die bundesweit in Westdeutschland seit 1991 nur um 5% gestiegen ist, trotz Kitarechtsanspruch ab 3 Jahren 1995 und ab 1 Jahr seit 2013. auf ein Fachkräfteproblem zum Kita und OGS-Ausbau zu springen.
Dortmund ist Einpendlerstadt und speist seine Arbeitskräfte auch aus dem Umland von zum Teil ehem. Dortmunder:innen, die hier qualifiziert diese Stadt verlassen haben. Dortmund ist Zuwandererstadt aus Osteuropa, aus Syrien, Afghanistan und zuletzt Ukraine. (Wahrscheinlich ist die Datenerfassung so alt, das die Ukraineflüchtlinge noch gar nicht erfasst sind.) Das verwässert die Erwerbsquote mit nicht erwerbsfähigen Personen aufgrund multiblen Problemlage. Da ändert auch kein Betreuungsausbau kurzfristig etwas.
Unter diesem Artikel stehen andere Artikel zum Schul- und Kitaausbau. Da geht es um Termine um 2028. Der Unternehmensverband kann sich mit seinen Mitgliedsfirmen in einem refinanzierbaren Kita- und OGS-Ausbau gerne einbringen, damit Dortmund 2030 den NRW oder Bundesdurchschnitt der Erwerbsquoten erreicht hat. Im übrigen sind jetzt die geringen Kinderzahlen der 2000er Jahren im Erwerbs- und Ausbildungsverfahren. Ohne qualifizierte Zuwanderung wird man diese demographische Lücke nicht schließen. Aber auch dazu wird der Unternehmensverband preiswerte Wohnungen für die Arbeitszuwanderer bereitstellen.
Norbert
Vielleicht liegt das Problem ja auch bei den Unternehmen, die keine geeigneten, gar attraktive geeignete Arbeitsplätze bereitstellen?
So langsam kann ich „Fachkräftemangel“ nicht mehr hören. Fängt der schon an, wenn die Arbeitgeber nicht mehr die Lohndrückerei der letzten Jahrzehnte betreiben können? Oder wenn die Bewerber nicht mehr Schlange stehen und man sich Gedanken machen muss, wie man Leute von sich überzeugt, wenn die auch Alternativen haben? Besteht der auch, wenn die ausgebildeten Kräfte woanders arbeiten als in ihrem gelernten Beruf? Und welchen Einfluss haben die Ausbildungs(in)aktivitäten der Wirtschaft damit zu tun?
Mir fehlt bei dem Gejammer der Wirtschaft also Präzision und Selbstrefkexion.