Temporäre Maßnahmen sorgen für Entlastung, bis Neubauten da sind

Komplexe Schulplanung für die Nordstadt: Für fast 400 Grundschüler:innen fehlen Plätze

Es ist ein echtes Vorzeigegebäude, welches die Stadt ämterübergreifend in Eigenregie nach der eigenen Schulbaurichtlinie geplant hat: Die Grundschüler:innen lernen nun in modernen und technisch gut ausgestatteten Klassenräumen. 
Die neue Lessing-Grundschule ist ein echtes Vorzeigegebäude, welches die Stadt ämterübergreifend in Eigenregie nach der eigenen Schulbaurichtlinie geplant hat: Die Grundschüler:innen lernen nun in modernen und technisch gut ausgestatteten Klassenräumen. Foto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

Die Schulentwicklungsplanung für Dortmund ist immer eine Herausforderung, die für die Nordstadt gleicht allerdings fast schon der Quadratur des Kreises. Immer mehr Schüler:innen brauchen einen Schulplatz. Doch gerade in der dicht bebauten Nordstadt – zugleich der kinderreichste Stadtteil – sind Bauplätze absolute Mangelware. Daher mussten zunehmend Schüler:innen in anderen Dortmunder Stadtteilen beschult werden. Wie es damit weitergehen soll und wie die Lage nach den Sommerferien ist, darüber verlangte die Bezirksvertretung Innenstadt-Nord Aufklärung.

Für fast 400 Grundschüler:innen fehlen Plätze in der Nordstadt

Dezernentin Monika Nienaber-Willaredt, Manfred Hagedorn (Leiter des Fachbereichs Schule) und Michael Bonan (Leiter des Bereichs Schulorganisation und Schulentwicklungsplanung) standen Rede und Antwort und ließen keinen Zweifel daran, dass die Nordstadt ihnen wichtig ist. „Ich bin dankbar, dass wir uns austauschen können“, betonte die Stadträtin.

Dort, wo die intensivste Betreuung nötig wäre, sind die Schüler:innenzahlen am höchsten. Foto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

Hagedorn stellte sehr ausführlich die Arbeitsteilung bei Schulplanung und Bau vor und machte auch keinen Hehl daraus, dass insbesondere in der Nordstadt noch zu wenig Schulplätze zur Verfügung stehen. Im Durchschnitt sollten 25 Kinder in einer Grundschulklasse sein.

„Aber vor allem in der Nordstadt ist die Zahl oft höher“, berichtete der Leiter des Fachbereichs Schule. Also ausgerechnet dort, wo eigentlich eine intensivere Betreuung nötig wäre, sind die Klassen besonders groß. 

Rechnerisch stehen – bei einer Klassengröße von 25 – in der Nordstadt 2600 Plätze für Grundschulkinder zur Verfügung. „Wir haben aber 2974 Kinder in der Nordstadt“, sagte er mit Blick auf die Neuanmeldungen für das kommende Schuljahr. Für fast 400 Grundschüler:innen fehlen also Plätze. Diese Zahl war es auch, die die Bezirksvertretung die Einladung an Nienaber-Willaredt und den Fachbereich Schule aussprechen ließ.

550 Nordstadt-Kinder werden bereits in andere Stadtteile gefahren

Bereits jetzt fahren 550 Kinder in andere Stadtteile – mit allen Konsequenzen wie einem deutlich längeren Schulweg, der fehlenden Einbindung in die Stadtteilstrukturen und dem fehlenden Kontakt zu Nachbarskindern, weil diese auf anderen Schulen sind. Die Nordstadt-Politiker:innen fordern schnelle Lösungen, damit nicht noch mehr Erstklässler:innen in die „Kinderlandverschickung“ müssen.

Die alte Lessing-Grundschule ist frei geworden, weil der Neubau bezogen wurde. Nun wird sie vorerst weiter genutzt. Leopold Achilles | Nordstadtblogger

Die gute Nachricht: Perspektivisch kommen 750 Schulplätze in der Nordstadt hinzu. Doch Schulbau geht eben nicht „mal eben“ – vom Beginn der Planung bis zur Eröffnung vergehen in der Regel acht Jahre. Die Schulplanung rechnet dabei in Schulzügen. Ein Grundschulzug entspricht vier Schulklassen mit jeweils 25 Kindern.

Die gerade fertig gestellte Erweiterung der Lessing-Grundschule im Rahmen des Neubaus (+ 0,5 Züge), die verspätete Erweiterung der Libellen-Grundschule um einen Zug (Fertigstellung im Schuljahr 2024/25), der Neubau einer vierzügigen Grundschule an der Burgholzstraße (geplante Fertigstellung verschoben auf das Schuljahr 2026/27), die Erweiterung der Diesterweg-Grundschule um einen Zug (geplante Fertigstellung zum Schuljahr 2027/28) und die Erweiterung der Oesterholz-Grundschule im Rahmen des Neubaus an der Stahlwerkstraße um einen Zug (geplante Fertigstellung zum Schuljahr 2028/29) sollen für die nötigen Kapazitäten sorgen.

Es braucht mehrere temporäre Lösungen für fehlende Schulplätze 

Doch es bedarf weiterer temporärer Lösungen. Ein wichtiger Baustein ist dabei die Weiternutzung des Altgebäudes der Lessing-Grundschule (+3 Züge, aufbauend). Die Räume können schon nach den Sommerferien genutzt werden, da die Schule im April ihren Neubau bezogen hat. Außerdem sollen die frei werdenden mobilen Raumeinheiten am Standort der Libellen-Grundschule ab dem Schuljahr 2024/25 (+ 1 Zug) genutzt werden.

Neben den Klassenräumen gibt es Räume für Fördergruppen.
Schöne neue Welt: Im Neubau der Lessing-Grundschule gibt es neben den Klassenräumen auch Räume für Fördergruppen und andere Förderangebote.. Foto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

Doch auch der Transfer von Schüler:innen in andere Stadtbezirke wird sich nicht vermeiden lassen. Vier weitere Buslinien sind in Planung und die Kapazitäten liegen dann bei ca. 550 Busplätzen. Zudem wird der Kauf bzw. die Anmietung weiterer Gebäude, Räume bzw. Grundstücke geprüft, die kurzfristig für schulische Nutzung geeignet sind.

„Keiner will fahren, aber wir müssen was machen. Daher nehmen wir auch die Lessing-Grundschule. Sie sollte für den Übergang der Anne Frank Gesamtschule dienen. Aber es kann nicht sein, dass die kleinen Kinder gefahren werden. Daher erfolgte die Umplanung und die Gesamtschule geht in die Lange Straße in die ehemalige Tremoniaschule“, berichtet Manfred Hagedorn. Dort sollen künftig die Klassen 9 und 10 unterrichtet werden, bis die Bauarbeiten abgeschlossen sind.

Alle angemeldeten Erstklässler:innen können in der Nordstadt lernen

„Wir nutzen die alte Lessingschule, bis der Neubau in der Stahlwerkstraße fertig ist – das wird die achte Grundschule in der Nordstadt“, so Hagedorn. Der Vorteil: Von den jetzt angemeldeten „i-Dötzchen“ können alle Kinder in der Nordstadt beschult werden. Im Altbau der Lessing-Grundschule werden – formal als Teilstandort der Libellen-Grundschule – nach den Sommerferien 75 Erstklässler:innen unterrichtet, überbrachte Monika Nienaber-Willaredt der Nordstadt-BV die frohe Nachricht.

Manfred Hagedorn (Leiter des Fachbereichs Schule), Schuldezernentin Monika Nienaber-Willaredt und Michael Bonan (Leiter des Bereichs Schulorganisation und Schulentwicklungsplanung) standen Rede und Antwort.
Manfred Hagedorn (Leiter Fachbereich Schule), Schuldezernentin Monika Nienaber-Willaredt und Michael Bonan (Leiter Schulentwicklungsplanung) standen Rede und Antwort. Foto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

Dass alle neuen Kinder in der Nordstadt einen Schulplatz bekommen können, unterliegt einer Einschränkung: Dies gilt nur für die bereits angemeldeten Kinder. Wenn jetzt noch Erstklässler:innen durch Zuzug hinzukommen oder bisher noch nicht für das kommende Schuljahr angemeldet wurden, werden diese außerhalb der Nordstadt beschult werden müssen.

„Keiner weiß, welche Krisen noch kommen. Aber wir wissen, dass wir kontinuierlichen Zuzug haben“, so die Schuldezernentin. Daher werde kontinuierlich nachgesteuert und es werden weitere Schulplätze geplant. „Fahren will keiner, aber es gilt die Schulpflicht. Daher müssen wir sehen, ob es alternative Räume gibt. Aber diese müssen bestimmten Kriterien entsprechen“, sagte sie mit Blick auf Landesvorgaben.

Der Dortmunder Norden braucht eine weitere Gesamtschule

Auch im Bereich der Sekundarstufe I (ab Klasse 5) gibt es Herausforderungen. Aber hier wird stadtweit geplant. Hagedorn erinnerte an die bereits angestoßenen Maßnahmen: Zum Schuljahr 2021/22 wurden drei Gesamtschulen um je zwei Schulzüge (+ 6 Züge) erweitert. Außerdem wurde die dreizügige Reinoldi-Sekundarschule in eine vierzügige Gesamtschule (+ 4 Züge) umgewandelt.

Bei den Gesamtschulen gibt es den meisten Druck - hier fehlen die meisten Plätze.
Bei den Gesamtschulen gibt es den meisten Druck – hier fehlen die meisten Plätze. Grafik. Fachbereich Schule

Zum Schuljahr 2023/24 startet eine neue Gesamtschule im Süden: In Wellinghofen am Standort der Johann-Gutenberg-Realschule wird bei sukzessiver Auflösung der Realschule eine Gesamtschule eröffnet (+ 4 Züge). Insgesamt bringt das 14 Schulzüge zusätzlich.

Der Forderung nach einer weiteren vier- bis sechszügigen Gesamtschule im Dortmunder Norden soll ebenfalls Rechnung getragen werden. Sie soll im Bezirk Eving oder Innenstadt-Nord entstehen. „Vor dem Hintergrund der aktuellen Engpässe in der Schulraumversorgung im Primarbereich der Nordstadt und der neu Zugereisten im Vermittlungsverfahren für einen Schulplatz ist das zielführend“, betonten die Schulplaner:innen. 

Allerdings ist Eving neben Aplerbeck der einzige Stadtbezirk, der über keine Gesamtschule verfügt. Daher wird Eving favorisiert. Die Errichtung einer Gesamtschule im Norden der Stadt würde aber unumgänglich zu Verschiebungen zwischen Schulen und Schulformen führen – daher sei ein „regionaler Konsens mit allen Nachbarkommunen nötig“.

Schüler:innen aus der Nordstadt warten drei Monate auf einen Schulplatz

Die Gäste aus dem Fachbereich Schule konnten eine Vielzahl von Fragen der Nordstadt-BV beantworten. Am Ende gab es viel Lob für die Arbeit der Schulplaner:innen: „Dass es im nächsten Schuljahr für alle Angemeldeten einen wohnortnahen Schulplatz gibt, ist schon eine große Leistung“, lobte beispielsweise Bezirksbürgermeisterin Hannah Rosenbaum (Grüne). „Trotz erheblicher und dynamischer Herausforderung funktioniert das in einem strukturierten Maße, was bewundernswert ist. Das ist ein Fortschritt – die Richtung stimmt schon mal“, kommentierte Dorian Marius Vornweg (CDU).

Neue Schüler:innen aus der Nordstadt warten in der Regel drei Monate auf einen Schulplatz. Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

Er wollte wissen, ob es Schüler:innen gibt, die mehr oder weniger dauerhaft nicht beschult werden und wie lang die durchschnittliche Verweildauer im Vermittlungsprozess ist. „Werden die Nordstadt-Kinder in anderen Stadtbezirken im Klassenverband beschult oder in andere Klassen integriert und vermischt?“, hakte Vornweg nach.

„Wir haben welche, die nach sieben Tagen im Programm sind, andere brauchen länger. Drei Monate ist das Maximum“, berichtet Monika Nienaber-Willaredt und musste einräumen, dass drei Monate Wartezeit für Schüler:innen in der Nordstadt der Normalzustand sind. Allerdings hänge das auch von der Schulform ab. 

„Wer in freie Bereiche geht, bekommt sofort einen Schulplatz“, sagte sie mit Blick auf die Bereitschaft, auch in entfernteren Stadtteilen zur Schule zu gehen. Eine einheitliche Regelung für die Verteilung auf Schulen in anderen Stadtteilen gäbe es nicht. Mal gäbe es fünf freie Plätze, dann gäbe es eine Durchmischung. „Aber es gibt auch ganze Verbände, die gehen auch in gemeinsame Klassen. Wir wünschen uns allerdings eine Mischung“, so die Stadträtin.

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  1. Heute starten über 6000 Kinder an 88 Grundschulen (PM)

    Heute beginnt für voraussichtlich 6.126 Dortmunder Kinder ein neuer Lebensabschnitt: Sie starten an einer der 88 Dortmunder Grundschulen in ihre Schullaufbahn. Die offizielle Zahl wird mit der Schulstatistik 2023/24 Mitte Oktober veröffentlicht. „Ich wünsche allen Kindern einen glücklichen und erfolgreichen ersten Tag an ihrer Grundschule!“, sagt Schuldezernentin Monika Nienaber-Willaredt.

    Besonders hoch ist die Zahl der Schulanfänger*innen in der nördlichen Innenstadt. Dort hat die Stadt Dortmund an zwei Grundschulen die Zahl der Schulplätze bereits erweitert. Zusätzlich entstehen an der Gneisenaustr. 60 im Gebäude der ehemaligen Lessing-Grundschule vorerst 75 Plätze für Erstklässler sowie Seiteneinsteiger*innen, die im laufenden Schuljahr erwartet werden. An der Burgholzstraße plant die Stadt Dortmund zudem einen weiteren Grundschul-Neubau, nachdem im Frühjahr bereits das neue, moderne Gebäude der Lessing-Grundschule an den Start gegangen ist.

    Kinder, die trotz dieser Kapazitätserweiterungen keinen Platz an einer Nordstadt-Grundschule gefunden haben, werden nun mit Schulbussen zu 18 Grundschulen in anderen Stadtbezirken gefahren. Dies betrifft insgesamt 350 Kinder aus der Nordstadt.

  2. Schulstart in Dortmund: Mehr als jedes fünfte Kind erhält Sprachtherapie Sprachstörungen frühzeitig vorbeugen (PM)

    Die Schule hat begonnen: Mehr als jeder fünfte Schulanfänger in Dortmund erhielt im vergangenen Jahr rund um den Schulbeginn eine Sprachtherapie. So hieß es für 21,5 Prozent der sechsjährigen Kinder, nicht nur lesen, rechnen und schreiben zu lernen, sondern auch das richtige Sprechen. Jungen waren mit 23,4 Prozent häufiger betroffen. Bei den gleichaltrigen Mädchen waren es immerhin noch 19,4 Prozent. Das belegt eine aktuelle Auswertung der AOK NordWest. „Das kann als Hinweis verstanden werden, dass viele Kinder heute offensichtlich Expertenhilfe benötigen, um die anstehenden schulischen Herausforderungen meistern zu können“, sagt AOK-Serviceregionsleiter Jörg Kock.

    Bei Kindern mit Entwicklungsstörungen der Sprache oder des Sprechens werden Sprachtherapien überwiegend ab einem Alter von vier Jahren verordnet. In Dortmund erhielten bereits 7,2 Prozent der vierjährigen Jungen eine Sprachtherapie. Bei den Mädchen lag der Anteil bei 5,4 Prozent. Im Alter von sechs Jahren ist die Inanspruchnahme dieser Therapien am höchsten, sowohl bei den Jungen als auch bei den Mädchen. Der Blick auf die vergangenen Jahre zeigt, dass sich die Verordnungswerte bei den Sechsjährigen schon seit längerem auf einem sehr hohen Niveau eingependelt haben. Nach der Zeit des Schuleintritts wird der Anteil der Kinder, die eine Sprachtherapie erhalten, geringer.

    Über die möglichen Ursachen der starken Verbreitung von sprachtherapeutischen Behandlungen rund um den Schuleintritt wird in der Fachwelt seit Jahren diskutiert. Eine Erklärung ist, dass sich die in diesem Alter angemessenen sprachlichen Fähigkeiten bei den Kindern verschlechtert haben. Gleichzeitig wird aber auch ein Wandel der Anforderungen von Schule und Elternhaus an die Kinder beobachtet, so wie auch ärztliches Diagnoseverhalten und Therapiemöglichkeiten kontinuierlichen Veränderungsprozessen unterliegen.

    „Auch, wenn Sprachtherapien helfen können, Defizite der kindlichen Entwicklung positiv zu beeinflussen, sollten verhaltens- und verhältnispräventive Maßnahmen in Kindergärten und Schulen sowie im Elternhaus wie beispielsweise das gemeinsame Lesen oder Vorlesen statt fernzusehen in ihrer Wirkung nicht unterschätzt werden. Dies kann helfen, Entwicklungsstörungen schon in frühen Jahren vorzubeugen“, so Kock.

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