Sehr gespannt verfolgte der Botschaftsrat Barbarcar Sylla aus der senegalesischen Botschaft in Berlin die Erklärungen von Produktionsleiter Robin Schulz und der Schneidermeisterin Ute Kolb in den Werkstätten der AWO: Er war eigens aus der Hauptstadt angereist, um sich in der Näherei in Dortmund über Abläufe und Arbeit zu informieren und noch einmal ganz persönlich zu bedanken.
Unbürokratisch zwei hochwertige Industrienähmaschinen geschenkt
Bereits einen Monat zuvor hatten der Botschaftsrat Saiba Sylla und der erste Botschaftssekretär Barbarcar Sylla ein erstes Kennenlernen per Zoom-Konferenz genutzt, um sich bei der Vorsitzenden der AWO Dortmund, Anja Butschkau, ganz herzlich für die Unterstützung zu bedanken.
Der Grund dafür war ein besonderes Geschenk, dass die AWO Dortmund einer Familie im senegalesischen Ort Ndiaffat gemacht hat, die dort in bescheidenen Verhältnissen lebt: Der Vater ist in der Landwirtschaft saisonal bedingt tätig, die Mutter ist Hausfrau und kümmert sich um die sieben Kinder. Der älteste Sohn ist verheiratet und Vater von zwei Kindern. Er heißt Sidy Dramé, betreibt eine Nähstube mit einer Nähmaschine und trägt damit maßgeblich zum Überleben der Familie bei.
Durch die Vermittlung vom Dortmunder Abasse So, einem gebürtigen Senegalesen und früheren Mitarbeiter der AWO, entstand ein Kontakt zwischen Werkstattmitarbeiter Bernhard Eichhorn und der Familie. Dem Abteilungsleiter der Näherei ist es zu verdanken, dass ganz unbürokratisch zwei hochwertige Industrienähmaschinen der Familie Sidy Dramé geschenkt wurden. Abasse So, der sich ehrenamtlich unermüdlich für die Menschen im Senegal engagiert, sammelte durch Spenden das Geld für die Transportkosten in den Senegal. Die Nähmaschinen wurden verschifft und kamen Ende Oktober in Dakar an.
Eine Erfolgsgeschichte: Von einer Nähstube zur Nähwerkstatt
Damit hatte Sidy Dramé nun die Möglichkeit, seine bisher als Einzelperson betriebene Nähstube im Senegal auszubauen und weiteren jungen Menschen eine Beschäftigung anzubieten. Denn: In der kleinen senegalesischen Kommune Ndiaffat gibt es zwar viele junge Leute, die das Nähen gelernt haben, aber ihnen fehlen die Nähmaschinen.
Mit den gespendeten Maschinen beabsichtigt Sidy Dramé, die Nähstube zu erweitern und Arbeitsplätze für Jugendliche und gerade auch für Menschen mit Behinderungen zu schaffen. Und Abasse So war in seinem Engagement sehr vorausschauend aktiv: Zusätzlich zur Sachspende der AWO-Werkstätten sowie den Mitteln für die Transportkosten konnte durch weitere Spenden die Übernahme von Mietkosten der Nähwerkstatt für ein Jahr in Höhe von 360 Euro gesichert werden.
Langfristiges Ziel ist, dass dieses Projekt im Senegal auf kommunaler Ebene nicht nur multiplikativ für selbsttragende und Einkommen schaffende Strukturen sorgt, sondern insbesondere auch Inklusion nachhaltig fördert.
Beispielhafte Produkte der Näherei
Der Botschaftsrat jedenfalls zeigte sich in Dortmund sichtlich beeindruckt von den Maschinen und vor allem den vielen unterschiedlichen Produkten, die in den Werkstätten der Eingliederungshilfe gefertigt werden – von einfachen Taschen bis hin zu besonderen Produkten nach Kundenwünschen. Vor allem die konsequente Nutzung von „Abfallmaterial“ für neue Produkte faszinierte die Besuchergruppe.
Ausführlich ließen sie sich von Schneidermeisterin Ute Kolb, die seit rund 30 Jahren dort beschäftigt ist, die Machart der verschiedenen Produkte erklären. Neben dem Botschaftsrat und Abasse So begleitete auch Klaus Ahrenhöfer die Gruppe, der ebenfalls ehrenamtlich den Kontakt in den Senegal pflegt; seit ein paar Jahren unterhält der Dortmunder Stadtbezirk Scharnhorst eine Partnerschaft mit der senegalesischen Stadt Nguékokh und unterstützt die Menschen, die dort leben mit Spenden, z.B. Fahrrädern.
Und dann kam ein unverhoffter und sehr berührender Moment für alle, als mitten in den Erläuterungen plötzlich das Telefon klingelte und Sidy Dramé in einer Live-Schalte zu den Anwesenden aus dem Senegal sprechen konnte. Er wollte sich bei allen für die Unterstützung bedanken – von Nähwerkstatt zu Nähwerkstatt.