Ein großes Streetwork-Projekt hat die AWO in Hörde. „Ganz neu“ ist es nicht – denn die AWO war bereits, seit Wiederaufnahme des Projektes im Oktober 2018, an der Trägerschaft mit einer halben Stelle beteiligt. Seit Oktober 2022 ist sie nun alleinige Trägerin eines deutlich größeren und innovativeren Projektes, das schon eine kleine „Geschichte“ hinter sich hat.
Ein tödlicher Vorfall sorgte dafür, dass das Projekt 2018 wieder ins Leben gerufen wurde
Die Ursprünge der Rampe liegen schon über zehn Jahre zurück: „Mit diesem Projekt wurde bereits von Mai 2011 bis Dezember 2013 aufsuchende Jugendsozialarbeit in Hörde geleistet.
Mit Spiel- und Sportgeräten gingen eine Sozialarbeiterin und ein Sozialpädagoge auf Jugendliche zu, die sie an Straßen, Plätzen oder Grünflächen antrafen“, erinnert Wilhelm Hoffstiepel, Leitung der Leitung der offene Kinder- und Jugendarbeit / Streetwork bei der AWO.
Schon damals war eine Kooperationspartnerschaft mit anderen Jugendfreizeiteinrichtungen, Kirchen und Sportvereinen unter der Trägerschaft des DJK Sportverbands Diözesanverband Paderborn e.V. entstanden. Diese mündete darin, im Stadtbezirk unter Leitung der evangelischen und katholischen Kirche sowie der städtischen Jugendfreizeitstätte weitergeführt wurden.
„Ein tragischer Vorfall mit Todesfolge einer Jugendlichen im Februar 2018 sorgte schließlich dafür, dass das Projekt Rampe wieder ins Leben gerufen wurde. Seit April 2019 steht für die Jugendlichen auch wieder eine Anlaufstelle in der Hörder Semerteichstraße 184 für die Beratung oder den Austausch mit dem Team zur Verfügung“, so Hoffstiepel.
Probleme für Jugendliche ergeben sich aus Situationen im Alltag, in der Schule, mit der Ausbildung, in ihrem persönlichen Umfeld und im Umgang mit sich selbst. Unter der Anleitung des damaligen Teamleiters Johann Zenses wurden die zur Verfügung stehenden Räume gemeinsam mit den Jugendlichen gestaltet und umgebaut, so dass hier eine für die Zielgruppe wirklich ansprechende Einrichtung entstand.
Hörde dient als Pilot: Neue Schwerpunktsetzung für die aufsuchende Arbeit
Hauptaufgabe des Teams, aktuell bestehend aus Martin Gierz (Leitung), Benjamin Kirk sowie der Honorarkraft Noemi Gbane, ist die aufsuchende Arbeit auf den Straßen und Plätzen zwischen Phoenix-West und dem You-Point am Phoenixsee im Osten und zwischen der Willem- van-Vloten- Straße im Norden und dem Goystadion am Clarenberg im Süden des Stadtbezirks.
Schwerpunkt ist der Bereich im Zentrum rund um den Hörder Bahnhof und die Brücke. Hier ergeben sich nahezu täglich Kontakte mit Jugendlichen. Bei der aufsuchenden Arbeit stellen sich die Mitarbeiter*innen den Jugendlichen vor. Es erfolgen Einladungen zur „Offenen Tür“ bzw. zum Kochangebot in der Anlaufstelle, die dafür jeweils mittwochs und donnerstags in der Zeit zwischen 18 und 20 Uhr geöffnet hat.
Das Projekt wurde im vergangenen Jahr nochmals um weitere vier Jahre verlängert. Für die aufsuchende Arbeit stehen 1,5 Stellen zur Verfügung. Allerdings hat das Projekt eine inhaltliche Erweiterung erfahren: Eine zusätzliche Stelle hat die Aufgabe, in enger Abstimmung mit dem Jugendamt und über alle Trägerlinien hinweg, ein Konzept für ein stadtweites Handlungskonzept zur aufsuchenden Jugendarbeit zu entwickeln.
Hierzu wird – im Rahmen eines Pilotprojekts aller in der Jugendarbeit im Stadtbezirk Hörde tätigen Einrichtungen – gerade die Netzwerkarbeit noch einmal intensiviert. Dazu wird eine stadtteil- und fachspezifische Ermittlung der Bedarfe der Zielgruppen mittels Befragungen und Beteiligungsaktionen durchgeführt.
Austausch mit anderen Stadtbezirken: Erfahrungen übertragen und Konzepte entwickeln
„Die aufsuchende Arbeit der Rampe berücksichtigt die Lebenswelt und die Bedürfnisse der Jugendlichen. Bei Konflikten wird schnell deutlich, dass hinter jeder Äußerung und Handlung der Jugendlichen ein Bedarf steht“, erklärt Wilhelm Hoffstiepel.
„Absicht ist es, gemeinsam mit den Jugendlichen in Hörde ihre Handlungen als Ausdruck ihrer Bedürfnisse und gegebenenfalls als politisches Statement zu verstehen. Die Mitarbeiter*innen ermöglichen es den Jugendlichen, Gehör für ihre Themen zu finden.“
„Hörde dient als Pilot. Im Austausch mit den anderen Stadtbezirken sollen unsere Ideen und Erfahrungen übertragen und passende Konzepte für Dortmund entwickelt werden. Alleine geht das aber nicht“, erklärt Martin Gierz. Dafür bedarf es der Vernetzung und Einbindung von anderen aufsuchenden und stationären Angeboten, aber mit den jeweiligen Fachreferent*innen für Kinder- und Jugendförderung.
Es ist der Wunsch der Stadt, dass künftig auch die Jugendtreffs stärker aufsuchend arbeiten. Hörde kann und soll dabei keine Blaupause sein: „Jeder Bezirk hat eigene Erfordernisse. Aber wir können Parameter definieren, Ideen sammeln, Erfahrungen austauschen und Brennpunkte herauskristallisieren, mit denen man gemeinsam arbeiten kann.