Aktivist:innen der „Letzten Generation“ haben in der Dortmunder City am Freitagnachmittag für Stau, Aufmerksamkeit und einen großen Polizeieinsatz gesorgt. Eine unangemeldete Aktion störte zunächst den Verkehr vor dem Hauptbahnhof und bewegte sich anschließend durch die Innenstadt. Es war die Premiere einer neuen Aktionsform, die für mehr Demonstrant:innen sorgen soll – ohne sich an die Straße zu kleben.
Ausbremsen statt blockieren: Beweglicher Protest auf dem Wall
Schon zwei Mal hatten sich in den vergangenen Wochen Aktivist:innen der „Letzten Generation“ auf Dortmunder Straßen geklebt. Die Autofahrer:innen blieben dabei hier relativ ruhig. In anderen Städten kommt es mitunter zu Tumulten und Tritten. Da das Risiko offenbar einige Sympathisant:innen der Gruppe vom eigenen Protest abhält, haben sie sich etwas Neues einfallen lassen. Das Vorgehen erinnert in der Durchführung an die unangemeldeten Corona-Demonstrationen, die oft als „Spaziergang“ bezeichnet wurden.
Am Freitagnachmittag sammelten sich die Klimaaktivist:innen oberhalb des Deutschen Fußballmuseums am Wall. Bei Grün auf der Fußgängerampel ging es auf die Straße. Doch statt darüber zu gehen, gingen die Aktivist:innen auf den Fahrbahnen des Dortmunder Walls langsam in Richtung Hauptbahnhof. Das sorgte zwar für starken Stau, setzte aber die Autofahrer:innen zumindest nicht langfristig fest, was zu entsprechend weniger zu Eskalationen führte. Ein Hupkonzert gab es dennoch. Zwei Autofahrer fuhren mit hoher Geschwindigkeit über den Gehweg auf die Empore des Museumsplatzes.
Laut einer Pressemitteilung will die Klimagruppe mit diesem „Protestmarsch“ eine Alternative zu den „sehr emotional“ besetzten Klebeaktionen schaffen und mehr Menschen an dem Protest beteiligen. Etwa 20 Menschen beteiligten sich an der Aktion am Freitag. Bei den Klebeaktionen waren es nicht einmal halb so viele.
Aktivist:innen gingen immer wieder an der Polizei vorbei
Die unangemeldete Demonstration zog zunächst am Fußballmuseum vorbei. Vor dem Hauptbahnhof leiteten Einsatzkräfte der nahegelegenen Wache der Bundespolizei die Aktivist:innen von der Fahrbahn. Kurz später traten sie aber erneut auf die Fahrbahn. Ein kleines Katz-und-Maus-Spiel begann. Immer mehr Polizei rückte an. Am Freistuhl einigten sich Polizei und „Letzte Generation“ auf einen Gehweg-Demonstrationszug zur Kampstraße. Dort wurde die Versammlung dann offiziell durch die Polizei aufgelöst – bis dahin ohne rechtliche Konsequenzen für die Teilnehmer:innen.
Eine Teilgruppe machte sich dann auf dem Weg zum „Kaffeetrinken“ in Richtung Westenhellweg. Die Polizei traute dem nicht und fuhr mit ihren Fahrzeugen hinterher. Auf dem Westenhellweg wurden die Banner dann wieder ausgerollt. Durch die mäßig gefüllte Fußgängerzone ging die Gruppe mit Polizeianhang bis auf den Ostenhellweg. Dort stoppte die Polizei die Gruppe erneut und kesselte sie ein.
Personalienfeststellung nach erneuter Versammlung
Wegen der erneuten unangemeldeten Demonstration stellte die Polizei nun die Personalien der Beteiligten fest. Auch ein Platzverweis wurde ausgesprochen. Auch einen Dortmunder Lokalpolitiker rechnete die Polizei der Versammlung zu, obwohl er abseits der Fahrbahn die Situation lediglich beobachten wollte. Er musste sich zu seinem Unverständnis ebenfalls einer Personalienfeststellung unterziehen. 17.45 Uhr war die Aktion final durch die Polizei beendet. Fast zwei Stunden hatten die Aktivist:innen die Polizei beschäftigt gehalten.
Die Aktionsform ist neu, aber die Forderung bleibt dieselbe: Die „Letzte Generation“ fordert die Bundesregierung dazu auf, eine „Notfallsitzung der Gesellschaft“ einzuberufen. Der geloste Durchschnitt der Bevölkerung soll nach Vorstellung der Aktivist:innen einen Plan erstellen, wie Deutschland bis 2030 die Nutzung fossiler Rohstoffe beendet. In einigen Städten wurden die Proteste ausgesetzt, da sich die dortigen Bürgermeister dieser Forderung anschlossen. In Dortmund wird es wohl auch zukünftig unangemeldete Aktionen der „Letzten Generation“ geben.
Reader Comments
Gaa
Das Einkesseln und Personalienfeststellen kennt man ja von den Coronaleugnern. Ach ne, doch nicht. Wundert nicht.
Welche Konsequenzen gab es eigentlich für die beiden Autofahrenden, die über den Gehweg gerast sind? Ich rate mal: Gar nichts. So Nummernschilder sind mysteriöse Dinge.
Es ist so fristrierend