Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) ruft am Internationalen Frauentag (8. März 2023) die Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst zu einem bundesweiten Branchenstreik- und Aktionstag auf. Dabei wird es in NRW zu flächendeckenden Warnstreiks in kommunalen Einrichtungen und Dienststellen des Sozial- und Erziehungsdienstes kommen. Auch in Dortmund bleiben die städtischen Kitas geschlossen.
Frauen spüren die Folgen der aktuellen Krisen am deutlichsten
Konkret aufgerufen werden im ver.di-Bezirk Westfalen die Jugendämter, Jugendhilfedienste und Sozial- und Erziehungseinrichtungen (Kindergärten) der Stadt Dortmund (inkl. Fabido), sowie der Kita des Studierendenwerkes Dortmund, die der LWL-Klinik und des LWL-Wohnverbundes in Dortmund.
„Der internationale Frauentag steht seit über 100 Jahren dafür, Gleichberechtigung und eine faire Bezahlung von Frauen durchzusetzen. Gerade in der Sozialen Arbeit, in der nach wie vor überwiegend Frauen arbeiten, zeigt sich bis heute, dass wir in der Auseinandersetzung um die faire Bezahlung von Frauen in dieser Gesellschaft noch nicht am Ende angekommen sind“, so Andrea Becker, Landesbezirksfachbereichsleiterin.
Die Soziale Arbeit ist mit 83 Prozent eine Branche, in der überwiegend Frauen arbeiten, beispielsweise in Kindertageseinrichtungen, Jugendämtern und Beratungsstellen. Dabei sind die Arbeitsbedingungen häufig prekär. Ob in Teilzeit und/oder als befristet Beschäftigte, spüren Frauen die Folgen der aktuellen Krisen am deutlichsten. Zudem mangelt es vielfach an finanzieller Anerkennung für die Arbeit in den sozialen Berufen.
In über 15 Städten Kundgebungen und Aktionen im Rahmen der Warnstreiks
„Das Angebot der Arbeitgeber ist ein Affront an die Beschäftigten in der Sozialen Arbeit, die regelmäßig trotz und wegen hoher Krankenstände, Fachkräftemangel oder personeller Unterbesetzung, an die Grenze ihrer persönlichen Belastung gehen“, so Becker weiter.
In den Tarifverhandlungen für die mehr als 2,5 Millionen Beschäftigten von Bund und Kommunen wurde der Forderung von ver.di nach 10,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 500 Euro mehr im Monat bei einer Laufzeit von zwölf Monaten, erneut eine klare Absage erteilt – trotz steigender Preise, hoher Inflation und großer Personallücken, gerade auch in der Sozialen Arbeit.
In Nordrhein-Westfalen finden an diesem Tag in über 15 Städten Kundgebungen und Aktionen im Rahmen der Warnstreiks statt, zu denen mehrere tausend Teilnehmer:innen erwartet werden.
Zum Ablauf in Dortmund:
- Geplant sind zwei Demonstrationen durch die Stadt.
- Demo 1: 9 bis 10 Uhr Treffen Parkplatz Remydamm
- Demo 2: 9 bis 10 Uhr Treffen Platz der Alten Synagoge
- Jeweils gegen 10 Uhr starten beide Demozügen durch die Stadt und enden für die gemeinsame Abschlusskundgebung gegen 12 Uhr auf dem Friedensplatz.
Reader Comments
Bündnis 8. März Dortmund (PM)
Das feministische Bündnis 8. März aus Dortmund ruft anlässlich des
feministischen Kampftages, unter dem Motto „Kämpfe verbinden!“ , zur
Demonstration auf. Diese findet am Mittwoch, den 08.03.2022, um 18 Uhr
auf dem Friedensplatz, 44135 Dortmund, statt. Angekündigt ist ein
gemeinsamer, lautstarker Protest gegen patriarchale Strukturen.
Das neu gegründete Bündnis 8. März setzt sich aus Gruppen und
Einzelpersonen zusammen, welche unterschiedliche Schwerpunksetzungen und
Arbeitsweisen verfolgen, die jedoch in Beziehung zueinander stehen.
Ziel ist es eine breite, vernetzte Themenaufstellung zu bieten und auf
die Straße zu tragen. Dabei positioniert sich das feministische Bündnis
kritisch gegenüber Kapitalismus und Herrschaft. Durch den Slogan „Kämpfe
verbinden“ soll darauf aufmerksam gemacht werden, dass wir gegen
patriarchale Diskriminierungsstrukturen auf verschiedenen Ebenen
kämpfen, die oftmals miteinander verwoben sind.
Dabei ist es dem Bündnis wichtig, dass FLINTA* (Frauen, Lesben, Inter,
Nicht-Binäre-, Trans und A-Gender-Personen) an diesem Tag, mit ihren
Erfahrungen und Forderungen, im Vordergrund stehen, weshalb sie an der
Spitze der Demonstration laufen werden.
Skandalisiert werden die Ausbeutung und miserablen Situationen von
FLINTA* im Sorgearbeitssektor. Damit ist entlohnte Arbeit in
Pflegeeinrichtungen, aber auch kostenlose Arbeit, wie die Ver- und
Umsorgung von Angehörigen oder nahestehenden Personen, gemeint. Es ist
notwendig, diese Tätigkeiten als Arbeit anzuerkennen, da Personen die
diese in großem Umfang ausführen, nur in geringem oder gar keinem Maß
ihre Arbeitskraft zum Markt tragen können und oftmals in finanzielle
Abhängigkeiten gedrängt werden. Gleichzeitig spitzen sich die Zustände
für Mitarbeitende in Gesundheits-, Pflege- und Betreuungseinrichtungen
zu. Auf der einen Seite können sich prekäre Personen die Angebote nicht
leisten, müssen auf Lohn verzichten und selbst pflegen und versorgen,
oder Sorgearbeit wird an schlecht bezahlte Arbeiter*innen ausgelagert,
wo sich auf der anderen Seite zunehmend Überlastungen,
Versorgungsengpässe und eine Kündigungswelle beobachten lassen.
„Wir möchten uns in diesem Jahr insbesondere mit den internationalen
feministischen Kämpfen verbunden zeigen und auf die feministische
Revolution im Iran aufmerksam machen“, so Lila Grune, Sprecher*in des
Bündnisses. Die Berichte aus dem Iran über Vergiftungen von Mädchen, die
zur Schule gehen, machen wütend und zeigen wie wichtig eine aktive
Solidarität mit der feministischen Protestbewegung im Iran ist.
Darüber hinaus ist es dem Bündnis 8. März wichtig, auf die
Diskriminierung von trans* Personen aufmerksam zu machen und dagegen
anzugehen. Diese schlägt sich in sämtlichen Situationen des Alltags
nieder. Trans* Menschen werden nach wie vor bedroht, physisch und verbal
angegriffen und müssen sich weiterhin bürokratischen Hürden stellen,
welche kraftraubend und einschüchternd sind. Das Bündnis kritisiert
zudem die konstante Diskriminierungen von Personen, die nicht
heterosexuell sind. Nach wie vor werden „Schwuchtel“ oder „Lesbe“ an
Schulen als Schimpfwörter inflationär benutzt.
Auch wenn viele der Meinung sind, Benachteiligung aus Gründen von
Geschlecht sei etwas, was der Vergangenheit angehört, muss das Bündnis
leider feststellen, dass dem nicht so ist.
Gemeinsam wurde sich auf die folgenden 10 Forderungen verständigt.
– Solidarität mit den feministischen Revolutionen im Iran, in
Afghanistan und weltweit. Weg mit den Handelsbeziehung mit den
Verbrechern.
– Wir fordern eine Aufwertung von Sorgearbeit. Hausarbeit und Pflege
sollen angemessen entlohnt werden.
– Trans Personen müssen einen einfachen Zugang zu Beratung und
medizinischer Versorgung erhalten. Für eine Abschaffung des
Transsexuellengesetz! Geschlechtsangleichungen sind ein Menschenrecht.
– Weg mit Paragraph 218! Schwangerschaftsabbruche müssen sicher möglich
sein.
– Geschlechtsneutrale und barrierefreie Toiletten in öffentlichen Räumen
müssen her.
– Asyl und Bleiberecht für politisch verfolgte Frauen und LGBTs in
Dortmund.
– Ausbau von Frauenhäusern und Schaffung von Unterkünften mit
geschlechtssensiblen Umgang.
– Stopp den Vorurteilen gegenüber feministischen kurdischen
Aktivist*innen. Nicht bei der Polizei, nicht in den Medien, nicht vor
Gericht.
– Morde an Frauen als Feminizide benennen, nicht als Familientragödie
oder Ehrenmord.
– Sexualisierte Gewalt stoppen! Cis Männer übernehmt Verantwortung.
Im Anschluss an die Demonstration lädt das Bündnis zum Ausklang in den
Langen August ein. Dort gibt es warmes Essen vom UmsichT-Kollektiv und
Musik von FLINTA4Rave, einem neuen DJ-Kollektiv, was sich mit
sexistischen Strukturen in der Musikszene auseinandersetzt.
Gendergerechte Sprache und lesbische Liebe: Veranstaltungen der VHS zum Frauentag (PM)
Am 8. März wird weltweit der Internationale Frauentag gefeiert. Die VHS Dortmund (Kampstraße 47) hat zu diesem Anlass zwei Angebote im Programm.
Workshop „Gendergerechte Sprache“: Kaum ein sprachwissenschaftliches Thema wurde öffentlich bislang so erregt diskutiert wie das der gendergerechten Sprache. Teils ironisch als „Krieg der Sterne“ betitelt, spitzt sich die Debatte mitunter hitzig zu. Ziel des Workshops am Samstag, 11. März, 10 bis 14.30 Uhr ist es, die Gendersprache und ihre politischen, soziologischen und psychologischen Aspekte kennenzulernen. Referentin Laura Paust gibt Raum für offene Diskussionen. Eine respektvolle Debattierkultur ist Grundvoraussetzung für die Teilnahme. Anmeldungen unter http://www.dortmund.de/vhs (Veranstaltungsnr. 23-51127), Entgelt 12 Euro.
Vortrag „Voller Hindernisse – Lesbische Liebe in der Bundesrepublik“: Frauen, die Frauen liebten, waren im 20. Jahrhundert in Deutschland nicht durch spezielle Paragrafen des Strafrechts bedroht. Aber sie wurden durch andere Dinge gehindert, z.B. sehr geringe Löhne bzw. Gehälter, fehlende Vorbilder oder auch Hürden, eine Ehe zu verlassen. Bis 1977 konnte ein Ehemann in der BRD eine Scheidung verhindern. Auch verloren offen lesbisch liebende Mütter bei einer Scheidung bis in die 1990er Jahre hinein das Sorgerecht für ihre Kinder.
Über diese Hindernisse wird die Referentin Dr. Kirsten Plötz in ihrem Vortrag am Montag, 13. März, ab 17.45 Uhr berichten. Die Referentin studierte Geschichte und Politik an der Universität Hannover. Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Dortmunder LSBTIQ* Koordinierungsstelle. Anmeldungen unter http://www.dortmund.de/vhs (Veranstaltungsnummer 23-51125), entgeltfrei.