Wer einen Garten hat weiß, wieviel Arbeit Grünpflege macht. Eine besondere Herausforderung ist es, wenn man 25.000 Grünflächen unterschiedlichster Größen und Arten pflegen soll. Dieser Aufgabe muss sich die EDG seit Anfang 2019 stellen, als sie rund 4,43 Millionen Quadratmeter straßenbegleitender Grünflächen in Dortmund übernommen hat. Die Schwierigkeit ist, dabei den Überblick zu behalten.
„Wir wollten uns dem Thema digital annähern“
Die Geschäftsführer der Entsorgung Dortmund GmbH Frank Hengstenberg und Bastian Prange informierten erstmals im Beisein von OB Thomas Westphal umfangreich über innovative Pläne zur Grünflächenpflege. „Wir wollten uns dem Thema digital annähern“, betont Prange.
Da das vorhandene Datenmaterial nicht ausreichte um über Bewuchs, Zustände, Gefahren oder die Regelmäßigkeit der Pflege Auskunft zu geben, entschied die EDG in Abstimmung mit dem Kataster-, dem Tiefbau- und dem Grünflächenamt ein gänzlich neues, digitales Grünflächenkataster anzulegen. ___STEADY_PAYWALL___
Dieses basiert sowohl auf öffentlich zugänglichen Geoinformationen als auch auf der freien Geoinformationssystemsoftware QGIS. Das digitale Grünflächenkataster wurde in Zusammenarbeit mit dem jungen Start-Up Unternehmen „Spacedatists“ entwickelt, das seinen Ursprung an der TU Dortmund hat.
Wachsender Datenpool über den öffentlichen Raum entsteht
Mithilfe von Datensammlung im öffentlichen Raum entsteht so ein immer wachsender Datenpool. Mitarbeiter:innen sollen vor Ort die Situation mit Tablets erfassen und mit Fotos dokumentieren.
Diese Informationen werden in Echtzeit hochgeladen, sodass andere Einsatzfahrzeuge und auch die Einsatzleitung umgehend auf die Daten zugreifen können.
Es erfolgt eine Einstufung der Informationen durch künstliche Intelligenz in ein Ampelsystem, das anzeigt, wann eine erneute Pflege notwendig ist. So werden Grünflächen, die kürzlich erst gepflegt worden sind mit einem grünen Punkt auf einer Karte von Dortmund gekennzeichnet.
Zudem ist ein Steckbrief mit aktuellen Daten und Fotos zu der jeweiligen Grünfläche abrufbar. Das System erscheint einfach und effizient, erfordert jedoch enorm viele Daten. Wann die neue Software zum Einsatz kommt, steht daher noch nicht fest.
Ressourcen schonender Klimaschutz durch Effizienz
Ein weiterer Vorteil: Die Digitalisierung der Informationen hilft dabei, Ressourcen zu schonen, weil Personal, Material und Fahrzeuge effizienter eingesetzt werden können. Denn die meisten Emissionen erzeugt die EDG durch die Fahrten. Um diese bereits im Vorfeld umfangreich planen zu können sei die Software unverzichtbar, betont Prange.
So informiert die Software über Dringlichkeit der Pflege, mögliche Hindernisse wie Einbauten, Größe und Ort der Grünfläche und somit über die für die Pflege notwendigen Maschinen. Die Fahrten ließen sich daher wesentlich effizienter gestalten um möglichst viel CO2 einzusparen, argumentiert die EDG.
Für Mitte August plant die EDG eine Zusammenarbeit mit der TU Dortmund, die bei der Vermessung des 5G-Mobilfunknetzes für die Fahrzeuge unterstützen soll. Dies stellt die Grundvoraussetzung für das mobile Bereitstellen von Daten in Echtzeit dar. Da die Daten in Echtzeit hochgeladen und untereinander – beispielsweise mit der DEW21 oder der Stadt Dortmund – ausgetauscht werden sollen, seien dann schnelle Reaktionen möglich.
Ein Beispiel: Über eine Tagesbaustelle, die die Fahrt verzögern und somit mehr Emissionen verursachen würde, wäre die Einsatzleitung frühzeitig informiert. Die Fahrt ließe sich neu planen, Bürger:innen würden über einen neuen Abholtermin des Mülls informiert.
Vielfältige Einsatzmöglichkeiten der neuen Software
Die Software findet allein bei der EDG immer neue Einsatzbereiche. So werden schon Steckbriefe zu jedem Dortmunder Straßenabschnitt erstellt, um die Straßenreinigung zu vereinfachen. Auch Daten über die Anzahl, den Ort und die Notwendigkeit von Mülleimern werden bereits gesammelt.
Die Bereitstellung der Software könnte auch anderen Behörden und Institutionen zugute kommen. Durch die Kennzeichnung von bereits freigeräumten und gestreuten Straßen im Winterdienst könnten Feuerwehr und Rettungsdienst kostbare Zeit sparen.
Auch über die Frage, ob die Software Bürger:innen zur Verfügung gestellt werden soll, würde bereits debattiert, so Prange. Nachbarschaftszusammenschlüsse, wie beispielsweise im Kreuzviertel, die die Grünflächen vor der eigenen Haustür regelmäßig pflegen, könnten die EDG so darüber informieren. Die entsprechende Grünfläche wäre also mit einem grünen Punkt gekennzeichnet und würde somit nicht angefahren werden.
„Ich finde unsere Mülleimer nicht mehr zeitgemäß“
In der Debatte um eine Erweiterung der Software auf weitere Einsatzbereiche, wie Mülleimer, äußerte sich OB Thomas Westphal kritisch: „Ich finde unsere Mülleimer nicht mehr zeitgemäß.“ Nicht die Ästhetik sei überholt, vielmehr wären die Mülleimer „zu alt, falsch platziert und zu klein“.
Dies zeigte er am Beispiel der Speicherstraße: Junge Menschen, die dort am Hafen ihre Freizeit verbringen, Getränke selbst mitbrächten und sich eine Pizza auf dem Weg holten hätten anschließend keine Möglichkeit den Müll zu entsorgen.
Zudem gehöre der Pizzakarton nicht in den Restmüll, es müsse also ein spezielles Fach her, wie auch für Zigarettenstummel. Die Software helfe zukünftig, den individuellen Bedarf an Mülleimern einschätzen zu können, erklärte die EDG. Die Pläne diesbezüglich würden im nächsten halben Jahr konkreter.