Eine Glosse von Alexander Völkel
Der (nicht mehr ganz so) neue Kreisverkehr an der Kreuzung Uhland- und Rückertstraße im Hafenquartier der Nordstadt sorgt mal wieder für Gesprächsstoff: Nachdem er in früheren Jahren vor allem wegen der Vervielfachung der Baukosten für Schlagzeilen sorgte, ist nun die Neu- oder erstmalige Gestaltung Anlass für Diskussionen und Geläster.
Die Kosten liefen immer weiter aus dem Ruder
Weil die Ampeln marode waren, sollten sie weg und stattdessen ein Kreisverkehr her. Denn Ampelanlagen seien mit 120.000 Euro zu teuer. Sowohl die Sinnhaftigkeit als auch die Kosten des Kreisverkehrs wurden von der Kommunalpolitik kritisiert. Dennoch wurde das Vorhaben von der Bezirksvertretung im Jahr 2013 beschlossen, wenn auch die 420.000 Euro Kosten als viel zu teuer kritisiert wurden.
2017 musste das Gremium den Umbau erneut diskutieren und befürworten. Der Grund: Die Stadt hatte vom Schreibtisch aus geplant – und das ließ sich nicht realisieren. Nach einem Ortstermin wurde neu geplant. Mittlerweile haben sich die Kosten mehr als verdoppelt – auf 880.000 Euro. ___STEADY_PAYWALL___
Die Politik wurde aber auch damit beruhigt, dass ja nicht nur der große Kreisverkehr gebaut, sondern auch südlich an vier Stellen die Kreuzungen barrierefrei aus- und die Ampelanlagen abgebaut würden.
Die Politik nickte dies letztendlich ab, die vier kleinen Kreuzungsbereiche wurden umgestaltet, die Ampeln verschwanden. 2021 ging es dann „endlich“ an den Kreisverkehr. Allerdings beliefen sich die Kosten am Ende nur für den Kreisverkehr auf 890.000 Euro – offenbar zusätzlich zu den 880.000 Euro, die zuvor verbaut wurden. Dafür hätte man viele Ampeln errichten können – ganz abgesehen davon, dass die Uhlandstraße schon seit Jahren immer wieder als Fahrradstraße ins Gespräch gebracht wird – wofür ein Kreisverkehr auch nicht benötigt würde….
Die (Neu-) Gestaltung gab Anlass für viele Lästereien
Das ist Geschichte. Der Kreisverkehr glänzte ein Jahr lang durch die Abwesenheit einer Gestaltung. Wildkräuter nahmen den kahlen Platz in Besitz und sorgten für einen üppigen Bewuchs.
Zwischenzeitlich wurden drei kleine Stelen auf der Mittelinsel aufgestellt. „Ist das Kunst oder kann das weg?“ lästerte eine Anwohnerin. „Vielleicht sind das Grabsteine für die versenkten Steuermillionen“, kommentierte ein anderer.
Nordstadtblogger wollte genauer wissen, was es mit der Gestaltung auf sich hatte, weil die unbeschrifteten Stelen mittlerweile im Wildwuchs verschwanden – was allerdings auch niemand bedauerte.
Zeitgleich zur Anfrage bei der Stadt verwandelte sich der Platz plötzlich in eine Schotterwüste. Entsteht hier einer der berühmt-berüchtigten „Vorgärten des Grauens“, kam zusätzliche Kritik auf.
Das Grünflächenamt verteidigt die Gestaltung als ökologisch sinnvoll
„Der Kreisel wurde von den Kolleg:innen des Grünflächenamtes nach einem ökologisch ausbalancierten Konzept gestaltet und bepflanzt. Zum Einsatz kommen verschiedene Stauden, die sich für diesen eher trockenen Standort gut eignen“, antwortete Stadtsprecherin Alexandra Schürmann auf unsere Anfrage.
„Die Fläche wurde mit einer Splittschicht gemulcht, um den Pflegeaufwand zu minimieren. So trocknet beispielsweise der Boden durch die Beschattung mit Splitt nicht so schnell aus und der Wässerungsbedarf ist entsprechend geringer“, versucht sie die Kritiker:innen der (Neu-) Gestaltung zu beruhigen.
Die drei Stelen haben übrigens keine tiefere Bedeutung
„Im Laufe der Zeit, wenn also die verschiedenen bunten Stauden eine gewisse Höhe erreicht haben, wird der Splitt nicht mehr gut zu sehen sein. Der Kreisel an der Silberstraße wurde übrigens ganz ähnlich gestaltet – hier sind aus den kleinen Mini-Stauden schon richtige Pflanzen geworden“, verweist sie auf einen Kreisverkehr in der City.
Zudem sollen im Herbst zusätzlich zur Staudenbepflanzung noch Blumenzwiebeln gesetzt werden, sodass im Frühling auch bunte Frühblüher zu sehen sein werden. Eine tiefere Bedeutung haben die Stelen auf dem Kreisel übrigens nicht. „Sie sind reine Gestaltungselemente, es gibt keine tiefere Bedeutung“, so die Stadtsprecherin.
Hanfpflanze zwischen den Stelen gepflanzt – aber nicht von der Stadt
Die bisherige Staudenbepflanzung war offenbar einem Anwohner zu wenig. Mitten zwischen die Stelen pflanzte er eine Hanfpflanze mit einem kleinen Hinweisschild, dass die Legalisierung von Cannabis Steuereinnahmen generieren, die organisierte Kriminalität schädigen, den Schwarzmarkt teilweise austrocknen, Polizei und Staatsanwaltschaft entlasten und Kiffer entkriminalisieren würde.
„Die einsame Pflanze wurde nicht von unseren Kolleg:innen dort hingesetzt. Stauden machen sich an dieser Stelle deutlich besser“, stellt Alexandra Schürmann mit einem Lächeln klar.
Die Hanfpflanze ist mittlerweile wieder verschwunden. Ob ein Interessierter zugegriffen oder das Grünflächenamt diesen Bewuchs beseitigt hat, ließ sich aber nicht klären….