Was lange währt, wird endlich gut: Nach zähem Ringen hat der Verein der Freunde des Hoesch-Museums das Geld für den Umzug des 1965 von Hoesch gefertigten Stahl-Bungalows aus dem Dortmunder Süden auf das Gelände der Westfalenhütte zusammen. Obwohl das Gebäude selbst eine Schenkung ist, musste der rührige Verein insgesamt 870.000 Euro an Fördermitteln und Eigenanteil auftreiben. Jetzt ist die Finanzierungslücke geschlossen – die Gemeinwohl-Stiftung der Sparkasse Dortmund finanziert die fehlenden 45.000 Euro. Der Verein kann damit endlich die Translozierung (also das Versetzen des Gebäudes) beauftragen und damit nach vier Jahren Vorbereitungszeit den Start der Realisierungsphase einläuten.
Neuer Raum für die Stadtgesellschaft in historischem Ambiente
„Der Stahl-Bungalow erweitert das Hoesch-Museum und schafft in historischem Ambiente neuen Raum für unsere Stadtgesellschaft. Zusätzlich wächst die Sammlung des Hoesch-Museums um ein riesiges, originelles und unternehmensgeschichtlich bedeutsames Objekt“, sagt Dirk Schaufelberger. ___STEADY_PAYWALL___
„Die Gemeinwohl-Stiftung wirkt gerne daran mit, das Borsigviertel und die Nordstadt um diesen neuen Ort zu bereichern“, so der Vorsitzende der Gemeinwohl-Stiftung der Sparkasse Dortmund, der beim Ortstermin mit den anderen Beteiligten und der Sonne um die Wette strahlte.
Weitere Förderer sind die NRW-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege (250.000 Euro), das Förderprogramm „Heimat. Zukunft. Nordrhein-Westfalen“ des Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes NRW (250.000 Euro), der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) mit 140.000 Euro, die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung (50.000 Euro) und der Trägerverein „Freunde des Hoesch-Museums“ (mindestens 135.000 Euro).
Die Stadt Dortmund unterstützt das Projekt mit dem Ankauf des Grundstücks samt Portierhaus, in dem das Hoesch-Museum untergebracht ist und gewährleistet damit die Bindungsfrist der Drittmittel. Thyssenkrupp Steel Europe (tks) als bisheriger Eigentümer wiederum unterstützt die Grundstücksvorbereitung für die Translozierung. Der neue Standort des Stahlhauses wird den Freunden des Hoesch-Museums in Erbbaurecht zur Verfügung gestellt.
Der Auftrag für den Spezialumzug geht nach Baden-Württemberg
„Wir sind froh, dass die letzte Lücke der Finanzierung endlich geschlossen wurde. Es ist ein kostspieliges Projekt, an das wir uns gewagt haben“, räumt Dr. Karl Lauschke, Vorstand der Freunde des Hoesch-Museums e.V., ein.
Doch das Vorhaben ist nun in trockenen Tüchern, denn auch der Auftrag für die Translozierung ist vergeben. Das Spezialunternehmen JaKo Baudenkmalpflege GmbH aus Baden-Württemberg wurde als Generalunternehmer damit beauftragt – und auf diese Weise auch das Kostenrisiko minimiert.
Denn das Unternehmen, welches auf die Translozierung von Gebäuden spezialisiert ist und vor allem für Freilichtmuseen arbeitet, hat einen Festpreis ausgemacht, der auch den Transport beinhaltet. Der Verein hatte das Unternehmen schon im Vorfeld der Überlegungen kontaktiert und mit einer Machbarkeitsprüfung beauftragt, ob denn ein solcher Umzug überhaupt durchführbar ist – und zu welchem Preis.
Den eigentlichen Auftrag hatte JaKo dann erhalten, nachdem das Vergabeamt der Stadt ein Verhandlungsverfahren gestartet hatte, bei dem JaKo als geeignetste Firma ausgewählt wurde, berichtet Vereinsvorstand Wolfgang E. Weick.
Der Transport des Hauses erfolgt auf zwei Spezialtiefladern
Doch wie transportiert man ein 141 Quadratmeter großes Einfamilienhaus von Dortmund-Hombruch in die zehn Kilometer entfernte Nordstadt? „Dazu trennen wir das Haus zunächst in zwei Teile, die je 16 bzw. 13 Tonnen wiegen“, sagt Philipp Schäle, Projektleiter der JaKo Baudenkmalpflege GmbH.
„Wir brauchen fünf bis sechs Wochen, bis wir das Haus transportfähig haben. Die beiden Hausteile werden mit einem von unserem Unternehmen entwickelten System verpackt und per Kran auf zwei Spezialtieflader verladen“, so Schäle. Beauftragt wird dafür ein Dortmunder Unternehmen: Die Spedition Ahlborn verfügt über die notwendige Erfahrung und zudem die Ortskenntnis.
Über die Rüschebrinkstraße erreichen die Lastwagen dann zu einer frühen Morgenstunde das Gelände der Westfalenhütte. Der Zeitpunkt des Transports hängt von der Genehmigung des Bauantrags ab – im Herbst, spätestens im November 2022, soll es soweit sein.
Dort wird das Gebäude dann auf Streifenfundamente gestellt, die die bisherigen Kellerfundamente ersetzen, auf denen der Bungalow bisher in Hombruch steht. Unterkellert wird das Gebäude nun nicht mehr.
JaKo wird dort auch für die Restaurierung des Gebäudes sowie den Anschluss an Strom- und Wassernetz sorgen. Außerdem wird das Dach gedämmt, was aber die Optik nur minimal verändert.
Vom innovativen Eigenheim zum historischen Exponat
Am neuen Standort an der Westfalenhütte wird das stählerne Fertighaus vom Typ „L141“, damals ein innovatives Eigenheim, zu einem historisch bedeutenden Exponat der Sammlung – und mit 141 Quadratmetern Grundfläche zugleich zum größten. Es ist eines von insgesamt rund 200 in den 1960er-Jahren produzierten Stahl-Fertighäusern und gehört zur dritten und letzten Generation.
In Hombruch errichtete Hoesch ab 1962 in der großen Firmensiedlung eine kleinere aus Stahlfertighäusern, in denen vor allem leitende Angestellte des Werks wohnten; einer der Bungalows steht aber auch auf der Insel Mallorca.
„Als Museum sammeln wir Produkte der Firma Hoesch – der Bungalow fällt ganz eindeutig ins Sammlungsprofil, wo wir ja auch andere Großobjekte haben“, betont Museumsleiterin Isolde Parussel. Allerdings ist das Haus ein besonderes Exponat: „Es ist nicht nur inhaltlich spannend, sondern auch sammlungswürdig und denkmalwürdig.“
Vor allem ist es aber auch begehbar. Damit stehen dem Museum künftig weitere Flächen für Ausstellungen, pädagogische Arbeit und Veranstaltungen zur Verfügung. Im Bungalow wird zudem an die Familie Hoff erinnert – sie hatte den Bungalow über Jahrzehnte nahezu im Originalzustand erhalten und dem Verein das Gebäude als Schenkung überlassen.
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Radtour zur Hoesch-Geschichte: Auf den Spuren von Stahl und Eisen (PM)
Mit dem Drahtesel auf zu den Spuren von Stahl und Eisen: Am Sonntag, 21. August, 11 Uhr gibt es Gelegenheit, die Geschichte von Hoesch in einer geführten Radtour zu erfahren. Los geht es um 11 Uhr am Hoesch-Museum, Eberhardstraße 12. Die Tour führt zuerst exklusiv über das Gelände der ehemaligen Westfalenhütte, heute ThyssenKrupp. Danach geht die Fahrt zum Phoenix-See und über das Phoenix-West-Gelände zurück zum Hoesch-Museum. Dort findet zum Abschluss eine kurze Einführung zur Dauerausstellung statt.
Die Teilnehmer*innen fahren teils entlang der ehemaligen Gleistrasse der Stahl- und Eisentransporte und über die Wege der ehemaligen Elias-Bahn. Die Strecke ist etwa 27 km lang. Die Fahrt dauert einschließlich einer Pause drei bis vier Stunden. Die Tour kostet 5 Euro pro Person. Benötigt werden verkehrstaugliche Fahrräder und ein Fahrradhelm. Das Mindestalter ist 16 Jahre. Anmeldung im Museum unter Tel. (0231) 844-5856 oder hoesch-museum@web.de. Die Teilnehmerzahl ist auf zehn Personen begrenzt. http://www.dortmund.de/hoeschmuseum