In Dortmund wird ein neuer Spitzenposten frei: Im Februar 2023 wird Planungsdezernent Ludger Wilde seinen Schreibtisch räumen. Im Alter von dann 65 Jahren will er keine weitere Amtszeit mehr. Damit wird ein Schlüsseldezernat frei: denn neben Stadtplanung und Stadterneuerung gehören auch Umweltamt, Wohnungsamt, Bauordnung sowie das Vermessungs- und Katasteramt zu seinem Ressort.
Die SPD tritt das Vorschlagsrecht an die Grünen ab
Das Besondere an der Neubesetzung: Bisher ist dieses Dezernat eine Domäne der SPD – über Jahrzehnte haben die Sozialdemokrat:innen darüber viele wichtige Facetten der Stadtentwicklung gesteuert. Einer von Wildes Vorgängern in der Funktion des Planungsdezernenten war der spätere Oberbürgermeister Ullrich Sierau.
Wilde war enger Vertrauter und die erste Wahl als Nachfolger, auch wenn er kein SPD-Mitglied war. Dennoch galt Wilde „als der SPD nahestehend“. Zukünftig wird es aber keinen „Roten“ mehr auf diesem Schlüsselposten geben. Die Grünen haben ihren Anspruch geltend gemacht. Als zweitgrößte Ratsfraktion steht ihr ein zweites Dezernat zu.
Bislang waren die Grünen „nur“ mit Daniela Schneckenburger als Dezernentin für Schule, Jugend und Familie im Verwaltungsvorstand vertreten. Deren Nachfolgerin wurde jüngst erst mit einer Parteilosen als Nachfolgerin besetzt. Monika Nienaber-Willaredt wurde vergangene Woche im Rat vereidigt und wird am 1. September ihre neue Aufgabe antreten.
Wilde ist seit 1986 bei der Stadt – u.a. als Chef des Planungsamtes
In der selben Ratssitzung hat der Rat auch die Neuausschreibung der Wilde-Nachfolge auf den Weg gebracht. Vorausgegangen war ein monatelanges Gezerre zwischen SPD, Grünen und CDU, bei dem verschiedene Modelle diskutiert und auch über die Neubesetzung von Chefposten bei wichtigen Stadttöchtern diskutiert und diese beschlossen wurde.
Die SPD gab schweren Herzens ihren Anspruch auf, nachdem der dienstälteste Dezernent, Stadtdirektor Jörg Stüdemann (SPD), im Frühjahr noch mal drei Jahre verlängert hatte. Den ebenfalls 65-jährigen Steuermann in Sachen Finanzen wollte man fraktionsübergreifend noch halten.
Auch Wilde hätten die Ratsfraktionen nicht „aus dem Amt gejagt“ – er genießt fraktionsübergreifend viel Respekt. Er wurde am 11. Dezember 2014 mit großer Mehrheit zum Beigeordneten für das neue Dezernat 6 – „Umwelt, Planen und Wohnen“ gewählt. Aus grüner Sicht ist es das Schlüsselressort, weil es (fast) alle wichtigen Themen vereint.
Doch eine ganze Amtszeit von weiteren acht Jahren kam für den engagierten Planungsdezernenten nicht in Frage – und „eine halbe Sache“ – also eine Verlängerung um bis zu drei jähren – wollte er nicht. Daher räumt er im Alter von 65 Jahren seinen Schreibtisch und will sich anderen Projekten widmen. Seit 1986 arbeitet der Stadtplaner in verschiedenen Funktionen innerhalb der Dortmunder Stadtverwaltung, zuletzt als Leiter des Stadtplanungs- und Bauordnungsamtes, bevor er Dezernent wurde.
„Engagierte, einsatzfreudige und verantwortungsbewusste Persönlichkeit“ gesucht
Nun wird also ein:e Nachfolger:in für Wilde gesucht. Nach dem Ratsbeschluss soll unmittelbar nach den Sommerferien die Ausschreibung veröffentlicht werden. Potenzielle Interessent:innen haben dann einen Monat Zeit, ihren Hut in den Ring zu werfen. Hinter verschlossenen Türen werden dann die Bewerbungen gesichtet und die Karten gelegt.
Der Zeitplan ist eng: Denn in der Ratssitzung am 10. November 2022 soll die Nachfolge klargezogen werden, damit der oder die Neue die Nachfolge möglichst nahtlos zum 15. Februar 2023 antritt. Gesucht wird laut Stellenausschreibung „für diese herausragende Führungsposition eine engagierte, einsatzfreudige und verantwortungsbewusste Persönlichkeit“.
Sie soll über eine nachgewiesene mindestens dreijährige Führungserfahrung, eine entsprechende mehrjährige Erfahrung in der öffentlichen Verwaltung, einschlägige vertiefte Kenntnisse über Inhalte der Geschäftsbereiche des Dezernates verfügen und die Bereitschaft mitbringen, künftig in Dortmund zu wohnen.