Von Emma Neumann
Am gestrigen Donnerstag, den 9. Juni 2022, fand zum ersten Mal der „AFG-Talk“ unter dem Titel „Der Krieg in der Ukraine – was macht das mit mir?“ an der Anne-Frank Gesamtschule in der Dortmunder Nordstadt statt. Anlass für diese Veranstaltung ist der aktuelle Krieg in der Ukraine, der bei vielen Menschen, darunter auch die Schüler:innen der Anne-Frank Gesamtschule, zu Verunsicherung und Gesprächsbedarf führt. Um den Schüler:innen etwas Aufklärung zu verschaffen und auf ihre Fragen einzugehen, lud die Gesamtschule die Dortmunder SPD-Landtagsabgeordnete Anja Butschkau ein. Die Veranstaltung fand in Kooperation mit dem Bundesprogramm Respekt Coaches der AWO Dortmund satt.
Rege Teilnahme mit kritischen Fragen und hitzigen Diskussionen
Der Talk war in verschiedene Themenbereiche eingeteilt, bei denen die Schüler:innen sowohl Fragen stellen, als auch eigene Statements und Meinungen abgeben konnten. Im Laufe der Veranstaltung entwickelte sich eine immer reger werdende Teilnahme.
Ein Thema bei den Schüler:innen war die Angst vor einem möglichen Weltkrieg. Politikerin Anja Butschkau hält dies für möglich aber nicht für sehr wahrscheinlich. „Ich bin fest davon überzeugt, dass es Menschen gibt, die das Gespräch suchen, um andere Lösungen zu finden“, so Butschkkau. ___STEADY_PAYWALL___
Auch der Schulleiter, Bernd Bruns, fand besänftigende Worte für die Schüler:innen, um ihnen ein Stück weit die Angst zu nehmen. Ein Schüler brachte vor, dass ukrainische Flüchtlinge anders behandelt würden, als Flüchtlinge aus anderen Gebieten. Dies geschehe unter anderem durch den in Deutschland anerkannten Bildungsabschluss von ukrainischen Flüchtlingen, was bei anderen Flüchtlingen oft nicht der Fall sei.
„Wie fühlt sich eine syrische Mutter, die nach Deutschland kommt und eigentlich Ärztin ist und hier als Putzfrau arbeiten muss, weil ihr Abschluss nicht anerkannt wird. Ich will den Beruf Putzfrau gar nicht schlecht reden aber es ist ungerecht, wenn sie eigentlich einen anderen Abschluss hat“, so eine andere Schülerin.
Dieses Thema schien bei vielen der jungen Menschen Empörung und Gesprächsbedarf hervorzurufen. In vielen Punkten stimmte Anja Butschkau mit den Schüler:innen überein, sagte aber auch, dass man gleichzeitig keinen Groll gegen die ukrainischen Flüchtlinge aufkommen lassen solle, sondern die Situation auch für andere Flüchtlinge ändern müsse.
Mitfühlender Umgang mit sensiblen Themen
Den Schüler:innen wurde während diesen emotionalen Themen sowohl von den Lehrer:innen als auch von Anja Butschkau viel Verständnis und Mitgefühl entgegen gebracht. Die besprochenen Themen schienen vielen Anwesenden nah zu gehen.
Trotz einer teils bedrückenden Atmosphäre, schien es den Schüler:innen gut zu tun, ihre Fragen loszuwerden und in manchen Punkten ein Stück Klarheit zu erlangen.
Neben Fragen wurden auch Statements und eigene Erfahrungen mitgeteilt. Von vielen Schüler:innenn wurde die angesprochene unterschiedliche Behandlung von anderen Flüchtlingen als sehr ungerecht empfunden und stieß auf großes Unverständnis.
Anja Butschkau versuchte eine mögliche Erklärung für diesen unterschiedlichen Umgang hervorzubringen. Die Ukraine sei näher an Deutschland dran, was ein möglicher Grund für die große Hilfsbereitschaft sein könnte. Sie selbst distanzierte sich aber deutlich von dieser Sichtweise.
Eigene Erfahrungen und abschließende Tipps für Schüler:innen
Ein Schüler berichtete, dass auch er mit zehn Jahren als Flüchtling nach Deutschland kam und sich eine einfachere Flucht für Kinder wünsche. Ein anderer erzählte, dass er als syrischer Flüchtling her kam und hier als Dolmetscher für Ukrainer:innen arbeite, da er auch russisch spreche.
Abschließend zu diesen sensiblen Themen, wurden den Schüler:innen Möglichkeiten aufgezeigt, mit aufkommender Angst aufgrund des Krieges umzugehen. In Notfällen könne man sich auch bei der Angstambulanz melden, wenn die Belastung zu groß wird.
Als Fazit wurde noch einmal die Mitmach-Bereitschaft betont und festgestellt, dass man eine solche Veranstaltung anscheinend öfter machen sollte, da der Bedarf sehr hoch zu sein scheint.