Aus dem Koordinierungsstab wird ein Krisenstab: Die Stadt Dortmund stellt sich noch breiter auf, um die zunehmenden Herausforderungen der Ukraine-Hilfe zu schultern. Denn die Zahl der Geflüchteten, die mittlerweile Dortmund erreichen, wird weiter steigen. Von Mittwoch bis Montagabend (7. März 2022) um 18 Uhr haben bereits 721 Ukrainer:innen aus 368 Familien Hilfe an den lokalen Anlaufstellen gesucht – davon allein fast 300 am Montag.
Noch kommen viele Geflüchtete in Dortmund bei Privatleuten unter
„Wir sehen mit ganz großer Sorge, wie sich der Krieg entwickelt und sich zunehmend gegen die Zivilbevölkerung richtet. Es gibt sehr große Zerstörungen. Ein Ziel scheint zu sein, nachhaltig die urbanen Infrastrukturen zu zerstören“, betont OB Thomas Westphal. Eine große Fluchtbewegung scheine daher realistisch. Laut UN-Flüchtlingshilfswerk ist es die am schnellsten wachsende Fluchtbewegung nach dem 2. Weltkrieg. ___STEADY_PAYWALL___
„Viele Menschen machen sich schnell auf den Weg – ganz Europa muss sich vorbereiten“, so Westphal. Die EU hat sich (überraschend schnell) rechtlich verständigt. Die Ukrainer:innen erhalten eine Anerkennung nach §24 Aufenthaltsgesetz in ganz Europa. Daher können sie unbürokratisch Hilfe bekommen – auch eine Unterkunft.
Zudem ist eine Arbeitsaufnahme nicht ausgeschlossen. Ein Hemmnis bei der Einreise besteht ohnehin nicht: Ukrainer:innen konnten auch vor dem Krieg schon ohne Visum für bis zu 90 Tage in die Europäische Union einreisen. Die Stadt hat bereits 489 Plätze für Geflüchtete geschaffen, von denen bis Montagabend 188 belegt sind, berichtet Feuerwehr-Chef Dirk Aschenbrenner als Leiter des Krisenstabs.
Weitere Plätze werden Zug um Zug geschaffen. „Wir werden weiter akquirieren“, so der Leiter des Krisenstabs. Erleichtert wird das dadurch, dass das Land bei den Genehmigungsverfahren vergleichbare Regelungen wie 2015 angekündigt hat. Daher können Gemeinschaftsunterkünfte deutlich schneller (re)aktiviert werden.
Schulpflicht für Ukrainer:innen: Große Herausforderungen für Schulen
Wieviele Ukrainer:innen bisher schon in Dortmund angekommen sind, ist unklar. Denn nicht alle sind auf Hilfe und Unterbringung der Stadt angewiesen. Das macht auch die Differenz zwischen den 721 Hilfesuchenden und den 188 Untergebrachten deutlich: „Die Differenz ist ein guter Indikator. Wir haben längst noch nicht alle gesehen, die schon privat untergekommen sind. Das wird sich nach und nach klarer darstellen“, betont Sozialdezernentin Birgit Zoerner.
Deutlich wird das spätestens, wenn die Menschen Hilfen in Anspruch nehmen wollen. Dazu gehört auch die Unterbringung von Kindern und Jugendlichen in Kitas und Schulen. Denn der Aufenthaltsstatus zieht auch eine Schulpflicht nach sich, berichtet die zuständige Stadträtin Daniela Schneckenburger.
Fachlich macht man sich bei der Stadt keine Sorgen, weil es entsprechende Erfahrungen gibt. Seit 2015 habe es verstärkt internationale Förderklassen an Berufskollegs gegeben. Darüber hinaus gab es Direktaufnahmen in Grundschulen. In der Hochphase der Zuwanderung aus Syrien gab es in Dortmund 200 Willkommensklassen.
Dafür muss das Land jedoch Personal zur Verfügung stellen – „das ist der Flaschenhals“, so Schneckenburger. Wieviele Menschen dieses Mal ins Schulsystem integriert werden müssen, ist noch nicht absehbar. Das gilt natürlich auch für die Kitas. Schneckenburger geht aber davon aus, dass es ähnlich wie 2015 Brückenprojekte – pädagogische Spielgruppen für Kinder – geben wird.
Von Cyberangriffen bis Atomgefahr: Krisenstab hat viele „Risikogruppen“ im Blick
Die Unterbringung und Versorgung von Geflüchteten ist nur eines der Problemfelder, mit denen sich der beim OB-Büro abgesiedelte Krisenstab auseinandersetzen muss. „Es gibt fünf Risikogruppen, die wir gemeinsam betrachten“, skizziert Krisenstabsleiter Dirk Aschenbrenner. Ein Krisenstab erleichtere es, alle städtischen Ressourcen zu bündeln. „Wir sind leider sehr geübt durch Corona – aber daher gut vorbereitet.“
Weitere Themenfelder sind Cyberangriffe als Reaktionen auf Sanktionen mit Risiken für kritische Infrastruktur (Energie, Wasser, Behörden), die Verknappung von Energieträgern (Erdgas, Kohle, Rohöl) durch mögliche Embargos durch Russland, die mögliche Destabilisierung der Finanzmärkte, die sich auf die Kredite bzw. die Finanzierung der Stadtkasse auswirken könnten sowie die allgemeine Sicherheitslage – u.a. mit Blick auf die Freisetzung von Radioaktivität.
Doch in den meisten „Risikogruppen“ ist die Lage noch unauffällig: Beim Thema Cyberangriffe gibt es eine erhöhte Bedrohungslage, aber keine akute Gefährdung. Bislang habe es „nur“ Emailattacken gegen öffentliche Stellen, die mit Flüchtlingsthemen befasst seien gegeben. Doch diese habe man „mit Bordmitteln in den Griff bekommen“, so Aschenbrenner.
Spendenlauf „Dortmund läuft für die Ukraine“
Am Sonntag, 27. März 2022, startet um 10 Uhr auf dem Gelände Phoenix-West ein gemeinsamer Spendenlauf für die Opfer des Ukrainekriegs. Nicht virtuell und anonym, sondern öffentlichkeitswirksam und mitten in Dortmund, setzen Lauftreffs aus Dortmund und Umgebung, ein Zeichen gegen Krieg und Vertreibung.
Schon jetzt haben viele Lauftreffs Ihre Unterstützung für den Lauf zugesagt. Weitere haben angekündigt, in den nächsten Tagen zu folgen.
„Wir freuen uns, neben den Dortmunder Urgesteinen wie dem LT Wischlingen, LT Brechten, den Viermärkern und dem SuS Phoenix Dortmund, auch junge Laufcrews, wie die TSC Running Crew, Pace Pack Runners und die Phoenix Runners sowie befreundete Lauftreffs aus der Umgebung, wie den Lauf Team Unna, den TV Hasperbach aus Hagen und die SF Ennepetal für den Lauf begeistert zu haben“, so Björn Schumbrutzki einer der Mitinitiatoren der Initiative, der selbst für die Endorphinjunkies Dortmund läuft.
Alle können mitmachen – Spende statt Startgebühr
Die Teilnahme ist offen für jedermann. Eine Startgebühr wird nicht erhoben, stattdessen wird um Spenden gebeten. „Wir möchten ein Zeichen setzen und eine hohe Spendensumme generieren. Das setzt voraus, dass viele kommen und mitlaufen oder anfeuern!“, meint Hans Urbaniak von den Endorphinjunkies Dortmund weiter.
Die Veranstaltung organisieren die Lauftreffs in Ihrer Freizeit und sorgen für eine attraktive Streckenführung, die Einhaltung der Coronabestimmungen und eine Zielverpflegung mit Kuchen und Getränken. Der gesamte Erlös wird an gemeinnützige Organisationen wie der gemeinsamen Spendenstelle von „Bündnis Entwicklung Hilft“ und „Aktion Deutschland Hilft“ und der Gesellschaft Bochum-Donezk e.V. gespendet.
Natürlich soll auch der sportliche Aspekt nicht zu kurz kommen. Gelaufen wird eine Strecke von 15 Kilometern. Treffpunkt ist der Parkplatz auf dem Gelände Phoenix-West, Kreuzung Walter-Bruch-Str. / Robert-Schuman-Str.
Online-Anmeldung ab sofort möglich
Bereits jetzt ist eine Anmeldung unter www.my.raceresult.com möglich. Hier kann auch ein freiwilliger Spendenbeitrag geleistet werden. Wer am Tag der Veranstaltung nicht mitlaufen kann, hat die Möglichkeit am virtuellen Spendenlauf teilzunehmen. Nach Abschluss der Veranstaltung erhalten die Teilnehmer:innen eine Teilnahmeurkunde.
Für weitere Informationen nehmen Sie bitte Kontakt auf zu:
Endorphinjunkies Dortmund
Björn Schumbrutzki
Tel.: 01732905997
E-Mail: spendenlauf@endorphinjunkies-dortmund.de
Die Initiative wird unterstützt von: Endorphinjunkies Dortmund, Lauftreff Wischlingen, Lauftreff Brechten, SF Ennepetal, TV Hasperbach, Phoenix Runners, Lauf Team Unna, TSC Eintracht, Viermärker Waldlauf Gemeinschaft, SuS Phönix Dortmund 09, Pace Pack Runners
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