„Ein kleiner Schritt für mich, aber ein großer Schritt für das Quartier“, in Anlehnung an das berühmte Zitat von Neil Armstrong, des ersten Menschen auf dem Mond, kommentiert Olek Witt die Landnahme der Grünfläche in der Mitte des Borsigplatzes.
Das Feld in der Mitte des Platzes ist Niemandsland
Die Wiese auf dem Platz ist Niemandsland, getrennt durch den äußeren Kreisverkehr und abgesehen von Feierlichkeiten der Borussia, ungenutzt.
Der Performancekünstler, Schauspieler, Regisseur und Theatermacher will die Identifikation der Bewohner mit ihrem Viertel stärken. „Du bist Borsig“ lautet das Motto der Aktionen. Im Rahmen der Aktion „Public Residence: Die Chance“ von Borsig 11 in Kooperation mit der Montag Stiftung, hat er zur Zeit seine Zelte am Borsigplatz aufgeschlagen.
Den symbolträchtigen ersten Schritt auf das unbekannte Terrain überließ der Künstler allerdings Kosmonaut Josef Toth. Den hatte man zuvor zufällig an einer Trinkhalle kennengelernt und für die Mission auf dem Platz akquiriert. Der Schauspieler, der in der Schlosserstraße wohnt, betrat von einer Stehleiter, ähnlich der Leiter der Mondlandefähre Eagle, 1969, den Trabanten Borsigplatz.
Die Landnahme wird durch das Einrammen der Flaggen manifestiert
Gekleidet in einen weißen Anzug, Motorradhelm und mit einer Fahne versehen, nahm er federnden Schrittes die Inbesitznahme vor. Die Schwerkraft an dem Ort in der Dortmunder Nordstadt schien sich tatsächlich in diesem geschichtsträchtigen Augenblick verringert zu haben.
Im Gefolge des Raumfahrers wurden weitere selbstentworfene Flaggen durch Jugendliche aus dem Quartier in den Boden gerammt und so die Landnahme durch die Bewohner manifestiert. Die Banner sind wetterfest und erinnern entfernt an Nationalflaggen.
Künstler Oleg Witt versuchte indessen mit Hilfe eines Megaphons, die aus Ferne zuschauenden Passanten über dieses Ereignis zu informieren. Währenddessen ernten die Pioniere auf dem Platz immer wieder erstaunte Blicke der Reisenden der den Platz querenden Stadtbahn.
Eine Polizeistreife bringt irdische Komponente in das Geschehen
Völlig losgelöst von der Erde nahm das Treiben seinen Lauf, bis eine alarmierte Streife der Polizei, gefolgt von einer weiteren, eine durch und durch irdische Komponente ins das Geschehen einbrachte. „Was ist den hier los“, ist das eine Demo, und wenn ja, links oder rechts“, versuchten sich die Beamtinnen und Beamten den seltsamen Vorgang zu erklären.
„Keines von beiden, dies ist eine Kunstaktion“, versicherte eine der Akteure von Borsig 11. Zur gleichen Zeit vollzogen Kosmonaut Josef und Künstler Olek Witt den Tanz in der beinahen Schwerelosigkeit.
Die irdischen Ordnungshüter konnten letzendlich von dem friedlichen Charakter der Landnahme überzeugt werden. „Das Tiefbauamt ist informiert“, so die Raumfahrer. Mit besten Wünsche für das weitere Gelingen der Aktion stiegen sie in ihre Fahrzeuge und fuhren in den Kosmos Nordstadt davon.
Der Platz soll noch mit vielen weiteren Flaggen versehen werden
Das Niemandsland in der Mitte des Borsigplatzes soll noch mit weiteren selbstentworfenen Flaggen verziert werden. „Und die sollen bis zum Ende der Menschheit, dort stehen bleiben“, wirft Olek Witt einen Blick in die ferne Zukunft.
Zuvor gibt es aber noch viele weitere Aktionen der „Artists in Residence“ von Borsig 11. So beispielsweise eine Theateraufführung mit Kindern der Kielhornschule. „Szenen am Rande einer Großstadt“, heißt das Stück, das am Freitag, den 27. Februar, im Chancen-Cafe, Oesterholzstraße 103, um 15 Uhr zu sehen ist.
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