Unwetter-Katastrophen belasten die Bilanzen der Versicherer

Signal Iduna kommt gut durch die Pandemie – Fachkräftemangel als größte Herausforderung

In der Corona-Pandemie waren bis zu 85 Prozent im Homeoffice.
In der Corona-Pandemie waren bei Signal Iduna bis zu 85 Prozent der Beschäftigten im Homeoffice. Foto: Benito Barajas für Signal Iduna

Signal Iduna ist gut durch die Corona-Pandemie gekommen. Sie konnte – teils gegen den Branchentrend – deutlich zulegen. Der Versicherer mit Standorten in Dortmund und Hamburg – setzt seinen Wachstumskurs fort. Doch dafür muss das Unternehmen intern weiter umbauen und flexibler werden – auch und gerade um als Arbeitgeber attraktiv(er) zu werden. Denn der Fachkräftemangel wird zum drängendsten Problem. Abgesehen von der Klimakrise. Denn Naturkatastrophen belasten die Versicherungsbranche. Sturm-Tief „Bernd“ mit seinem Starkregen im vergangenen Juli hat auch Spuren im Jahresergebnis der Signal Iduna hinterlassen.

Leitermann: „Der Januar war der bisher beste der Gruppe“

Insgesamt sind die vorläufigen Zahlen von Signal Iduna, die Vorstandschef Ulrich Leitermann in dieser Woche bekanntgeben konnte, sehr positiv ausgefallen. So wurde erstmals die 100 Milliarden-Grenze an Kundengeldern und Geldern für Versicherungsnehmer:innen geknackt, die die Versicherungsgruppe verwaltet. ___STEADY_PAYWALL___

Ulrich Leitermann ist Vorstandsvorsitzender der Signal-Iduna-Gruppe.
Ulrich Leitermann ist Vorstandsvorsitzender der Signal-Iduna-Gruppe. Foto: Signal Iduna Gruppe

Bei den gebuchten Bruttobeiträgen legte die Gruppe 2021 um 3,2 Prozent auf 6,3 Milliarden Euro zu – und damit dreimal so stark wie die Branche insgesamt. Einem „sehr guten“ Vertriebsergebnis 2020 sei ein nochmals „sehr gutes“ 2021 mit einem Plus um 8,8 Prozent gefolgt. 

Nach bisherigen Zahlen – der Geschäftsbericht wird erst Mitte des Jahres vorgelegt – legten die Kompositversicherer im vergangenen Jahr um 4,3 Prozent zu. Im Bereich Lebensversicherung sei die Trendwende geschafft. Bei den laufenden Beiträgen verzeichnete Signal Iduna ein Plus von 1,6 Prozent – zusammen mit den Einmalbeiträgen belaufe sich das Plus auf 3,4 Prozent, so Leitermann. Im Bereich der Krankenversicherung sei man im vergangenen Jahr um 2,6 Prozent bei „moderaten Anpassungen“ gewachsen. Entgegen dem Markttrend habe man rund 1.000 Vollversicherte hinzugewonnen.

Auch im laufenden Jahr setzt sich diese Entwicklung fort. „Ich hoffe, dass sich trotz Pandemie das Geschäftsjahr 2022 auch sehr gut entwickeln wird. Der Januar war der bisher beste der Gruppe“, betonte Leitermann. Er ist sich sicher, die für 2023 geplanten sieben Milliarden Euro Prämien zu erzielen.

Das Sturm-Tief „Bernd“ hat auch in den Bilanzen der Versicherungen gewütet

Sturm-Tief „Bernd“ hat nicht nur viele Tote, sondern auch Milliardenschäden hinterlassen. Foto: Karsten Möller/ Feuerwehr Dortmund

Doch das Sturm-Tief „Bernd“, welches mit seinem Starkregen in NRW und Rheinland-Pfalz nicht nur viele Tote, sondern auch Milliardenschäden hinterlassen hat, schlägt sich in den Bilanzen der Versicherer nieder. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft rechnet im vergangenen Jahr mit Versicherungsschäden von rund sieben Milliarden Euro. 

Davon entfielen rund 6,5 Milliarden Euro auf Wohngebäude, Hausrat und Betriebe sowie rund 450 Millionen Euro auf Kraftfahrzeuge. Insgesamt gehen die Versicherer von rund 250.000 Schadensfällen aus – rund 200.000 an Häusern, Hausrat und Betrieben und bis zu 50.000 an Kraftfahrzeugen. 

Dieses Extremwetterereignis hat natürlich auch den Dortmunder Versicherer getroffen. Rund 6.000 Schadensfälle wurden Signal Iduna gemeldet – sie summieren sich brutto auf 240 Millionen Euro. Doch dank einer „guten Rückversicherung“ bleiben davon aber nur wohl maximal 35 Millionen Euro im Jahresergebnis hängen. 

Das Bemerkenswerte: Die Durchschnittsschäden bei Elementarschäden liegen bei Signal Iduna bei 3000 bis 4000 Euro. Im Fall des Starkregens und der Flutkatastrophe im Juli 2021 liegt der Durchschnittsschaden bei 40.000 Euro, verweist Ulrich Leitermann auf die Dimension der Schäden, weil ja ganze Häuser von den Fluten weggerissen wurden oder unbewohnbar wurden.

Signal Iduna muss sich für Mitarbeiter:innen hübsch machen

In der Corona-Pandemie waren bis zu 85 Prozent im Homeoffice.
Viele Beschäftigte haben sich an die Arbeit zu Hause gewöhnt, andere würden gerne zurückkehren, wünschen sich aber mehr Flexibilität. Foto: Benito Barajas für Signal Iduna

Doch nicht nur aktuelle und zukünftige Unwetterereignisse und ihre Bearbeitung werden die Versicherungen auch zukünftig stark beschäftigten. Der stärker werdende Fachkräftemangel wird auch für die Signal Iduna zu einer zentralen Herausforderung.

Das bleibt nicht ohne Folgen: Mit Blick auf den sich verschärfenden Wettbewerb um Fachkräfte will sich die Gruppe räumlich und organisatorisch, aber auch kulturell neu aufstellen.

Ulrich Leitermann muss einräumen, dass dies „kein so ganz leichtes Unterfangen“ sei. Denn die Belegschaft hat sich in Zeiten der Corona-Pandemie an Homeoffice gewöhnt und unter Beweis gestellt, dass sie auch dort sehr effektiv arbeiten. Gerade mit Blick auf die Bilanzzahlen räumt dies auch Leitermann ein.

Doch bis zu 85 Prozent der Belegschaft im Homeoffice zu belassen sei keine Dauerlösung. Daher möchte die Chefetage die Mitarbeitenden insbesondere nach Auslaufen der Homeoffice-Pflicht wieder in die Hauptverwaltungen zurückzuholen. Viele hätten sich an die Arbeit zu Hause gewöhnt, andere würden gerne zurückkehren, wünschten sich aber mehr Flexibilität. 

Chefetage denkt über Samstagsarbeit nach – freiwillig und ohne Zuschlag

Blick auf die Signal Iduna Hauptverwaltung in Dortmund.
Blick auf die Signal Iduna Hauptverwaltung in Dortmund.

In diesem Spannungsfeld sieht Ulrich Leitermann eine Chance für Samstagsarbeit: „Für viele ist das ein rotes Tuch. Aber ich nehme wahr, dass wir damit den Wünschen der Mitarbeiter nach mehr Flexibilität entgegenkommen“, betont der Vorstandsvorsitzende. 

Der Samstag soll dabei kein regulärer Arbeitstag werden und die Arbeit auch nicht auf sechs Tage ausgeweitet werden. Wer allerdings auch am Samstag arbeiten will – und dafür unter der Woche einen freien Tag haben möchte – solle diese Chance bekommen. Das wäre dann Leitermanns Meinung nach freiwillig, also auch ohne Zuschläge und nur in Form des mobilen Arbeitens.

Derzeit werde noch eine Regelung über Homeoffice mit dem Betriebsrat verhandelt. Ulrich Leitermann könnte sich eine Option für zwei bis drei Tage vorstellen. Beschäftigtenbefragungen hätten deutlich die Erwartung nach mehr Flexibilität gezeigt. Während der Pandemie wurden die möglichen Arbeitszeiten von 6 bis 22 Uhr ausgedehnt. 

Arbeitsflächen werden neu gestaltet – „Campus-Stil“ hält Einzug

Die Belegschaft wuchs im vergangenen Jahr um rund 120 auf rund 6.500 Vollzeitkräfte. Am Standort Dortmund arbeiten rund 2.400 Mitarbeitende mit einem Teilzeitanteil von rund 20 Prozent. Wenn viele von ihnen zeitweise im Homeoffice arbeiten, müsse man nicht mehr für alle Beschäftigten feste Arbeitsplätze vorhalten. 

Büros im „Campus-Stil mit Meeting- und Coffee-Points sowie Ruhe und Kollaborationsflächen“ - das ist die neue Philosophie.
Büros im „Campus-Stil mit Meeting- und Coffee-Points sowie Ruhe und Kollaborationsflächen“ – das ist die neue Philosophie. Foto: Benito Barajas für Signal Iduna

Signal Iduna peilt eine Quote von 60 Prozent an – nicht an festen Arbeitsplätzen, sondern Arbeitsplätzen insgesamt. Schon vor Corona habe die Anwesenheit nicht mal bei 80 Prozent gelegen. Gerade mit Blick auf mehr Flexibilität will man darauf künftig mehr Augenmerk richten. Allerdings sei es fraglich ob künftig generell weniger Flächen benötigt würden –  „aber auf jeden Fall weniger Schreibtische“.

Die neuen Arbeitszeiten und -formen wirken sich massiv auf die Gestaltung der Büroflächen aus. Rund 50 Millionen Euro lässt sich Signal Iduna die Modernisierung der Büros im „Campus-Stil mit Meeting- und Coffee-Points sowie Ruhe und Kollaborationsflächen“ kosten. „Heller, freundlich, offen, attraktiv – Räumlichkeiten, in die man gerne geht, zumindest tageweise“, beschreibt Leitermann das neue Credo.

In der Summe sind auch Investitionen in die IT-Infastruktur enthalten. Hier sieht Leitermann den höchsten Fachkräftemangel und weiteren Investitionsbedarf personeller und materieller Art. Die Neugestaltung der Arbeitsräume geht am Standort Hamburg-Dammtor mit einem Neubau von sechs Gebäudeteilen einher. Investiert werden rund 400 Millionen Euro.

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  1. Corona verändert die Arbeitswelt: Neues AOK-Online-Programm: ‚Gesund im Homeoffice‘ (PM)

    Die Arbeitswelt verändert sich stetig: Sie wird flexibler, digitaler, mobiler. ‚New Work‘ ist im Trend. Vor allem durch die aktuelle Corona-Pandemie hat das Arbeiten in den eigenen vier Wänden einen unerwarteten Schub erfahren. „Homeoffice ist nicht nur praktisch und bietet gute Möglichkeiten für flexibles Arbeiten und eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Es bedeutet auch Veränderung. Um langfristig motiviert und gesund zu bleiben, müssen neue Herausforderungen von Beschäftigten in den eigenen vier Wänden gemeistert werden,“ sagt AOK-Serviceregionsleiter Jörg Kock. Mit dem neuen Online-Programm ‚Gesund im Homeoffice‘ unterstützt die AOK Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bei diesem Vorhaben.

    Das Arbeiten im Homeoffice hat viele Facetten: Verschmelzung von Berufs- und Privatleben, Abgrenzung und Selbstorganisation. Kontakt zu den Kolleginnen und Kollegen wird meist per Telefon oder Video gehalten. Und auch das Führen auf Distanz ist ungewohnt. „Wie gesundes und effektives Arbeiten zu Hause gelingen kann, genau das erfahren die Teilnehmenden in unserem neuen Online-Programm. Führungskräfte bekommen darüber hinaus wichtige Tipps, wie gute Führung und Zusammenarbeit auch virtuell möglich sind“, so Kock.

    ‚Gesund im Homeoffice‘ steht allen Interessierten kostenfrei zur Verfügung und umfasst fünf Module: Das erste Modul widmet sich dem Thema Selbstmanagement. Hier werden Strategien für den Start am Morgen ebenso behandelt wie Tipps für unterbrechungsfreies Arbeiten, für Pausen sowie den Abschluss des Arbeitstages. Das zweite Modul setzt den Schwerpunkt auf die Koordination und Zusammenarbeit virtueller Teams und gibt Tipps, wie das Wir-Gefühl erhalten bleibt und gefördert wird. Das Modul drei beschäftigt sich mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, zum Beispiel durch die Abstimmung von Regeln im familiären Umfeld zu störungsfreien Arbeitszeiten und gemeinsamen Pausen. Modul 4 liefert hilfreiche Anleitungen für einen ergonomisch eingerichteten Arbeitsplatz und seine gesunde Nutzung. Im fünften werden die Kernkompetenzen des Führens auf Distanz geschult. Regelmäßiger Austausch und Abstimmungen zu Erreichbarkeiten und Unterstützungsmöglichkeiten sind Anregungen für wertschätzende Kommunikation und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit auch im Homeoffice.

    Die Module des AOK-Online-Programms ‚Gesund im Homeoffice‘ dauern jeweils etwa 20 Minuten. Sie lassen sich jederzeit und überall online abrufen. Zudem können Nutzerinnen und Nutzer ihre persönlichen Teilnahmeunterlagen mit vielen Handlungsempfehlungen herunterladen und diese im Berufsalltag anwenden. Sind mindestens vier Module absolviert, kann ein Zertifikat über die Teilnahme angefordert werden. Alle Informationen zum Programm unter http://www.aok.de/nw in der Rubrik ‚Leistungen und Services‘ unter ‚Online-Programme der AOK‘.

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