Von Lea Sternberg
Der Stadtrat Dortmund hat die Errichtung eines Denkmals beschlossen zu Ehren der Gastarbeiter:innen, die in den 1960er Jahren nach Deutschland gekommen sind. Das Denkmal soll ein Zeichen des Respekts sein und die Menschen würdigen, die mit der Hoffnung auf eine bessere Zukunft ihre Heimat verließen, um in Deutschland zu arbeiten. Zustimmung für das Denkmal gaben die Fraktionen von SPD, Grünen, CDU, „DIE LINKE+“ und von „Die Partei“.
Eine 66 Jahre lange Geschichte des Zusammenwachsens
Im Jahr 1961 unterzeichneten die Türkei und Deutschland das „Anwerbeabkommen”. Dieses ermöglichte Gastarbeiter:innen aus der Türkei nach Deutschland zu kommen. Die ursprüngliche Beschränkung der Aufenthaltsdauer wurde 1964 aufgehoben und viele blieben mit ihren Familien in Deutschland. ___STEADY_PAYWALL___
Bis heute prägt die damalige Einwanderung die deutsche Gesellschaft, und war mitverantwortlich für das deutsche Wirtschaftswunder in den Sechzigern. Das Denkmal soll die Leistungen derjenigen würdigen, die insbesondere in den Fünfzigern und Sechzigern aus Griechenland, Italien und der Türkei nach Dortmund kamen und hier eine Heimat fanden.
Mitglieder des Stadtrates betonten, dass es im Ruhrgebiet und gerade in Dortmund wichtig ist das Schaffen der Gastarbeiter:innen zu respektieren. Die Spuren der Zuwanderung bleiben nämlich, bis heute, unverkennbar: 200.000 Menschen in Dortmund haben Migrationsgeschichte, das entspricht jeder dritten Person in der Stadt.
Gastarbeiter machten Dortmund zum „besseren, moderneren und weltoffeneren Ort”
SPD-Ratsmitglied Dominik De Marco hatte das Denkmal vorgeschlagen und auch die Debatte eröffnet: „Wir haben eine hohe Anzahl von Denkmälern in Dortmund. Höchste Zeit, dass wir jenen Menschen eines widmen, die damals ihre Heimat verlassen haben, um ihr Glück in der Fremde zu versuchen und bei uns eine Heimat zu finden”, erklärte er.
„Ein Dortmund ohne die Menschen, die zu uns gekommen sind, wäre nicht mehr denkbar”, betonte auch Jennny Brunner, von der Fraktion Bündnis 90 /Die Grünen. Für sie würde ein Denkmal, die vielfältige Stadtgesellschaft Dortmunds repräsentieren.
Emre Gülec, von dem Bündnis für Vielfalt und Toleranz (BVT) äußerte seine Begeisterung. Er selbst ist das Kind eines Gastarbeiters – sein Vater kam vor 52 Jahren nach Dortmund. Die Idee Gastarbeiter:innen, wie seinen Vater, in Form eines Denkmals zu würdigen, sei hervorragend. „Dortmund ist von multikultureller Zuwanderungsgeschichte geprägt”, sagte Emre Gülec. Als schwierig empfindet er jedoch, den Begriff „Gastarbeiter“. „Wir sind alle Dortmunder“, betonte er.
Ablehnung und Kritik von der AfD – Nazi fordert Ehrung für Siegried „SS-Siggi“ Bochardt
Erwartungsgemäß gab es nicht nur Zuspruch: Mitglieder der AfD-Fraktion kritisierten die geplante Errichtung des Denkmals für Gastarbeiter:innen. Dirk Horst Thomas äußerte Bedenken, dass dadurch deutschstämmige Arbeiter, die ebenfalls zum Wirtschaftswunder beigetragen haben, ausgeschlossen werden würden. Sein Fraktionskollege Peter Bohnhof sah darin sogar eine Aufteilung in „gute“ und „schlechte“ Gastarbeiter. Polnische und russische Gastarbeiter würden bei dem Denkmal ausgelassen. Aus seiner Sicht würde ein solches Denkmal zur Spaltung der Gesellschaft beitragen.
Matthias Deyda von der Neonazi-Kleinstpartei „Die Rechte“ meldete sich ebenfalls zu Wort. Er lehnt die Denkmal-Idee natürlich auch ab und schlug stattdessen vor, dem in diesem Jahr verstorbenen Neonazi, Siegried „SS-Siggi“ Bochardt ein Denkmal zu widmen. Dieser hätte mehr für die Stadt Dortmund geleistet als die Gastarbeiter:innen… Dafür erntete er natürlich nur Ablehnung.
Grünes Licht für das Denkmal gaben die Fraktionen von SPD, Grünen, CDU, „DIE LINKE+“ und von „Die Partei“. Über den Ort des Denkmals sowie dessen inhaltliche und künstlerische Ausgestaltung wird im kommenden Jahr entschieden.
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SPD-Ratsfraktion begrüßt weitere Arbeiten der Verwaltung zu Realisierung des Denkmals für Gastarbeiter*innen (PM)
„Als SPD-Ratsfraktion begrüßen wir ausdrücklich die von der Verwaltung vorgestellten weiteren Schritte zur Realisierung des Denkmals für Gastarbeiter*innen. Im weiteren Prozess erwarten wir die Einbindung des Integrationsrats und der Dortmunder Einwandergemeinschaften. Ihre Stimmen müssen bei der weiteren Realisierung des Denkmals weiter starkes Gewicht haben“, erklärt der kulturpolitische Sprecher der SPD-Ratsfraktion, Dominik De Marco.
Im vergangenen Jahr hatten der Ausschuss für Kultur, Sport und Freizeit mit großer Mehrheit auf Initiative der SPD-Ratsfraktion beschlossen, dass die notwendigen Schritte für die Errichtung eines Denkmals für Gastarbeiter*innen (1955-1973) eingeleitet werden sollen. Mit dem Denkmal sollen die Geschichte und die Leistungen der Gastarbeiter*innen in Dortmund gewürdigt werden. Das Denkmal und seine Umgebung sollen dabei einen öffentlichen Erinnerungsraum schaffen und zugleich ein Treffpunkt sein, welcher zum interkulturellen Dialog einladen soll.
„Für uns ist klar, dass der Prozess, der zur Errichtung des Denkmals für Gastarbeiter*innen führen soll, auch von den Betroffenen und ihren Nachkommen, aber auch von Menschen die in der jüngeren Vergangenheit unter vergleichbaren Umständen nach Deutschland gekommen sind, als legitim empfunden wird. Nur so kann eine breite Akzeptanz für das Denkmal für Gastarbeiter*innen geschaffen werden und somit die Geschichte und Leistung der Gastarbeiter*innen in Dortmund würdig Anerkennung erfahren“, erklärt Dominik De Marco abschließend.