„Alle zwanzig Jahre findet man so einen Götze“, zieht Oliver Görich ein Vergleich mit dem Fußball. Der Jugend-Trainer des Baseballclubs Dortmund Wanderers mit Heimat im Hoeschpark blickt stolz auf seine Entdeckung. Nadir Ljatifi, gerade einmal sechzehn Jahre alt, hat den Sprung in das Baseball-Mutterland USA geschafft. Im letzten Jahr war er zum Test fünf Wochen in den Staaten. Nun hat er einen Vertrag über fünf Jahre bei dem ältesten Baseball-Club der Welt, den Cincinnati Reds in der amerikanischen MLB (Major League Baseball) unterschrieben und soll in einem Farm-Team, einer Ausbildungsmannschaft, des Clubs in Phoenix, Arizona, an die höheren Baseball-Ligen heran geführt werden.
Nadir Ljatifi ist der jüngste Europäer im amerikanischen Baseball-Profi-System
Als jüngster Europäer startet er im März in der Rookie-League in die Saison. Diese Liga ist die unterste Spielklasse im amerikanischen Baseball-Profi-System und der Start für alle die neu kommen. „Da verdient er für einen Sechzehnjährigen schon viel Geld“, sagt sein ehemaliger Trainer.
„Soweit zu kommen ist der Obertraum aller, die hier Baseball spielen.“ Von dort will sich Nadir weiter in höhere Ligen vorarbeiten. Dass dieser Weg schwer und die Konkurrenz groß ist, weiß der Jugendliche nur zu gut.
„In drei Jahren möchte ich den Sprung in die Triple A-League schaffen, das ist die höchste Liga unterhalb der obersten Spielklasse, der Major League.
Die Pläne des jungen Spielers sind ambitioniert. Ob er es bis dahin schafft hängt von vielen Faktoren ab: Natürlich gute Leistungen auf dem Spielfeld und das Ausbleiben von schwerwiegenden Verletzungen.
„Die Trainer achten aber auch darauf wie man sich außerhalb des Baseballfeldes verhält“, ergänzt Nadir, „ob man pünktlich ist und sonst die Regeln im und außerhalb des Trainings- und Spielbetriebs einhält.“
Jungprofi ist am Borsigplatz geboren worden und dort aufgewachsen
Nadir, der zusammen mit seinen Eltern und drei Geschwistern am Borsigplatz wohnt und dort geboren wurde, kam im Alter von sieben Jahren zum Baseball. „Ich war mit zwei meiner Jungs im Hoeschpark unterwegs, wir wollten dort Fußballspielen und sahen die Baseballer in der alten Radrennbahn trainieren. Das hat uns interessiert“, beschreibt Vater Admir, den Beginn der Baseball-Leidenschaft seines Sprösslings.
Oliver Görich lud den Knaben zum Training ein und stellte schnell fest, welches Potential in Nadir steckt. Von da an spielte der Junge jeden Tag Baseball und wurde zum Leistungsträger in allen Mannschaften in denen er spielte. Zuletzt folgte der Sprung ins Sportinternat nach Paderborn und der Wechsel von den Wanderers zu den Untouchables aus der Bischofsstadt.
Nadirs letzter Trainer in Deutschland und Leiter des Internats in Paderborn, Alper Bozkurt, scoutet für die Reds. „In Phoenix wohne ich in einem Hotel. Vormittags ist Training und am Nachmittag ein Spiel und das sechs Tage in der Woche“, beschreibt Nadir, wieder zuhause am Borsigplatz, seinen Alltag in den USA.
Baseball ist in den Vereinigten Staaten Nationalsport und ein Milliardengeschäft
Während Baseball in Deutschland eher am Rande wahrgenommen wird, ist es in den Staaten Nationalsport und ein Milliardengeschäft. Und die Liga dort ist einzigartig in der Welt.
„Das ist so als wenn es im Fußball nur die Bundesliga als Spitzenliga gäbe und alle Messis dieses Planeten dort spielen wollen“, beschreibt Oliver Görich den Konkurrenzkampf und das Alleinstellungsmerkmal der nordamerikanischen Liga.
Den Konkurrenzkampf kennt Nadir natürlich auch in seinem jetzigen Team in Phoenix, „jedoch“, schränkt er ein, „wir müssen schon als Team unsere Spiele gewinnen, sonst kommt keiner aus der Mannschaft weiter.“
Aufstieg und Einsatz in die Major League Baseball gelang bislang nur einem deutschen Spieler
Trotz des für einen deutschen Baseballer außergewöhnlichen Erfolgs in jungen Jahren, scheint Nadir die Bodenhaftung nicht verloren zu haben.
In dem türkischen Imbiss am Borsigplatz beantwortet er freundlich und zuvorkommend die Fragen und ist sich bewusst, dass der Weg in die erste amerikanische Baseball-Liga unglaublich schwer ist.
Neben Fleiß und Können bedarf es auch einer großen Portion Glück. Bislang sind Einsätze in dieser Liga nur einem deutschen Spieler gelungen. Der heißt Donald Lutz und steht ebenfalls bei den Reds aus Cincinnati unter Vertrag. „Donald Lutz hat mir schon geschrieben, vielleicht treffen wir uns demnächst“, blickt Nadir erwartungsvoll in die Zukunft.
Die Dortmund Wanderers haben ihre Heimat im Hoeschpark in der Nordstadt. Die erste Mannschaft spielt in der 1.Bundesliga, ansonsten gibt es Teams in allen Altersklassen.
Infos zu den Wanderers: www.dortmund-wanderers.de