„Hier habe ich meine ersten Schritte getan, hier habe ich meine ersten Worte Deutsch gelernt, und erste Bewerbungen geschrieben“, beschreibt Jufeng Goa die Bedeutung der Nordstadt als Ort des Ankommens mit einem Leuchten in den Augen.
Ausstellung und Buch zeigen Portraits von 47 Menschen aus 43 Nationen und ihre Vorstellung von Heimat
Und hier konnte der Chinese auch wieder seine Meditationsübungen im Fredenbaum praktizieren, ohne dass es jemanden besonders interessiert hätte.
In seiner alten Heimat China drohten ihm als Mitglied der Falun Gong-Bewegung Verfolgung und Inhaftierung. Zuletzt konnte er nur noch hinter verdunkelten Fenstern diese Praktiken ausüben.
Nach einer Geschäftsreise konnte er nicht mehr in seine Heimat China zurück. Es sind die Dinge die für uns alltäglich sind, die für die Angekommenen aber von großer Bedeutung sind.
Zum Beispiel die Freiheit sein Leben so zu gestalten wie man es sich wünscht, seine Meinung zu äußern oder einfach keine Angst mehr zu haben wenn man über die Straße geht.
Die Gründe für den Verlust der Heimat und die Suche nach einer Neuen sind vielfältig
Viele, der jetzt in der Foto-Ausstellung und im Buch „Heimat 132“ Portraitierten, haben deswegen ihre Heimat verlassen.
Andere, es sind auch Deutsche und Europäer dabei, sind aus anderen Gründen gekommen: Wegen materieller Armut, des Studiums, eines Arbeitsplatzes, der Liebe, oder weil man in der Nordstadt noch preiswert eine Wohnung bekommen kann.
Die Gründe sind vielfältig. Die Stadtbezirk bietet all denen viele Möglichkeiten. Peyman Azhari, selbst als Kind mit den Eltern aus dem Iran geflüchtet, hat die aktuelle Situation als Ankunftsort dokumentiert.
In der Magistrale des Klinikums in der Beurhausstraße sind die Fotos nun zu sehen.
Neben den Portraits sind auch Straßenszenen aus der Nordstadt zu sehen
In einem Zeitungsartikel von Martin Gansau (Leiter des Quartiersmanagements) hat er gelesen, dass in der Dortmunder Nordstadt Menschen aus 132 Nationen ihr Zuhause haben.
So ist zur Idee für das Fotoprojekt gekommen. Es sind neben den Portraits auch viele Straßenszenen zu sehen. Der Fotograf beweist, dass er einen Blick für das Besondere im Alltäglichen besitzt.
Azhari hat die Bilder im letzten Jahr mit Unterstützung des Obmann der Nordstadt, Ubbo de Boer und Förderung durch die Auslandsgesellschaft Deutschland in Person von Marc Freese und Martina Plum, mit seiner Leica auf Film fotografiert.
Peyman Azhari nähert sich stilistisch den Lebensläufen seiner Protagonisten
Er arbeitet mit Bewegungsunschärfen, Farbfehlern und groben Korn. Das wirkt unvollkommen, unterstreicht aber die Spontanität seiner Straßenfotografien.
Er nähert sich stilistisch so den von Zäsuren geprägten Lebensläufen vieler seiner Protagonisten. Das ist gelungen.
Leider sind die Fotos in der großen Durchgangshalle im Klinikum, mangels fehlender Wandflächen, weit verstreut platziert. Eine dichtere Aufhängung der Bilder wäre vorteilhaft.
Heimatsuchende in der Nordstadt bringen viele Potentiale mit
In der Ausstellungs-Eröffnung kommen Sebastio Sala und Jufeng Goa zu Wort. Der Chinese verteilt Lotusblüten an den Fotografen und die Ehrengäste.
Wallen Rickets aus Jamaika singt mit seiner schönen dunklen Stimme zum Event. Viele Potentiale bringen die Menschen mit, die in der Ausstellung zu sehen sind und in der Nordstadt eine Heimat suchen.
Jufeng Goa hat mittlerweile eine Arbeit als Elektroingenieur gefunden. „Ich bin glücklich“, sagt er.
- Mehr zum Fotoprojekt auf nordstablogger.de:
„Heimat 132“: Ambitioniertes Fotoprojekt über die Nordstadt
- Infos zur Ausstellung:
Ausstellungsdauer 31.01 bis 30.04.2015 im Klinikum Dortmund, Beurhausstr. 40
- Infos zum Bildband:
Heimat 132 von Peyman Azhari
264 Seiten, Hardcover
Veröffentlicht im Verlag GHOST PRESS
Im Buchhandel erhältlich, 48 Euro
mail@ghost-press.com
www.ghost-press.com
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Nordstadt Fotoreportage zum Thema Heimat 20.03. Vernissage (PM)
Was bedeutet Heimat? Kann es mehrere Heimaten geben? Und was bedeutet es die eigene Heimat verlassen zu müssen? Wir freuen uns sehr diesen Fragen mithilfe der Fotoreportage „Heimat132“ von Peyman Azhari im Langen August am 20.03. näher zu kommen.
Die 2014 erstellten Fotografien zeigen Menschen, die in der Dortmunder Nordstadt ein Zuhause gefunden haben. 2014- das war ein Jahr vor der letzten großen Flüchtlings- welle. Und auch genau jetzt sind viele Menschen gezwungen ihre Heimat hinter sich zu lassen und andernorts Schutz zu suchen. Selbst während des ersten Golfkriegs geboren und 1988 mit seiner Familie nach Deutschland geflohen, nimmt Peyman Azhari die Frage nach der Bedeutung von „Heimat“ ins Zentrum seiner Fotografien und Gespräche.
Dafür begegnete und fotografierte er 47 Menschen aus 43 Nationen. Es entstanden kraftvolle Geschichten aus der Nordstadt über eine Vielfalt von Menschen und Heimat(en). Diese finden sich neben den Fotografien auch im Bild- band „Heimat 132 wieder“, aus dem Peyman Azhari am 20.03. liest. Wir freuen uns sehr auf eine gemeinsame Ausstellungseröffnung und auf ein Ausein- andersetzen mit der Thematik Heimat am 20.03. von 13:00 Uhr bis 20:00 Uhr.
Für süße und salzige Leckereien sorgt unser fabulöses Küchenteam, Getränke gibt’s natürlich auch.
Wir hoffen miteinander ins Gespräch zu kommen und freuen uns auch über Ihre Ideen und Erfahrungen zum Thema Heimat zu hören!
Wann: Sonntag 20.März
Was: Vernissage: 13:00 – 20:00 Uhr (Vernissage)
Lesung des Künstlers aus dem Bildband „Heimat 132“: 14:00 Uhr
Wo: Braunschweiger Str. 22 44145 Dortmund
Kontakt: info@fabulose.de
Die Fotoreportage wird bis Anfang Mai im Langen August zugänglich sein.