Von Susanne Schulte
So voll war es in der Kulturwerkstatt der dobeq schon seit Monaten nicht mehr. Der Schutz vor dem Virus blockierte sämtliche Begegnungen in den drei Dortmunder Förderzentren und somit auch die Lern- und Entwicklungsfortschritte der Teilnehmer:innen. „Es war viel, viel Arbeit, wir mussten viel strampeln, um die Frauen und Männer bei der Stange zu halten, sagten Chiara Lio Garcia von der AWO-Tochter dobeq, Andreas Kastner von Grünbau und Lucia Winter vom Werkhof.
Fotos und Geräusche vom Bahnhof und aus dem Zoo
So war der Aktionstag am Donnerstag (28. Oktober) eine Folge der Begegnungsbeschränkung. Um die Lernenden, die alleine zu Hause bleiben mussten, während der langen Zeit zu motivieren, waren Hausaufgaben und Arbeitsblätter nicht die richtigen Ideen. ___STEADY_PAYWALL___
So vergaben die Verantwortlichen der vier Projektträger:innen, dazu gehört auch die Stadtteilschule, in allen Fachbereichen diese Aufgabe: Beschreibt die Stadt. Was dabei herausgekommen ist, wurde nun in der Kulturwerkstatt präsentiert. „Dortmund – unsere Stadt“, so der Titel der Ausstellung.
Zu sehen waren Fotos von damals und heute, Videos, so genannte Glückskoordinaten der Macher:innen, also Orte, an denen sie sich besonders wohlfühlen; zu hören waren Geräusche, aufgenommen an verschiedenen Orten wie im Zoo oder in der Thier-Galerie, die es für die Besucher:innen der Präsentation zu erraten galt.
Außerdem konnten die Gäste einen Stadtführer mit Fotos samt Ausflugstipps mitnehmen, ihre Kombinationsgabe testen, genähte Produkte der Rackerstube kaufen – mit Dortmund-Skyline, staunen über die stadtgestalteterische Arbeit der Grünbau-Gärtner:innen. Und, wie es sich für solche Veranstaltungen gehört, war das Kuchenbüfett sehr gut sortiert und auf dem Grill vor dem Haus brieten die Würstchen.
Nicht nur die Lernenden haben während des sehr stillen halben Jahres bis Ende Mai neue Erkenntnisse gewonnen, auch die Lehrenden. Sobald es möglich war, trafen sie sich zu einem walk and talk (reden und gehen) mit dem ein oder der anderen Teilnehmer:in und erfuhren, wie sehr diese litten. „Das Chatten und eine Videokonferenz kann den persönlichen Kontakt nicht ersetzen.“
Kaum Antworten auf Bittschreiben und kein Geld von Stiftungen
Manche der zu Betreuenden hätten alleine zu Hause gesessen. „Und das heißt: wirklich alleine“, erzählen die drei. Zudem hatte auch die digitale Kontaktaufnahme so ihre Tücken. Es fehlten gute Geräte und Datenvolumen, eine Flatrate und digitale Kenntnisse der Teilnehmer:innen, um einen vernünftigen, kontaktfreien Unterricht machen zu können.
Um gute Geräte kaufen zu können, haben sich Lio Garcia, Kastner und Winter die Finger wund geschrieben, erzählten sie, um auch von Stiftungen Geld zu erhalten. Doch es gab keine Antworten und wenn doch, dann waren diese abschlägig. „Weil wir kein Gymnasium sind“, so Kastner zur Begründung einer Absage.
In Sachen Medienkompetenz kam man während der Projektzeit und anschließend ein wenig weiter. So erfuhren die Frauen und Männer in den verschiedenen Werkbereichen, dass man nicht einfach Fotos aus dem weltweiten Netz kopieren darf, sondern woran man erkennt, welche Bilder genutzt werden können und welche nicht.
„Die sind auf WhatsApp unterwegs und auf Instagram, aber wenn sie eine U-Bahn-Verbindung suchen müssen, scheitern sie.“ Auch hier sehen alle drei die Notwendigkeit, den Teilnehmenden aller Förderzentren an guten Geräten eine „sinnvolle, zielgerechte und gewinnbringende Nutzung“ beizubringen. Die digitale Teilhabe zu ermöglichen, sei eine „Querschnittsaufgabe“.