Von Anastasia Zejneli
Der Kammerbezirk Dortmund kann aufatmen. Laut Konjunkturumfrage im Bezirk Dortmund für den Herbst 2021 geht es nach dem coronabedingten Tiefstand im letzten Jahr wieder bergauf für die Handwerksbetriebe. 90 Prozent aller Befragten rechnen mit einer positiven Entwicklung. Besonders bei dem Bauhaupt- und Ausbaugewerbe zeichnet sich eine rasche Erholung ab.
Bauhaupt- und Ausbaugewerbe: Lieferengpässe führen zu Preiserhöhungen
Die meisten Betriebe blicken positiv auf die bisherige Entwicklung seit dem Corona-Einbruch zurück. Mehr als ein Drittel der Betriebe hat an Aufträgen dazugewonnen. 23 Prozent geben an weniger Aufträge bekommen zu haben. ___STEADY_PAYWALL___
Auch beim Gesamtumsatz lag der Anteil der Betriebe, die einen Anstieg angaben, über dem Anteil derer, die einen Rückgang verzeichneten. Kammer-Präsident Berthold Schröder blickt – gestützt von den Umfrageergebnissen – positiv in die Zukunft, thematisiert jedoch auch die Folgen der Lieferengpässe für die Betriebe.
Besonders das Bauhauptgewerbe und der Ausbaubereich, verzeichnen branchenuntypische Preiserhöhungen, die als Folge der Engpässe bei Holz, Metall und Kunststoff einhergehen. In beiden Bereichen liegt die Erhöhung bei über 70 Prozent im Vergleich zum Herbst 2020.
Personenbezogene Dienstleistungen leiden weiterhin unter Corona-Folgen
Unter die Personenbezogenen Dienstleistenden fallen Friseursalons, Schuhmacher*innen, Uhrmacher*inne, Damen- und Maßschneider*innen, Fotograf*innen, Textilreiniger*innen und Kosmetiker*innen. Die konjunkturelle Lage entspannt sich zwar wie in den anderen Bereichen des Handwerks stetig, jedoch liegt sie in allen Befragungspunkten an letzter Stelle.
Während der Gesamtumsatz im Handwerk allgemein um etwa ein Drittel gestiegen ist, nahm er im Bereich der personenbezogenen Dienstleistungen lediglich um 17 Prozent zu. Ähnliche Unterschiede finden sich in weiteren Bereichen – etwa der Beschäftigtenanzahl und der Höhe der Investitionen.
Kreishandwerksmeister Michael Mauer: „Das Handwerk ist ausgesprochen robust.“
Für Kreishandwerksmeister Michael Mauer ist es nicht überraschend, dass die Umfrageergebnisse im Allgemeinen positiv ausfallen: „Das Handwerk ist ausgesprochen robust“, betont er. Es hätte immer Konjunktur gegeben, doch die Betreibe seien gut ausgelastet.
Mauer appelliert an die Betriebe, sich mit den vorhandenen Problemen des Auszubildendenmangels auseinanderzusetzen. Für ihn ist klar: „Wir brauchen mehr Auszubildende.“ Mit einer App will die Handwerkskammer junge Menschen erreichen und ihnen niederschwellige Informationsmöglichkeiten bieten.
Besonders die Hochschulen sieht er als Mitbewerber an und hofft mehr Studienabbrechende auffangen zu können. Des Weiteren seien der Dienstleistungsmarkt und das Speditions- und Vertriebswesen Konkurrenten, die junge Menschen mit schnellverdientem Geld locken würden.
Appell an Politik: Fachkräftemangel wird kommen
Kreishandwerksmeister Mauer und Kammer-Präsident Schröder sind sich einig, dass auch in die Betriebe selbst geschaut werden muss und Möglichkeiten durch Praktika und berufliche Orientierung in der Schule geschaffen werden müssen: „Die Betriebe müssen Praktika als Chance begreifen und nicht als Belastung.“
Von der Politik wünscht sich die Handwerkskammer, dass die Handwerksbetriebe von der Überbürokratisierung befreit werden. Der Fachkräftemangel werde, falls die Politik nicht handeln wird, die Wirtschaft belasten.
Nachhaltigkeitsumfrage: Handwerksbetriebe wollen nachhaltig arbeiten
Neben der jährlichen Konjunkturumfrage im Herbst beschäftigte sich die Handwerkskammer mit der Bereitschaft zur Nachhaltigkeit der Betriebe. In der Umfrage geben 73 Prozent an, ressourcen- und energieeffizient zu arbeiten.
Anreize seien neben der eigenen ökologischen Verantwortung, auch die Motivation der Beschäftigten und die Hoffnung auf eine Imagesteigerung.
Handwerkskammer-Geschäftsführerin Olesja Mouelhi-Ort zeigt sich zufrieden mit den Ergebnissen, betont jedoch auch, dass besonders junge Menschen in den Prozess der Entwicklung zu nachhaltigeren Betrieben miteinbezogen werden müssen. Die Konjunkturumfrage Herbst 2021 und die Sonderumfrage Konjunktur gibt es hier.
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Regionale Wirtschaft auf Erholungskurs – IHK-Herbstumfrage: Energiekosten größtes Konjunkturrisiko (PM)
Die Wirtschaft im Westfälischen Ruhrgebiet hat sich größtenteils von den Auswirkungen der Corona-Pandemie erholt. Das zeigen die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage der IHK zu Dortmund, die heute (26. Oktober) vorgestellt wurde. Doch die weitere Entwicklung steht auf unsicheren Beinen: „Vor allem die Kombination aus Lieferengpässen und steigenden Preisen sowie der Fachkräftemangel drosseln den Konjunkturmotor und sorgen dafür, dass die Wirtschaft nicht mit voller Drehzahl fahren kann“, resümiert Stefan Schreiber, Hauptgeschäftsführer der IHK zu Dortmund. An der Umfrage haben 114 Unternehmen aus Dortmund, Hamm und dem Kreis Unna mit über 18.000 Beschäftigten teilgenommen.
Neben dem schon länger bekannten Fachkräftemangel werden dabei erstmals die steigenden Energie- und Rohstoffpreise von den Unternehmen in der IHK-Region als größtes Geschäftsrisiko eingeschätzt. Fast 50 Prozent der Unternehmen sehen dadurch die zukünftige Entwicklung ihres Unternehmens gefährdet. Beim Fachkräftemangel sind es 55 Prozent. Der Anteil der Unternehmen, die steigende Energie- und Rohstoffpreise befürchten, hat sich damit innerhalb von zwei Jahren verdoppelt. Im Herbst 2019 vor Ausbruch der Corona-Pandemie zählten sie lediglich für 25 Prozent zu den größten Risiken. Als weitere große Herausforderung für die Betriebe wurden in der Umfrage die derzeit unklaren wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen genannt (55 Prozent).
Insgesamt hat sich die Stimmung in der IHK-Region gegenüber der vorherigen Umfrage zum Jahresbeginn jedoch „spürbar aufgehellt“, sagt Schreiber, auch wenn nicht alle Branchen gleichermaßen über den Berg seien: „Die Geschäfte laufen mehrheitlich wieder gut oder zumindest befriedigend.“ Der Anteil der Betriebe, die von schlechten Geschäften berichten, ist seit dem Jahresbeginn von gut 20 Prozent auf aktuell 8 Prozent zurückgegangen. Umgekehrt stieg beinahe ebenso stark der Anteil derjenigen, die ihre Geschäftslage als gut bezeichnen: von 31 auf 43 Prozent. Fast die Hälfte (49 Prozent) ist zufrieden. Nicht ganz so eindeutig sind die Verschiebungen bei den Geschäftserwartungen: Während der Anteil der Unternehmen, die von schlechteren Geschäften in den nächsten Monaten ausgehen, von 23 auf 18 Prozent gesunken ist, stieg der Anteil der Optimisten, die bessere Geschäfte erwarten. Etwas über die Hälfte (53 Prozent) geht von einer gleichbleibenden Entwicklung aus.
„Angesichts der Lockerungen der Corona-Schutzmaßnahmen haben die meisten Unternehmen offenbar wieder Mut und Zuversicht geschöpft“, sagt Schreiber. Dazu passt die steigende Investitionsbereitschaft: Fast jedes dritte Unternehmen (29 Prozent) plant höhere Ausgaben am heimischen Standort. Für Schreiber liegen die Gründe auf der Hand: „Nachholeffekte, Reaktionen auf Lieferprobleme, digitale Transformation, Bewältigung der Energiewende“. Aufgrund der Nachholeffekte bleibt aus Sicht der IHK aber „noch unklar, ob hier eine größere Dynamik entstehen kann, die länger trägt“, zumal ein beachtlicher Teil der Unternehmen vor allem in Ersatzbeschaffungen investieren will (70 Prozent).
Aktuell kaum abzusehen sei angesichts zunehmender Lieferengpässe bei Rohstoffen und Vorprodukten zudem, ob der Export wieder stärkere konjunkturelle Triebkraft entwickeln kann, zumal das Auslandsgeschäft seit der Finanzkrise mit immer neuen Herausforderungen konfrontiert werde. Aber immerhin mehr als jedes dritte Unternehmen rechnet mit steigenden Umsätzen im Auslandsgeschäft. Letztendlich steigt mit der verbesserten Geschäftslage auch der Personalbedarf der Unternehmen in der IHK-Region. Fast 30 Prozent will die Zahl der Beschäftigten erhöhen, nur noch jeder fünfzehnte Betrieb rechnet mit weniger Personalbedarf in den nächsten Monaten. „Damit dürfte sich der Arbeitsmarkt in der IHK-Region weiter erholen“, betont Schreiber.
Nachhaltigkeit ist unsere Sache: Veranstaltung des NRW-Handwerks mit Landesumweltministerin Ursula Heinen-Esser (PM)
In Dortmund hat heute die Veranstaltung „Nachhaltigkeit ist unsere Sache“ von der Handwerkskammer Dortmund (HWK) und dem Westdeutschen Handwerkskammertag (WHKT) stattgefunden. Sie markiert einen wichtigen Startpunkt zur Entwicklung einer Nachhaltigkeitsagenda des NRW-Handwerks. Der Wirtschaftsbereich mit seinen über 190.000 Betrieben und rund 1,2 Millionen Beschäftigten will so eine nachhaltige Entwicklung unterstützen und die politische und gesellschaftliche Diskussion über eine nachhaltige Transformation aktiv mitgestalten. Das Handwerk sieht sich dabei als wichtiger Teil der „Lösung“, wenn es um die großen Zukunftsherausforderungen wie den Klimaschutz geht.
In ihrem Impulsvortrag stellte NRW-Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz, Ursula Heinen-Esser, fest: „Das Handwerk sorgt vor Ort für die Umsetzung von nachhaltigen Lösungen und Technologien, die Umwelt, Ressourcen und Klima schonen. Von der Ausbildung über die Beratung bis zur Umsetzung der Gewerke: Das Handwerk ist von zentraler Bedeutung für eine nachhaltige Transformation unserer Gesellschaft. Es freut mich, dass das NRW-Handwerk die nachhaltige Entwicklung nun mit einer eigenen Agenda noch intensiver unterstützen wird.“
WHKT- und HWK-Präsident Berthold Schröder sagte: „Das Handwerk ist ein wichtiger Treiber für nachhaltiges Wirtschaften und sollte daher in die politische Diskussion um Nachhaltigkeit unbedingt einbezogen werden. Die Handwerksorganisation strebt danach, den gesellschaftlichen Wandel, der sich derzeit vollzieht, aktiv mitzugestalten und seine Expertise auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit einzubringen. Dabei geht es auch darum, Herausforderungen und Chancen für unsere Betriebe zu identifizieren, alte Strukturen zu überdenken und Entwicklungen anzustoßen.“
HWK-Hauptgeschäftsführer und Federführer des WHKT-Arbeitskreises Nachhaltigkeit, Carsten Harder erläuterte zum Ziel der Agenda: „Mit dem Auftakt der Nachhaltigkeitsagenda für das Handwerk in NRW machen wir uns auf den Weg einer strukturierten Bearbeitung des Themenkomplexes Nachhaltigkeit. Mit unseren Betrieben und weiteren Stakeholdern aus Politik und Gesellschaft möchten wir aufzeigen, wie nachhaltig das Handwerk bereits arbeitet und gleichzeitig die nachhaltige Weiterentwicklung unserer Betriebe und der Handwerksorganisation vorantreiben.“