In rechten Netzwerken wurde viel geschrieben, dass man auf dem Wilhelmplatz die Bänke demontiert hat, damit SS-Siggi und seine Kameraden dort nicht mehr sitzen und trinken können. Umso überraschter waren die Neonazis, als die Bänke jetzt neu montiert wurden. Allerdings wurden sie generalüberholt und neu gestaltet: „Bunte Bänke für Dorstfeld“ – die Begeisterung über die Sitzgelegenheiten in Regenbogenfarben und mit Botschaften gegen Rassismus und für Vielfalt lösten zumindest bei ihnen wenig Begeisterung aus.
Dorstfelder Vereine steuerten die Botschaften gegen Rassismus bei
Doch das ist ein Teil des Projekts. „Der Wilhelmplatz hat mehrere Problemlagen. Die Dorstfelder*innen beschweren sich, dass der Platz zu wenig Aufenthaltsqualität bietet und nicht zum Verweilen einlädt“, erklärt Viviane Dörne. „Zudem ist er auch Treffpunkt der rechtsextremen Szene, was zur Unattraktivität des Platzes beiträgt“, berichtet die Mitarbeiterin des Projekts „Quartiersdemokrat*innen“.
„Die Bänke waren marode und konnten Anstrich gebrauchen. Doch „nur“ neue Bänke waren zu wenig: „Wir wollten ein Statement setzen. Daher sind sie auch nicht zufällig in Regenbogenfarben, sondern ein klares Zeichen gegen Queer-, Trans- und Homofeindlichkeit“, so Dörne.
Zudem gibt es auf jeder der fünf Bänke ein anderes Statement, welche die Projektbeteiligten ausgesucht hatten. Mit den Statements auf den Bänken, sollen Personen eingeladen werden, auf dem Platz stehen zu bleiben und sie sich anzugucken.
Die plakativen Botschaften wurden u.a. vom Runden Tisch für Toleranz und Verständigung , den Dorstfelder Fußballvereinen sowie von der neuen Dorstfelder Jugendgruppe „TARA“ („Teens Against Racism and Antisemitism“) ausgesucht.
„#Saytheirnames“: Eine der Bänke erinnert an die Opfer des NSU
Zu lesen gibt es auf der Bank für Dorstfelder Fußballvereine die Botschaft „Treibe Sport in Dorstfeld. Eine sichere Bank gegen Extremismus!“. Zwei Bänke hat der Runde Tisch für Toleranz und Verständigung gestaltet.
„Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen“ (Chin. Sprichwort) steht auf der einen Bank, „Kein Platz für Rassist*innen“ auf der anderen – die Bank, auf der „SS-Siggi“ bisher zumindest gerne Platz genommen hatte.
Daneben steht die von „TARA“ gestaltete Bank – ihre Botschaft: „Rosen sind rot, Veilchen sind blau. Rassismus ist blöd. Offenheit schlau“.
Die fünfte Bank ist den Opfern des Nationalsozialistischen Untergrunds („NSU“) gewidmet: „Mein Name ist… Enver Şimşek, Abdurrahim Özüdoğru, Süleyman Taşköprü, Habil Kılıç, Mehmet Turgut, İsmail Yaşar, Theodoros Boulgarides, Mehmet Kubaşık, Halit Yozgat, Michèle Kiesewetter sowie die Parole „#Saytheirnames“ – in Erinnerung an die NSU Opfer.
„Dorstfeld steht für Vielfalt, Toleranz, gegen Rassismus und gegen Rechtsextremismus“
„Die Initiative aus Dorstfeld haben wir gerne unterstützt“, betonte Manfred Kossack, der ehrenamtliche Sonderbeauftragte des Oberbürgermeisters für Vielfalt und Toleranz, bei der Montage der Bänke, und verdeutlicht: „Die Aktion macht den Platz schöner und hat eine Aussage: Dorstfeld steht für Vielfalt, Toleranz, gegen Rassismus und gegen Rechtsextremismus“, so Kossack.
Die Aktion der Umgestaltung wurde gemeinsam mit Koordinierungsstelle für Vielfalt und Demokratie und dem Projekt „Quartiersdemokrat*innen“ organisiert und dann gemeinsam mit einem Qualifizierungsprojekt für Jugendliche der AWO-Tochter dobeq umgesetzt.
„Die Quartiersdemokrat*innen haben es so in die Hand genommen, dass alle Beteiligten zufrieden sind. Das ist zum einen der Runde Tisch für Vielfalt und Toleranz, der Förderverein für Respekt, Toleranz und Verständigung, und die Koordinierungsstelle“, ergänzt der stv. Bezirksbürgermeister Ralf Stoltze. „Auch die Vereine haben mit Vorschlägen für die Texte und die Gestaltung zum Gelingen beigetragen.
„Wilma“ heißt der neue „Stadtteilladen für ein vielfältiges Miteinander“
Die Bänke stehen in Sichtweite von „Wilma“, dem neuen „Stadtteilladen für ein vielfältiges Miteinander“. Wegen des Corona-Lockdowns hat die neue Anlaufstelle noch nicht geöffnet. Doch die Schilder hängen schon und hinter den Kulissen wird fieberhaft daran gearbeitet, welche Angebote hier künftig gemacht werden sollen.
„Es soll ja ein Ort für nachbarschaftliches Engagement sein und wir sind sehr zuversichtlich, dass er bald eröffnen wird“, betont Viviane Dörne. Wieso „Wilma“ als Name? „Der Name Wilma wurde zum einen ausgewählt wegen des Namens Wilhelmplatz. Wilma ist die weibliche Form von Wilhelm, das fanden wir ganz charmant. Außerdem ist ,Wilma’ angelehnt an das Motto ,Wir leben miteinander“, so die Quartiersdemokratin.
Ganz abgesehen davon sei „Wilma“ auch ein Name, „an den sich jeder erinnern kann, ist kurz und knackig und sorgt für eine persönliche Identifizierung. In Kürze soll der Stadtteilladen präsentiert werden. Dann wird auch für den Stadtteil sichtbar, welche Vereine, Institutionen und Initiativen hier Angebote machen wollen und werden“. Die Quartiersdemorat*innen sollen es koordinieren. „Wenn der Laden eröffnet ist, sind wir nicht die einzigen, die dort Angbeote machen“, ist sich Dörne sicher.
Reader Comments
Atari-Frosch
Gute Aktion, gute Umsetzung.
Nur schade, daß es nicht ohne Ableismus ging („Rassismus ist bl*d“).