Rückblickend auf Science-Fiction Erzählungen des 20. Jahrhunderts wäre die Gegenwart kaum wiederzuerkennen. Städte bestünden aus einer dreidimensionalen Infrastruktur, innerhalb welcher sich Menschen mittels autonom agierender und schwebender Transportmittel fortbewegen würden. Leben auf dem Mars wäre für diejenigen Menschen möglich, die sich auf Grund ihres Besitzes schon längst für eine neue Welt entschieden hätten.
Vor knapp 50 Jahren veröffentlichte der gerade erst gegründete Club of Rome den Bericht Die Grenzen des Wachstums, eine Studie zur Zukunft der Weltwirtschaft, die den ansteigenden Verbrauch und die Ausbeutung natürlicher Ressourcen durch den Menschen kritisierte. Das Gleichgewicht könne nur wieder durch Maßnahmen zum Umweltschutz, Kapitalwachstum und Geburtenkontrolle wiederhergestellt werden.
In 2001 – Odyssee im Weltraum entwickelt der Bordcomputer HAL 9000 ein Bewusstsein und erzählt schon damals von der Unbändigkeit künstlicher Intelligenz. Aus heutiger Sicht verlieren diese und viele weitere Beispiele nichts an Aktualität, sondern berichten davon, wie sich vor 50 Jahren die Zukunft vorgestellt wurde. Am 20. Juli diesen Jahres brach der Amazon-Gründer Jeff Bezos Richtung All auf und rief dazu auf, ihm es gleichzutun. Wir gleichen die Visionen der Vergangenheit mit der Gegenwart ab und bemerken, die wenigsten Innovationen wurden bis jetzt verwirklicht. Science-Fiction erlaubt es uns, ständig eine Zeitreise anzutreten, egal, wo wir starten.
Die Ausstellung „Science-Ex – timeless travels“ spiegelt die Suche nach einer zeitgenössischen Erzählung aus der Zukunft. Junge Künstler*innen sind eingeladen, einen Kosmos zu schaffen, um zukünftige Relikte ins Jetzt zu bringen und mitunter „überirdische“ Kommunikation zu ermöglichen. So wird eine lokale zeitgenössische Sci-Fi-Referenz kreiert.
Alexandre Bavard setzt sich schon seit dem Beginn seiner künstlerischen Praxis mit verschiedensten Medien auseinander. Geprägt von der Graffiti Kultur, erforscht er seine Umwelt, und schafft aus Fundstücken in Kombination mit alltäglichen Baumaterialien Installationen, die meist mit Performances aktiviert werden. Auch für Science-Ex wird er während seines Aufenthaltes in Dortmund eine ortsspezifische Installation fertigen.
Das Konzept von „THINK OUTSIDE THE BOX“ beruht auf einem selbstgebauten Isolationstank und dem Erlebnis der sensorischen Deprivation, das heißt dem Entzug jeglicher sensorischen Reize. Das Kunstwerk „THINK OUTSIDE THE BOX“ besteht aus einem mit warmem Salzwasser gefüllten Isolationstank.
Till Bödeker studiert an der Kunstakademie Düsseldorf in der Klasse von Rita McBride. In seiner künstlerischen Praxis geht es um Verbindungen zwischen Fragen nach Konzept, Objekt und (Selbst-)Erfahrung.
Kerima Elfaza ist 3D Fashion Designerin und studierte an der Universität Burg Giebichenstein.
Ihre futuristischen Kollektionen spielen mit dem Moment der digitalen Replikation und dem damit verbundenen Kontrast der Individualität der Tragenden. Für die Science-Ex produziert sie eine neue Arbeit.
Die Skulpturen von Tristan Ulysses Hutgens muten Relikte ferner Planeten und Zeiten an. Ihre Materialien spielen mit Licht und Schatten, die Oberflächen changieren zwischen ursprünglicher Rohheit und reinem Glanz und verzerren so den Bezug zu ihrer eigentlichen Zeitlichkeit. Tristan Ulysses Hutgens, geboren 1994, lebt und arbeitet in Düsseldorf, Meerbusch und Paris. Er studierte an der Kunstakademie in Düsseldorf, wo er 2018 den zusätzlichen Titel des Meisterschülers bei Prof. Didier Vermeiren erwarb.
Benoit Ménard transformiert Räume in begehbare Bühnenbilder, die sowohl von Science-Fiction, als auch von wissenschaftlichen Fakten inspiriert sind.
Mittels Sounds, Licht und Bewegung gewinnen die Räume eine unheimliche Lebendigkeit. Auch für das Künstlerhaus entwickelt er eine neue Rauminstallation.
In ihren Arbeiten thematisiert Neda Saeedi die Beziehung zwischen menschlichem Körper und Architektur, in ihren Installationen arbeitet sie mit Daten, Fakten und kombiniert diese mit narrativen Elementen.
Dabei experimentiert sie mit unterschiedlichsten Materialien und Fertigungstechniken. Seit 2012 lebt sie in Berlin und studierte unter anderem an der UdK Berlin bei Hito Steyerl.
Kathi Schulz studierte an der Kunstakademie Düsseldorf und schloss 2020 als Meisterschülerin von Prof. Stefan Kürten ab. In ihrer künstlerischen Arbeit setzt sie sich mit der Bedeutung von zeitgenössischer Malerei auseinander, wobei sie sich immer auch an der Schnittstelle von Kunst und Technologie bewegt.
Die in Moers geborene und in Düsseldorf lebende Konzeptkünstlerin Mona Schulzek beschäftigt sich in ihrer Arbeit „Outer Space Transmitter“ mit dem Versuch Kontakt mit Außerirdischen aufzunehmen, der von der Wissenschaft bislang nur über die Sprache der Mathematik erfolgt ist.
Dabei verfolgt sie einen anderen Ansatz: „Ich versuche über die universelle Sprache der Kunst zu kommunizieren, denn ich glaube, dass jede intelligente Zivilisation die Fähigkeit zur Reflexion und Abstraktion besitzt und als kreative Lebensform verstanden werden muss.“
Deshalb versucht sie mittels elektromagnetischer Kunst mit Außerirdischen in Kontakt zu treten.
Konzeptionell widmet sich der Künstler Ferdinand Uptmoor dem Motiv von „Wanderern“. „Wie kann man Berglandschaften im 21. Jahrhundert malen und etwas dazu addieren, das es handbarer macht?“, hat sich Uptmoor gefragt und hat ein klassisches Sujet wie die Rückenfigur in seiner ganz speziellen Art gewählt, wobei Figur und Verhältnis zur Landschaft interessant gewählt sind.
Die Figuren scheinen ihrer Umwelt fremd zu sein, oder vielleicht die Umwelt Ihnen?
Di Yang studierte an der Kunstakademie Düsseldorf und lebt und arbeitet in Berlin. Seine Videoarbeit Safe Word , der als Clip eines fiktiven Sci-Fi Films aus den 1960er Jahren entstanden ist, erzählt eine Geschichte, die sich in der Mars-Einwanderungsbehörde abspielt.
Es geht um den ältesten Sohn aus einer Mittelklassefamilie, der als Einwanderer der zweiten Generation allein auf den Mars zog. Als er die Verlängerung seines Aufenthaltsstatus beantragt, wird er zum Gegenstand von Machtmissbrauch durch den Einwanderungsbeamten.
Weitere Informationen: Science-Ex – Timeless travels
- Soft opening: Freitag, 3. September von 18 bis 22 Uhr; es gilt 3G: geimpft, genesen, getestet
- Ausstellungsdauer: 4. September – 10.Oktober 2021
- Öffnungszeiten: Do – So von 16:00 – 19:00 Uhr
- Sonderöffnungszeiten: Sa /So, den 4./5. September 2021; Samstag von 15:00 – 20:00 Uhr; Sonntag von 11:00 – 19:00 Uhr anläßlich der Offenen Nordstadtateliers, zu denen 16 KünstlerInnen des Künstlerhauses ihre Ateliertüren öffnen.