Eine beeindruckende Bilanz, die der Planerladen für das Jugendforum Nordstadt nach etwas mehr als drei Jahren vorlegt. Allein in diesem Jahr gab es mehr als 100 Veranstaltungen und Projekte, die das Team gemeinsam mit den Jugendlichen entwickelt und realisiert hat. „2014 hat das Jugendforum nochmals richtig Fahrt aufgenommen“, schwärmt Uta Wittig-Flick von der Stadterneuerung, die das Projekt über einen EU-Fördertopf finanziert hat. Doch damit ist nun zum Jahresende Schluss.
Keine Regelförderung für das Jugendforum: „Es gibt nur Optionen und noch keine Perspektive“
Denn in eine Regelförderung lässt sich das Projekt nicht überführen. „Daher werden wir das Jugendforum als Planerladen nicht weiter betreiben können“, verdeutlicht Vereinsvorstand Tülin Kabis-Staubach. Gemeinsam mit der Stadt sucht man nach neuen Fördertöpfen: „Aber es gibt nur Optionen und noch keine Perspektive“, ergänzt Prof. Reiner Staubach. „Es gibt auf jeden Fall eine Lücke. Denn eine Brückenlösung gibt es nicht, auch wenn es von allen Seiten Lob gibt.“
Dies bedauert auch Harald Landskröner vom Jugendamt. Er wird die Betreuung des Jugendforums übernehmen. Keine leichte Aufgabe: „Die Jugendlichen sind jetzt auch einiges gewöhnt. Das können wir nicht auf zehn Prozent runterfahren“, betont Landskröner. Dabei seien die Planerladen-Mitarbeiter teilweise ungewöhnliche Wege gegangen: „Es war interessant, welche Mittel sie mit den Jugendlichen genutzt haben“, lobt der erfahrene Jugendarbeiter.
„Aber die Beteiligung der Jugendlichen ist gesichert“, versichert Uta Wittig-Flick. Außerdem könnten weiter Anträge für kleinere Projekte gestellt werden – für den Etat Soziale Stadt oder bei der Bezirksvertretung Innenstadt-Nord. Denn einen eigenen Etat hat das Jugendforum nicht.
Die positive Nachricht: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich um das Jugendforum gekümmert haben, werden nicht arbeitslos. Sie werden in einem anderen Projekt des Planerladens unterkommen, stellte Prof. Staubach klar.
Zum Abschluss stellten Jugendliche ihr selbst geschriebenes Buch „Nordstadtmärchen“ vor
Welche Projekte das Jugendforum in diesem Jahr realisiert hat, stellten zum Ende der Förderphase Jugendliche vor. Als besonderen Höhepunkt übergaben sie ihr selbst geschriebenes Buch „Nordstadtmärchen“ an die Stadterneuerung und das Jugendamt, die dieses Projekt fachlich begleitet und unterstützt haben.
Insgesamt engagierten sich jedes Jahr 360 Kinder und Jugendliche, brachten ihre Ideen ein, diskutierten mit Bundes-, Landes- und Kommunal-Politikern. Sie hatten Spaß dabei, auf eigene Faust etwas auf die Beine zu stellen. Es entstanden z.B. eine Jugendbibliothek und ein Medienraum im Jugendtreff Stollenpark sowie ein eigener Garten am Treffpunkt Kezz.
Zudem wurde von den Kindern ein neuer Spiel- und Kletterturm auf dem Nordmarkt-Spielplatz mit entworfen. Sie setzten sich in Trainingseinheiten und Schulungen kritisch mit ihrem Handeln und Denken auseinander. Durch die Teilnahme an Veranstaltungen mit erfolgreichen Kulturschaffenden aus der Heimat ihrer Eltern entwickelten sie Kraft und Motivation, aktiv an der Gesellschaft teilzuhaben.
Eigene Texte und Fotos in Buchformat – und Informationen zu vielen Projekten
Die Auseinandersetzung mit der NS-Geschichte und mit Diskriminierung und Rassismus in der Gesellschaft hatte dabei eine sehr wichtige Bedeutung. Ein Besuch des Holocaust-Überlebenden Max Mannheimer in München und des Anne-Frank-Hauses in Amsterdam beeindruckten die Jugendlichen tief.
All diese Erfahrungen haben sie ermutigt, ihr eigenes Buch „Nordstadtmärchen“ zu schreiben. Dieses Buch überreichten die Jugendlichen voller Stolz den Vertretern und Vertreterinnen der Stadterneuerung und des Jugendamtes. Es wird in vielen Einrichtungen der Kinder- und Jugendförderung Dortmund verteilt.
Durch die Förderung wurden sehr gute Grundlagen für eine zukünftig gute Jugendbeteiligung in der Nordstadt erarbeitet. Der Planerladen arbeitet an der Akquise von weiteren Fördermitteln zur Beibehaltung des aktuellen Standards.
Hintergrund:
– Jugendforen gibt es mittlerweile in allen 12 Stadtbezirken Dortmunds. Das Jugendform Nordstadt konnte durch die Förderung einen sehr hohen Standard mit intensiver und breiter Kinder- und Jugendbeteiligung entwickeln. Viele der erarbeiteten Inhalte können auch zukünftig auf die anderen Stadtteile übertragen werden.
– Das Projekt Jugendforum ist Bestandteil des Integrierten Handlungsprogramms „Soziale Stadt NRW – Dortmund Nordstadt“ und wird durch den Bund, das Land Nordrhein-Westfalen und die Stadt Dortmund gefördert.
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