Von Thea Ressemann
Im Rahmen des „f²-Fotofestival“ präsentiert das Künstlerhaus Dortmund die Ausstellung „All Tomorrow’s Parties“. Kontakt ist für die Identität der Menschen wichtig. Jeder versteht darunter etwas anderes. Und doch haben alle etwas gemein: Wenn der Umgang mit anderen wegfällt, kommt man selbst ins Wanken. Während Corona ging es vielen so. Man wünscht sich wieder Zeit mit anderen verbringen zu können. Und das im echten Leben mit viel Nähe zueinander. Einfach so, wie es vor Corona war.
Eine Ausstellung, die nicht nur thematisch, sondern auch handwerklich viel zu bieten hat
Die ausgestellten Bilder in „All Tomorrow’s Parties“ befassen sich mit dem nähesuchenden Teil der menschlichen Identität. Sechs verschiedene Fotograf*innen zeigen verschiedene Wege, wie Menschen Nähe empfinden. Dazu nutzen sie unterschiedliche Fotografie-Techniken und präsentieren die Fotografie als Kunstform. ___STEADY_PAYWALL___
Die Ausstellung ist Teil des „f²-Fotofestival“, welches in diesem Jahr das Überthema „Identität“ behandelt. Besichtigt werden kann sie analog im Künstlerhaus Dortmund. Geöffnet ist donnerstags und freitags von 16 bis 19 Uhr. Samstags und sonntags können Besucher*innen die Ausstellung von 11 bis 18 Uhr besuchen. Die Fotograf*innen werden teilweise vor Ort sein.
Die Fotograf*innen stellen völlig unterschiedliche Spielarten des Miteinanders dar
Dicht an dicht feiernde Massen – das zeigt der Tiroler Lois Hechenblaikner. Er fotografiert schon seit Jahren die Feierwütigen in Ischgl. Nach über einem Jahr Corona lösen die Bilder bei den Betrachtenden ein beklemmendes Gefühl aus. Hechenblaikner dokumentiert und hinterfragt mit seinem Werk die negativen Auswirkungen des Massentourismus auf seine Region und die Umwelt.
Mit Infrarotfilm schießt Sabine Springer Bilder, um die Vertrautheit und Losgelöstheit ihrer Motive nicht zu stören. Bilder, die in einem Swinger Club entstanden, stellen mehr als nur sexuelle Handlungen dar. Es geht um das Zwischenmenschliche, das Miteinander.
Miron Zownir lichtet seit den 1980er Jahren ungenierte Szenen ab. Die schwarz-weißen Werke der Serie „Berlin Noir“ zeigen wie sich Menschen ganz in einen Moment hingeben.
Von der Aufgabe des einzelnen Individuums bis hin zum völlig ausgelassenen Feiern
Ein anderer Umgang mit der Identität wird den Besucher*innen von dem Pariser Thaddé Comar vor Augen geführt. Er fotografiert die Proteste in Hongkong. Das Individuum gibt dabei zum Selbstschutz seine eigene Identität auf bzw. versteckt sie. Dadurch verschmelzen die Menschen zu einer Masse.
Eine ungewöhnlichere Form der Nähe präsentiert Julia Steinigeweg. Sie zeigt, wie Menschen mit Puppen Beziehungen führen, die über Sex hinaus gehen. Aber auch, wie sich der Wunsch nach Idealität mit der Wahrnehmung der Realität beißt, wird dargestellt.
Der Dortmunder Constantin Grolig zeigt, wie Menschen bei Raves gemeinsam im Moment leben: Vom nächtlichen Feiern bis zum Runterkommen am nächsten Morgen.
Bei einem Rave bewegen sich die Feiernden immer ein stückweit im illegalen Bereich. Gefeiert wird an oder in großen leerstehenden Orten. Ob sich das nach Corona jemals wieder genauso anfühlen kann?
Mehr Informationen unter: www.kh-do.de/ausstellungen
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