An verschiedenen Orten wird in Dortmund an das Ende des 2. Weltkriegs erinnert. Nicht alle Veranstaltungen sind – wegen der Corona-Auflagen – öffentlich – und auch sonst fallen sie kleiner aus als in den Vorjahren. Die wahrscheinlich „größte kleine“ Veranstaltung findet auf dem Platz der Alten Synagoge statt. Erneut ruft das „Bündnis Dortmund gegen Rechts“ (BDgR) dazu auf, den 8. Mai zu feiern. Jenen Tag im Jahr 1945, als die Menschen in Europa und weltweit endlich vom Joch des deutschen Faschismus befreit wurden. Es war der Moment, als die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht rechtskräftig wurde, die nationalsozialistische Gewaltherrschaft ihr Ende fand. In Dorstfeld wird es auf dem Wilhelmplatz eine Kundgebung unter dem Motto „Gegen jeden Antisemitismus“geben.
Antifaschistische Kultur mit Musik, Texten, Gedichten auf dem Platz der Alten Synagoge
Das Bündnis gegen Rechts lädt die Dortmunder Bürger*innen am Samstag (8. Mai) zwischen 16 bis 17.30 Uhr zu einer kleinen Gedenkveranstaltung auf dem Platz der alten Synagoge. Unter Beachtung der geltenden Corona-Schutzregeln soll das Ende des Krieges gefeiert und den Opfern gedacht werden.
Das Programm wird künstlerisch gestaltet von Huggy Joerg Borghardt (Blues`n Boogie Piano), Até Logo (Samba) sowie Tirzah Haase und Claus Dieter Clausnitzer (mit Gedichten von Erich Fried zum 100. Geburtstag). „Dieser Tag, der 8. Mai, jährt sich zum 76. Mal und ist uns Anlass, den unter unendlichen Opfern errungenen Frieden in Europa und das Niederringen des Nazi-Regimes zu feiern“, betont Bündnis-Sprecherin Ula Richter. „Mörderischer Rassismus und ein Raub- und Vernichtungskrieg gingen von deutschem Boden aus und wurden hier beendet.“
Als die Konzentrationslager befreit wurden, schworen die Überlebenden und alle Antifaschist*innen und Demokrat*innen: „Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!“ Diesem Schwur fühlen sich die Antifaschist*innen auch heute noch verpflichtet: „Wir setzen uns dafür ein, dass die Lehre des 8. Mai in Erinnerung bleibt und befolgt wird: Nein zu immer neuen Kriegen, nein zu Bundeswehreinsätzen in aller Welt, nein zu Rassismus und Faschismus. Nein zur Ausbeutung von Mensch und Natur. Ja zur friedlichen Lösung von Konflikten, ja zu Demokratie und sozialer Gerechtigkeit“, betont das Bündnis Dortmund gegen Rechts. Sie werden von VVN/BdA, Dortmunder Friedensforum, Flüchtlingspaten, Die Linke, DIDF, VMDO, VOLT und DKP unterstützt,
Kundgebung mit künstlerischer Aktion auf dem Wilhelmplatz in Dortmund-Dorstfeld
Die Kundgebung „Gegen jeden Antisemitismus“ um 12.30 Uhr auf dem Wilhelmplatz in Dorstfeld wird organisiert vom „Verein zur Förderung von Respekt, Toleranz und Verständigung in Dortmund-Dorstfeld e.V.“ und dem Projekt „Quartiersdemokraten“.
Sie bitten die Dortmunder Bürger*innen um Unterstützung, um den ortsansässigen Neonazis deutlich zu zeigen, dass Dortmund eine weltoffene, multikulturelle Stadt der Vielfalt ist, die sich klar gegen den braunen Sumpf positioniert.
„Die Neonazis haben am 1. Mai in Dorstfeld erneut ihren offenen Antisemitismus präsentiert – wir möchten gemeinsam ein Zeichen mit einer künstlerischen Aktion dagegen setzen! Der 8. Mai markiert nicht nur das Ende des NS-Regimes, sondern benötigt auch eine solidarische und offene Zivilgesellschaft gegen aktuellen Antisemitismus“, heißt es seitens der Veranstalter*innen.
Steinwache und Arbeitskreis gegen Rechtsextremismus veranstalten stilles Gedenken mit Kranzniederlegung
Der „Dortmunder Arbeitskreis gegen Rechtsextremismus“, in dem 15 zivilgesellschaftliche Organisationen vertreten sind, und der „Förderverein Gedenkstätte Steinwache- Internationales Rombergpark-Komitee e.V“ werden den Tag mit einem stillen Gedenken inklusive Kranzniederlegung begehen ohne Punblikum. Daher geben wir diese Veranstaltung nicht mit Uhrzeit an.
„Gerade Dortmund hat in der Zeit der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft viel Leid erfahren, sei es an den Kriegsfronten, durch den Holocaust, durch Bombadierungen oder durch die Verfolgung und Ermordung von Widerstandskämpfern und Gegnern des Regimes“, so die Veranstalter*innen.
So gehöre es auch heute und für alle Zeit zur Erinnerungskultur in unserer Stadt , öffentlich zu erinnern und zu mahnen und über Ursachen und Folgen von Faschismus, Rassismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit aktiv aufzuklären. Die Teilnahme an der Veranstaltung ist personalisiert und wird somit ohne öffentliches Publikum stattfinden.
Gestaltete Stadtbahn: Moderne Erinnerungskultur dort, wo die Menschen sind
Ebenfalls der Öffentlichkeit vorgestellt wird dann auch die zum Kriegsende gestaltete Stadtbahn, die der Jugendring gemeinsam mit den Stadtwerken „auf die Schiene“ schickt. Eine ähnliche Aktion der beiden Kooperationspartner gab es bereits 2019, als unter dem Motto „Gedenken unterwegs“ zum Holocaust-Gedenktag ein Anstoß für eine neuere Gedenkkultur gegeben werden sollte.
Die Aufkleber, die dieses Mal an der Bahn angebracht sind, zeigen unter anderem weltoffene Parolen, wie zum Beispiel „Für eine Welt ohne Diskriminierung“ oder die Forderung den 8. Mai als Feiertag anzuerkennen. Dieser gilt bisher nur in Berlin als offizieller Feiertag.
In der Bahn werden zahlreiche QR-Codes angebracht, die dann auf das Internetportal des Jugendrings zum 8. Mai umleiten. Die Bahn soll vor allem auf der U-Bahnlinie 43 verkehren, die in Dorstfeld startet und in Wickede endet. Die U43 vereint mehrere Vorteile: sie fährt sie durch den selbstproklamierten „Nazikiez“ und hat den höchsten oberirdischen Streckenanteil, wodurch die Umgestaltung besonders gut zur Geltung komme.
Durch die Bahn erhofft sich der Jugendring eine starke Präsenz im öffentlichen Raum und auch eine Art Mitmachfaktor. „Wir würden uns sehr freuen, wenn uns Menschen Fotos von der Bahn schicken“, so Andreas Roshol vom Jugendring. Die Bahn, aber auch das Internetportal sollen Teil einer moderneren Erinnerungskultur sein. „Ein Gedenken sollte nicht in dunklen Räumen stattfinden, sondern dort, wo die Menschen sind“, betont Andreas Roshol vom Jugendring.
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Samstag zwei Demonstrationen in Dortmund-Dorstfeld (PM Polizei)
Samstag zwei Demonstrationen in Dortmund-Dorstfeld
Verkehrsteilnehmer und die Bürgerinnen und Bürger in Dortmund-Dorstfeld müssen Samstag (8.5.2021) zwischen 12.30 und 18 Uhr mit Beeinträchtigungen rechnen. Grund dafür sind zwei Demonstrationen auf dem Wilhelmplatz (Wittener Straße/Dorstfelder Hellweg) mit insgesamt 150 Personen.
Bestandteil der Auflagen sind erneut auch Vorgaben zum Infektionsschutz gegen das Coronavirus (Abstand, Masken, kein Verteilen von Flyern an Passanten etc.). Die Dortmunder Polizei bittet alle Teilnehmerinnen und -teilnehmer, diese Auflagen einzuhalten.
08.05.24: Filmvorführung: „Die Mörder sind unter uns“ (PM)
Das Bündnis Dortmund gegen Rechts zeigt am 8. Mai 2024 um 18:30 Uhr im Kulturhaus „Taranta Babu“ den ersten deutschen Spielfilm der Nachkriegsgeschichte und den ersten deutschen Trümmerfilm „Die Mörder sind unter uns“ (Dreharbeiten: 16. März 1946 bis August 1946; Uraufführung: 15. Oktober 1946). Wir heißen alle Antifaschist*innen herzlich willkommen!
Weitere Informationen: Wikipedia – „Die Mörder sind unter uns“
„Die Mörder sind unter uns ist der erste deutsche Spielfilm der Nachkriegsgeschichte und der erste deutsche Trümmerfilm. Der Film wurde in Schwarzweiß gedreht. Regie und Buch stammen von Wolfgang Staudte. In den Hauptrollen sind Hildegard Knef, Ernst Wilhelm Borchert, Erna Sellmer und Arno Paulsen besetzt. […] Filmhistoriker und -journalisten im Verbund Deutscher Kinematheken wählten den Film 1995 zu einem der 100 wichtigsten deutschen Filme aller Zeiten.“
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Die_M%C3%B6rder_sind_unter_uns
YouTube: „Die Mörder sind unter uns – Preview“: https://www.youtube.com/watch?v=2RGOt8ON2Yg