Streit um neues Umspannwerk: Politik auf Konfrontationskurs, weil DEW21 und DONETZ nur unzureichend informieren

Mehr als 50 Jahre alt ist die Umspannanlage am Batheyweg in Kirchhörde. Foto: DEW21
Mehr als 50 Jahre alt ist die Umspannanlage am Batheyweg in Kirchhörde. Foto: DEW21

Immer wieder gibt es Kritik, dass die Manager von Stadttöchtern das „Primat der Politik“ und damit die Wünsche der Ratsgremien und Fraktionen ignorieren – beispielsweise bei der Besetzung von Chefposten. Zuletzt hatte es ganz gewaltig zwischen DSW21-Geschäftsführer Guntram Pehlke und dem Rat geknallt, als der Stadtwerke-Chef einen neuen Flughafen-Geschäftsführer installiert hatte – ausdrücklich ohne Beteiligung der Ratsgremien. Eine neue Dimension offenbarten Peter Flosbach, technischer Geschäftsführer von DEW21 und Dr. Bernd Ramthun, Geschäftsführer Dortmunder Netz GmbH (DONETZ), als sie im Ausschuss für Klimaschutz, Umwelt, Stadtgestaltung und Wohnen (AKUSW) ihre Pläne für den Neubau eines Umspannwerkes präsentierten. Denn den Standort, den die beiden vorstellten, hatte das Gremium im vergangenen Jahr einstimmig (!) abgelehnt. Doch das wusste das Unternehmens-Duo nicht einmal.

Energie- und Verkehrswende machen eine leistungsfähigere Umspann-Anlage nötig

Worum geht es? Es gibt erheblichen Erneuerungsbedarf der Umspannanlage am Batheyweg in Kirchhörde. Die Anlage ist mehr als 50 Jahre alt und an die Leistungsgrenzen gestoßen. ___STEADY_PAYWALL___

Sie kann perspektivisch weder die deutliche Leistungserhöhung durch Elektromobilität und Wärmepumpen gewährleisten, noch die steigende volatile Einspeisung durch Photovoltaik und Anlagen der Kraft-Wärme-Kopplung bewältigen. Zudem gibt es perspektivisch einen deutlich gestiegenen Leistungsbedarf für E-Busse in Brünninghausen.

So weit – so unstrittig. Im Konzept zur Erneuerung der Umspannanlage Kirchhörde unter Berücksichtigung des zukünftigen Leistungsbedarfs haben sich die beiden Unternehmen vier mögliche Standorte angesehen. Am bisherigen Standort am Batheyweg ist der vorhandene Trafo nahezu ausgelastet – für den Weiterausbau fehlt dort der Platz. Eine Erweiterung der Hauptverteilerstation in Barop würde nicht ausreichen und könnte nur den zusätzlichen Bedarf für den DSW21-Betriebshof aufnehmen. 

Und ein Neubau direkt auf dem Gelände des DSW21-Betriebshofs in Brünninghausen kollidiert mit dem Flächenbedarf für E-Mobilität und es gibt keinen 110kV-Anschluss – also der Anschluss an das „Strom-Schnellstraßennetz“. Daher hatten sich DEW21 und die Netztochter DONETZ auf den Standort Gotthelfstraße eingeschossen. Dieser erfülle die Planungsgrundsätze am besten und ermögliche bedarfsgerecht den Raum für nachhaltiges Wachstum.

DEW21 und DONETZ verärgern die Politik massiv und kassieren eine Absage

Immer mehr Autos werden geladen und nicht getankt. Der Strombedarf steigt – nicht nur dort. Foto: Alex Völkel

Allerdings – und das war der Stein des Anstoßes – waren die Planer aus Ansicht des Ausschusses nur unzureichend auf mögliche Alternativen eingangen, hatten nicht berückschtigt, dass der gewünschte Standort in einem Landschaftsschutzgebiet liegt und  – dies ist psychologisch der schwierigste Punkt – nach Ansicht des Ausschusses dem Gremium über Monate nicht auf Fragen, Bedenken und Wünsche reagiert.

Daher war den Politiker*innen der Kragen geplatzt und sie hatten einstimmig den Wunsch nach einem Neubau an der Gotthelfstraße abgelehnt. Als nun endlich DEW21 und DONETZ ihr Vorhaben im Ausschuss vorstellten und dabei völlig ignorierten, dass es ein klares Votum gegen den Standort gibt – vielleicht aus Unwissenheit, vielleicht aus Ignoranz (so zumindest Mutmaßungen von einigen Ausschussmitgliedern) – sorgte das für Verwunderung und Verärgerung.

„Es gibt eine Beschlusslage, dass der Standort Gotthelfstraße nicht mehr in Frage kommt. Sie haben dem Ausschuss keine Antworten gegeben. Daher haben wir wegen mangelnder Kommunikation von einem Beschluss Abstand genommen, obwohl das Thema wertvoll und wichtig ist“, fasste Uwe Waßmann (CDU) als Erster die Kritik zusammen. Auch eine Bürgerinitiative hatte gegen den Neubau getrommelt.

„Friss oder stirb“ läuft nicht – Fachausschuss macht Druck auf DEW21 und DONETZ

E-Busse stellen eine neue Herausforderung an die Stromversorgung. Foto: Karsten Wickern

„Sie haben nachvollziehbar dargestellt, dass der Standort der geeignetste ist. Aber sie haben ihn auch als alternativlos dargestellt. Daher sollten sie der Beschlussfassung des Ausschusses Rechnung tragen und Alternativen liefern, auch wenn das mit Problemen behaftet ist. Wir haben den Eindruck, dass Sie Alternativen bisher nur unzureichend geprüft haben“, machte Uwe Tietz (Grüne) deutlich. 

Auch Utz Kowalewski (Linke+) reichten die bisherigen Informationen nicht, auch wenn der Vortrag „Eindrücke zu Gedankengängen gibt, die wir aus der Vorlage nicht erschließen können“. Die im Herbst abgelehnte Vorlage habe den Charakter von „friss oder stirb“ gehabt: „Wenn man die Infos nicht bekommt, kommt sowas bei heraus“, sagte er mit Blick auf die Abstimmung, machte aber gleichwohl deutlich, dass bei einer besseren Informationslage und der besseren Würdigung von Alternativen im interfraktionellen Dialog durchaus noch Bewegung möglich sei. 

Darauf drängte auch Carla Neumann-Lieven (SPD): Ein interfraktionelles Gespräch, in dem alle Informationen auf den Tisch kämen, könnte helfen. „ Wir wollen die Energie- und die Verkehrswende sowie E-Busse. Aber wir brauchen alle Informationen“, spielte sie den Ball zurück ins Feld von DEW21 und DONETZ. Denn diese hatten die Dringlichkeit der Vorhaben deutlich gemacht. Sie müssten daher zügig liefern.

Unternehmen entschuldigen sich für die bisherige Kommunikation

Mehr als 50 Jahre alt ist die Umspannanlage am Batheyweg in Kirchhörde. Foto: DEW21
Mehr als 50 Jahre alt ist die Umspannanlage am Batheyweg in Kirchhörde. Foto: DEW21

Dies sagte Peter Flosbach zu, der sich für die bisherige Kommunikation entschuldigte. „Wir werden da im Detail noch mal auf Sie zugehen.“ Gleichzeitig warb er nochmal für den abgelehnten Vorschlag: Die neue Anlage würde direkt unter dem 380kV-Netz errichtet. Dies ist das Höchstspannungsnetz, quasi eine Stromautobahn. 

Außerdem gibt es dort ein 110kV-Hochspannungsnetz – also quasi eine Schnellstraße, die an die Autobahn angebunden ist. Somit ließe sich das Umspannwerk ohne große neue Überlandleitungen realisieren. Flosbach verglich den favorisierten Standort mit einem Logistikzentrum unter einer Autobahn. Allerdings ließ er weitgehend außer acht, dass es sich um ein Landschaftschutzgebiet handelt.

„Wir haben die Info vorliegen, dass das Vorhaben nicht zwingend verhindert würde, sondern grundsätzlich auch ginge. Wenn man weiter wegbauen würde, dann gäbe es weitere Beeinträchtigungen. Und die Versieglung ist ja auch sehr gering“, ergänzte Dr. Bernd Ramthun.  „Wir haben die Alternativen vielleicht nicht ausreichend dargestellt. Sie sind ja stark begrenzt“, sagte er mit Blick auf Restriktionen wie Abstand zur Wohnbebauung und zu Gleisanlagen. „Eine Erneuerung am bisherigen Standort geht ja nicht.“

Neue Entscheidungsvorlage soll mögliche Alternativen besser würdigen

Möglich ist das Bauen dort – aber nur mit einer Ausnahmegenehmigung. Doch die Unternehmen sind auf eine positive Entscheidung des Gremiums angewiesen. „Daher wollen wir mal Alternativen sehen, dann kommen wir ja vielleicht auch zu einer anderen Entscheidung“, warb Uwe Waßmann. Lediglich AfD-Vertreter Bernd Hempfling hatte für die Diskussion kein Verständnis: „Was ist denn da so strittig? Da ist ein Feld und da soll der Trafo gebaut werden.“

„Ich kann mich noch gut an die Diskussion erinnern. Ich weiß, dass am Ende der Standort abgelehnt worden ist. Aber es war auch die Bereitschaft da, wenn Informationen um Standortalternativen oder auch eine gute Begründung vorliegen“, band Planungsdezernent Ludger Wilde die Diskussion zusammen. 

Er kündigte an, gemeinsam mit DEW21 und DONETZ in der übernächsten Sitzung auf das Gremium zuzukommen. „Wir werden das zusammen machen, dass Sie schnellstmöglich eine vernünftige Vorlage und einen Entscheidungsvorschlag bekommen, damit auch in diesem Jahr eine Entscheidung getroffen werden kann.“ Denn die Zeit drängt: Bis 2024 soll die neue Anlage ans Netz gegangen sein….

 

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  1. DONETZ prüft im Rahmen des Neubaus einer Umspannanlage im Stadtbezirk Hombruch eine weitere Alternative (PM)

    DONETZ prüft im Rahmen des Neubaus einer Umspannanlage im Stadtbezirk Hombruch eine weitere Alternative

    Rund 40.000 Bürger*innen im Stadtbezirk Dortmund-Hombruch werden derzeit von der bestehenden Umspannanlage am Batheyweg zuverlässig mit Strom versorgt. Diese Anlage hat aufgrund ihres Alters jedoch erheblichen Erneuerungsbedarf.

    Die Entwicklung zu einer nachhaltigen Mobilität sowie steigende Digitalisierungsanforderungen werden erwartungsgemäß zu einem starken Anstieg des Strombedarfs in den kommenden Jahren führen. Um eine langfristige und zukunftssichere Versorgung der Bürger*innen mit Strom zu gewährleisten, muss die Leistung der bestehenden Anlage daher dringend erhöht werden. Aus diesem Grund sucht die Dortmunder Netz GmbH (DONETZ) zusammen mit der Stadt Dortmund (Stadtplanungs- und Bauordnungsamt) derzeit nach geeigneten Lösungen, um das Netz im Stadtbezirk Hombruch fit für die Energiewende zu machen.

    Wie bereits in der Vergangenheit berichtet, befanden sich bisher verschiedene Standortalternativen in der Prüfung. „Im Laufe der vergangenen Woche hat sich eine neue Möglichkeit ergeben“, erklärt Dr. Bernd Ramthun, DONETZ-Geschäftsführer. „Diese Option wird in den nächsten Wochen auf Herz und Nieren geprüft. Die Stadtplanung und wir haben der Politik und Öffentlichkeit eine transparente und umfassende Darstellung der Alternativen und Bewertung zugesagt. Dies werden wir selbstverständlich einhalten.“ Ziel ist es, eine Lösung zu finden, die sowohl im Sinne einer langfristigen Versorgungssicherheit als auch der gesellschaftlichen Interessen ist.

    Vor diesem Hintergrund bittet auch die Stadtverwaltung um Verständnis, dass sich die detaillierte Information über die Möglichkeiten und Bewertungen in Richtung Juni verzögert. „Wir möchten lieber zu gegebener Zeit über einen umfassenden Sachstand diskutieren, statt zeitnah über unvollständige Lösungsansätze“, so Ludger Wilde, Planungsdezernent der Stadt Dortmund.

    DONETZ wird in nächster Zeit auf ihrer Internetseite unter http://www.do-netz.de auch eine Projektseite einrichten, auf der Interessierte aktuelle Informationen zu dem Vorhaben finden. Im Juni sollen dann sowohl Politik und Verwaltung als auch die Öffentlichkeit weiter informiert werden.

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