Von Susanne Schulte
Das Wichernhaus in der Nordstadt soll nach den Plänen der Diakonie ein zentrales Wohnungslosenhilfe-Zentrum werden. Dafür gebe man den zurzeit sowieso nicht zu nutzenden Brückentreff in der Kesselstraße auf, kündige dort den Mietvertrag, und hole nach dem Umbau im Wichernhaus auch die Beratung von der Rolandstraße in das Gebäude an der Stollenstraße. Von diesem Vorhaben erzählte Diakonie-Geschäftsführer Pfarrer Niels Back am Dienstag den Mitgliedern des Sozialausschusses während deren Sitzung im Kongresszentrum an den Westfalenhallen.
Pfarrer Niels Back: Gebäude in der Stollenstraße „ist ein sehr guter Standort“
Im späteren Gespräch mit den Nordstadtbloggern führte Back das Vorhaben weiter aus. Da der Brückentreff als Tagesaufenthaltsraum in Zeiten der Pandemie viel zu klein sei, habe man ja bereits seit einigen Wochen diesen Tagestreff ins Wichernhaus verlegt. ___STEADY_PAYWALL___
Das hat seit Jahren als Kultur- und Tagungsort gedient. „Wir sehen im Moment keine Perspektive, es mit Kultur wirtschaftlich zu betreiben.“ Wirtschaftlich sei der Betrieb auch bislang nicht gewesen. Nur mit vielen Eigenmitteln, sprich: mit Kirchensteuern, konnte es am Laufen bleiben.
Der Idee des zentralen Hilfezentrums geht die Diakonie schon länger nach. „Wir haben uns mit der Stadt und dem Landschaftsverband verschiedenen Immobilien angeguckt“, so Back, „aber nichts Passendes gefunden“. Das Wichernhaus sei ein „schönes Haus mit guter Atmosphäre. Wir glauben, es ist ein sehr guter Standort.“
Geschäftsführer rechnet für Mitte des kommenden Jahres mit dem Beginn des Umbaus
Die Vorarbeiten zum endgültigen Einzug und Umzug sind erledigt. Das Haus gehört dem Kirchenkreis, die Machbarkeitsstudie für den Umbau liegt vor, Stadt und Landschaftsverband begrüßen das Vorhaben.
„Der Bauantrag muss noch gestellt werden“, sagt Niels Back. Liegt der vor, geht es Mitte des Jahres, womöglich auch erst im August, mit den Arbeiten los. So sollen im Parterre, dort wo der große Saal im Wichernhaus ist, zusätzlich Bürozimmer für Beratungen entstehen. Der Saal für den Tagesaufenthalt bleibt erhalten, die Bühne jedoch ist jetzt nutzlos. „Wir sind kein Träger von Kultur mehr.“
Für die Mitarbeitenden rund um den Kulturbetrieb habe man gute Lösungen gefunden. Der Haustechniker wird an vielen Stellen innerhalb der Diakoniegebäude gebraucht, die Öffentlichkeitsarbeiterin macht jetzt Öffentlichkeitsarbeit an anderer Stelle innerhalb der Diakonie und die Fähigkeiten der Küchenchefin werden weiterhin für die Verpflegung der Gäste des Tagestreffs und an anderer Stelle in dem gemeinnützigen Unternehmen benötigt.
Und noch eine Idee: Im selben Haus mit separatem Eingang soll ein Waschcafé entstehen
Zwar im selben Haus, aber mit einem anderen Eingang und anderem Anliegen möchte die Diakonie eine weitere Anlaufstelle einrichten: das Waschcafé. Hier sollen ausschließlich Frauen mit Kindern die Waschmaschinen und die Duschen kostenlos nutzen.
„Saubere Sache“ wird diese Einrichtung heißen, wenn sie an den Start geht. In Gesprächen mit Frauen aus Osteuropa hätten die Mitarbeitenden von „Willkommen Europa“ häufig von derart schlechten Wohnverhältnissen erfahren, dass das Sauberhalten von Körper und Kleidung schlicht unmöglich sei – weil Wasser- und Stromanschlüsse fehlten, erzählt Back.
Mit dem Waschcafé würde man den Frauen ein Angebot machen, das einfach annehmen könnten. Im Café unterhalte man sich mit anderen Frauen, wer wolle, lasse sich von Fachleuten vor Ort beraten. Im besten Fall stünde am Ende eine Familienbegleitung, so der Diakonie-Geschäftsführer.
Ein schmerzhafter Abschied – Aber Planungen sind im Sinne des Namensgebers des Hauses
„Es ist für manche auch ein schmerzhafter Abschied“, erzählt Back von Reaktionen aus dem Kolleg*innenkreis. Aber man habe drei Gründe für die Aufgabe des Kulturbetriebs: Das Haus werde gebraucht, in Zeiten der Pandemie sei wirtschaftliches Arbeiten nicht möglich, und es sei der Auftrag der Diakonie, sich um die Menschen zu kümmern, die sich nicht selbst um sich kümmern können. So habe es ja auch der Namensgeber des Hauses, Johann Hinrich Wichern, gehalten.
Reader Comments
Bernd Kampmann
vor jahren war das Wichernhaus eine Kirche die wir schmerzlich aufgegeben haben , ich selber war bei dieser Entsccheidung involviert, Habe die Orgel abgebaut und Sie in Luther wieder aufgebaut . . Sicher es ist richtig für diese Menschen was zu tun aber bitte nicht auf Kosten der Kultur . Auch wenn wir jetzt eine Pandemi haben die das dort angedachte im Moment unmöglich macht . Aber sie geht vorüber und dann will ich das dort haben wozu icch mich bei der Aufgabe der Kirche entschieden habe . Für die Kultur
Wichtige Hilfe für wohnungslose Menschen in Dortmund KARL-KOLLE-Stiftung stellt Lebensmittel-Ausgabe der Diakonie mit 11.947 Euro sicher (PM Diakonie Dortmund)
Wichtige Hilfe für wohnungslose Menschen in Dortmund
KARL-KOLLE-Stiftung stellt Lebensmittel-Ausgabe der Diakonie mit 11.947 Euro sicher
Mit einer Förderung über 11.947 Euro hat die KARL-KOLLE-Stiftung die Lebensmittel-Ausgabe der Dortmunder Wohnungslosenhilfe-Einrichtungen der Diakonie bis Jahresende sichergestellt. Im Wichernhaus in der Stollenstraße wurden von März bis Ende Oktober fast 25.000 Lunchpakete ausgegeben, seit November bietet die Diakonie dank der Förderung vor Ort wieder kostenlose warme Speisen an, die im Wichernhaus an getrennten Tischen, aber in der Gemeinschaft eingenommen werden können.
Immer dienstags, mittwochs und sonntags werden seitdem ungefähr 100 Mahlzeiten täglich zwischen 13 und 14.30 Uhr serviert. Alle Speisen werden frisch von Diakonie und Wichern Suppenküche gekocht und kostenlos ausgegeben, das Essen erfolgt in Intervallen: Mit Blick auf den Infektionsschutz haben 20 Personen gleichzeitig die Möglichkeit, gemeinsam zu essen. Tische und Stühle werden danach stets für den nächsten Gast desinfiziert.
Im von der Diakonie neu geschaffenen Tagesaufenthalt im Wichernhaus, in dem sich wohnungslose Menschen an fünf Tagen pro Woche bis in die Abendstunden aufhalten können, haben Gäste zusätzlich die Möglichkeit, kostenlos belegte Brote, eine Suppe und Getränke einzunehmen. Auch die hier anfallenden Kosten werden durch die Förderung der KARL-KOLLE-Stiftung gedeckt.
Die Fördersumme nahmen Diakonie-Geschäftsführer Pfarrer Niels Back und Christina Miller, Küchenleiterin im Wichernhaus, von Steffen W. Wurst, dem Vorstandsvorsitzenden der KARL-KOLLE-Stiftung, sowie dem Kuratoriumsvorsitzen Prof. Winfried Pinninghoff entgegen.
„Durch diese große finanzielle Unterstützung ist es uns möglich, die vielen Menschen, die besonders hart von der Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen vieler Hilfsangebote betroffen sind, einfach und unbürokratisch zu helfen“, mit diesen Worten bedankte sich Pfarrer Niels Back bei den Vertretern der KARL-KOLLE-Stiftung.
Die Dortmunder KARL-KOLLE-Stiftung engagiert sich seit 1998 in der Förderung von Wissenschaft und Forschung, der Förderung von Bildung und Erziehung sowie von Menschen in besonderen Lebenslagen. „Es freut uns sehr, dass die KARL-KOLLE-Stiftung dabei helfen kann, für die Ärmsten in unserer Stadt einen Aufenthaltsraum zur Verfügung zu stellen und den Menschen eine warme Mahlzeit anzubieten“, sagte Prof. Winfried Pinninghoff bei der Scheckübergabe.