Das Westfalenforum soll abgerissen werden – Lianeo-Tochter (Ex-Intown) plant neuen städtebaulichen Wurf in der City

Das Westfalenforum soll abgerissen werden. Viele Ladenflächen stehen seit Jahren leer. Fotos: Alex Völkel
Das Westfalenforum soll abgerissen werden. Viele Ladenflächen stehen seit Jahren leer. Fotos: Alex Völkel

Neue Perspektive für eines der größten Sorgenkinder in der Dortmunder City: Das Westfalenforum zwischen Hansastraße, Kampstraße, RWE-Tower und dem Museum für Kunst und Kulturgeschichte soll abgerissen und die Fläche neu überplant werden. Damit würde ein unglückseliges Kapitel beendet. Das Gebäude hat seit Jahren und Jahrzehnten mit massiven Leerständen zu kämpfen und gehört der DGC Commercial Center Dortmund GmbH – einer Tochter von der Lianeo-Gruppe (ehemals Intown), denen auch der seit mehr als drei Jahren leerstehende Hannibal-Wohnkomplex in Dorstfeld gehört.

Stärkere Mischung: Nicht nur Handel und Dienstleistung, sondern auch Freizeit und Wohnen

Wenig einladend und zumeist die geschlossen - viele Eingänge zum Westfalenforum.
Wenig einladend und zumeist die geschlossen – Eingänge zum Westfalenforum an der Hansastraße.

Das Berliner Unternehmen will nun mit neuen Gebäuden und Lösungen einen Neustart in der Dortmunder City wagen. In einem zweistufigen Werkstattverfahren in Verantwortung der Eigentümergesellschaft wird das Vorhaben entwickelt. Am 2. Dezember sind die Planungen in der Bezirksvertretung Innenstadt-West und am 9. Dezember im Ausschuss für Umwelt, Stadtgestaltung und Wohnen Thema.  ___STEADY_PAYWALL___

Mit dem Vorschlag rennt das umstrittene Unternehmen offene Türen bei den Stadtplaner*innen ein: „Wir finden es gut, dass sich der Eigentümer mit der Zukunft der Immobilie beschäftigt und ein nachhaltiges Konzept auflegen will, die vorhandene Immobilie abzureißen und durch eine neue zu ersetzen“, kommentiert Planungsdezernent Ludger Wilde die ersten Planungen. 

„Das bietet die Chance, die zum großen Teil leerstehenden Gebäude, beziehungsweise nach einem Abriss auf dem Grundstück neue Entwicklungsziele in der City umzusetzen, die erkennbar nachwirken werden“, so Wilde. Die Planungen sehen eine stärkere Mischung vor –  nicht nur Einzelhandel und Dienstleistung. Auch Freizeit und Wohnen im Quartier sollen realisiert werden.

Ziel ist „ein Ort zum Leben, Arbeiten und Einkaufen im Sinne einer urbanen Nachbarschaft“

Der Leerstand im Westfalenforum ist offensichtlich - ein Blick in die verschmutzten Schaufenster.
Der Leerstand im Westfalenforum ist offensichtlich – ein Blick in die verschmutzten Schaufenster.

Ziel ist, nicht erneut einen Block zu errichten, sondern das Gelände in Einzelgebäude aufzulösen  und damit auch einen attraktiven öffentlichen Raum zwischen den Gebäuden zu ermöglichen. „Davon würde auch der Platz von Amiens, der eher Hinterhof-Atmosphäre hat, profitieren“, zeigt der Planungsdezernent die Möglichkeiten auf. 

Während ein Großteil der Ladengeschäfte leer steht, ist die Zukunft der großen Einheiten – hier sind unter anderem die Diskothek „Nightrooms“, ein Hotel, ein Fitness-Studio und ein Bowling-Center zu nennen – ungewiss. Das Unternehmen will im Einvernehmen mit den heutigen Mietern vorgehen, die allesamt massiv unter den Folgen der Corona-Pandemie leiden. 

Ob und wie sich diese beim neuen Leitbild wiederfinden – geplant ist „ein Ort zum Leben, Arbeiten und Einkaufen im Sinne einer urbanen Nachbarschaft“ – ist fraglich. Ziel ist eine „neue städtebauliche Qualität“ und „Impulse für den angrenzenden Bereich“. Dazu gehören auch neue Wegebeziehungen bzw. die Stärkung der vorhandenen. 

Das ehemalige Hortenkaufhaus wurde 1964 errichtet und 1998 umfassend umgestaltet

Der Platz von Amiens zwischen MKK (li.), Westfalenforum (mi.) und RWE-Tower (rechts außerhalb des Bildes) hat derzeit Hinterhofcharakter.
Der Platz von Amiens zwischen MKK (li.), Westfalenforum (mi.) und RWE-Tower (rechts außerhalb des Bildes) hat derzeit Hinterhofcharakter.

Das Plangebiet entspricht der Kubatur des jetzigen Westfalenforums. Das ehemalige Hortenkaufhaus wurde 1964 errichtet und 1998 modernisiert und umfassend umgestaltet. Der Haupteingang liegt an der Kampstraße und unmittelbar über dem Zugang zur Stadtbahn. Ein weiterer Haupteingang  liegt an der Hansastraße, zu der das Gebäude mit einer großen Front abschließt. 

Außerdem ist der Gebäudekomplex, gemeinsam mit dem Museum für Kunst und Kulturgeschichte, maßgebend für die Bildung des Straßenraums an der Museumsgasse und des Platzes von Amiens auf der süd-östlichen Seite. 

Im Inneren des Komplexes verbindet eine innenliegende Gasse die Kampstraße mit dem Platz von Amiens. Wegen der unmittelbaren Nähe zum MKK müssen die Planer*innen den Umgebungsschutz beachten, den das Denkmalschutzgesetz vorschreibt. 

Bebauungsplan widerspricht (noch) der Leitidee eines eher kleinteiligen Gebäudeensembles

Durch den Abriss des Westfalenforums (li.) ergeben sich neue Wegebeziehungen zum RWE-Tower und dem MKK.
Durch den Abriss des Westfalenforums (li.) ergeben sich neue Wegebeziehungen zum RWE-Tower und dem MKK.

Doch das ist nicht die einzige Richtlinie, die zu beachten ist. Die im Bebauungsplan festgesetzte Geschossigkeit widerspricht der Leitidee eines eher kleinteiligen Gebäudeensembles.

Nach dem Vorliegen der Wettbewerbs-Ergebnisse wird von der Stadt zu prüfen sein, inwieweit eine Änderung des rechtsverbindlichen Bebauungsplans für das Areal in der Dortmunder City erforderlich ist oder ob das Vorhaben in diesem Punkt von den Festsetzungen des Bebauungsplans befreit werden kann. 

Politik und Verwaltung sind gespannt, wie das zweistufige Qualifizierungsverfahren läuft bzw. ausgeht. In einem ersten Teil ist ein konkurrierendes Verfahren mit fünf Planungsbüros geplant. Dabei soll ein Masterplan erarbeitet werden. 

Im zweiten Schritt sollen drei Büros ausgewählt werden, mit denen ein darauf aufbauendes kooperatives Verfahren durchgeführt wird. In diesem sollen die Büros Teilflächen des Komplexes vertiefend betrachten und bauantragsreife Pläne für die jeweiligen Bereiche erstellen. 

Mit der Betreuung und Vorprüfung ist das Büro „Petersen-Architekten – Gesellschaft für Architektur und urbane Strategien“ mit Sitz in Berlin und Dortmund beauftragt.

Projektentwickler will allen Mietern den Verbleib ermöglichen, wenn diese es denn wollen

Die Zukunft der Mieter wie der Diskothek „Nightrooms“ oder des Mercure-Hotels sind ungewiss.
Die Zukunft der Mieter wie der Diskothek „Nightrooms“ oder des Mercure-Hotels sind ungewiss.

„Ziel des Verfahrens ist es, einen Entwurf zu finden, welcher der besonderen städtebaulichen Situation gerecht wird und bei der angedachten Mischnutzung vor allem einen attraktiven, identitätsstiftenden Lebensraum für die Bewohner*innen und Nutzer*innen schafft“, heißt es in der Vorlage für die politischen Gremien. 

Im kommenden Jahr soll der Wettbewerb stattfinden. Ab Mitte 2022 sollen die Bauanträge vorliegen, so dass man in den folgenden Jahren in die Realisierung kommen kann.

„Selbstverständlich wollen wir die unterschiedlichen Gebäude in Schritten realisieren, damit die Mieter von einem Gebäude ins nächste ziehen können – falls sie das wollen – und wir werden unser Bestes tun, um alle bestehenden Mietverträge zu erhalten“, heißt es vom Projektentwickler. 

Der Leerstand im Westfalenforum ist offensichtlich - ein Blick in die verschmutzten Schaufenster.
Der Leerstand im Westfalenforum ist offensichtlich – ein Blick in die verschmutzten Schaufenster.

 

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