Mit Argusaugen verfolgt auch die Dortmunder Polizei die Kölner Geschehnisse und Ausschreitungen, die Mitglieder der Internetgruppe „Hooligans gegen Salafisten“ (HoGeSa) zu verantworten hatten. Wie schon beim vorherigen Treffen in Dortmund, welches ohne Gewalttätigkeiten ablief, waren auch in Köln zahlreiche Dortmunder Neonazis in Köln vertreten.
„Zusammenarbeit von Alt-Hooligans und Neonazis ist augenfällig“
„Sowohl im Vorfeld als auch im Nachgang stehen wir im engen Austausch“, betonte Polizeipräsident Gregor Lange auf Nachfrage von nordstadtblogger.de. „Die Zusammenarbeit von Alt-Hooligans und Neonazis ist schon augenfällig. Es ist eine unheilvolle Allianz, die wir mit allergrößter Sorge beobachten.“
Die gewalttätigen Ausschreitungen wollen alle Polizeibehörden nutzen, um ihre Gefahrenprognosen zu untermauern. „Sie speisen sich nur aus Fakten, nicht aus Befürchtungen und Gefühlen“, verdeutliche Lange die Probleme, solche Veranstaltungen im Vorfeld zu verbieten.
Vor allem das Zusammenwirken von Hooligans verschiedener Vereine sei Grund zur Sorge: „Mir bereitet das Unwohlsein, dass Leute, die sich sonst gegenseitig die Schädel einschlagen, jetzt Seite an Seite stehen.“
Hooligans und Neonazis griffen in Köln die Polizei an
Mehrere tausend Anhänger der Vereinigung „Hooligans gegen Salafisten“ (HoGeSa) hatten am Sonntag in der Kölner Innenstadt gegen (nicht anwesende) Salafisten demonstriert. Während der Versammlung kam es zu gewalttätigen Ausschreitungen mit der Polizei, bei der es mehrere Verletzte gab.
Nach einem friedlichen Auftakt griffen die nach Polizeiangaben „zum Großteil stark alkoholisierten und aggressiven Demonstranten“ Einsatzkräfte mit Gegenständen und Feuerwerkskörpern an. Die Polizei ging mit Schlagstock, Pfefferspray und Wasserwerfer gegen Gewalttäter vor.
„Trotz der vom Veranstalter angekündigten Friedfertigkeit haben wir mit einer großen Anzahl gewaltbereiter Teilnehmer gerechnet“, sagte der Einsatzleiter, Leitender Polizeidirektor Klaus Rüschenschmidt. „Gegen massive gewalttätige Übergriffe sind wir konsequent vorgegangen.“
Die vorläufige Bilanz des Einsatzes: 44 verletzte Beamte von Landes- und Bundespolizei sowie 17 freiheitsentziehende Maßnahmen. Außerdem wurden mehrere Einsatzfahrzeuge beschädigt.
Ultras stürmen das Stadion Rote Erde: 293 Fans festgesetzt
Aber auch in Dortmund kam es fast zeitgleich zu einem besorgniserregenden Zwischenfall: Bei der Drittliga-Begegnung Borussia Dortmund II gegen Hansa Rostock überrannten vor allem Fans von Dortmunder Ultra-Gruppen die Ordner.
Beteiligt gewesen sein sollen laut Polizei die Dortmunder Ultragruppierungen „Desperados“, „The Unity“ sowie „Junge Borussen“. Rund 230 Personen verschafften sich so unkontrolliert Zugang zum Stadion Rote Erde.
Im Anschluss gingen 60 bis 80 Personen – teilweise vermummt – zum Gastfanbereich und provozierten die wenigen Rostocker Anhänger. Außerdem liefen die Dortmunder Ultras über das Spielfeld in den Heimfanbereich der Sitzplatztribüne. „Wir sind konsequent eingeschritten und haben 293 Personen festgesetzt und ihre Personalien erfasst“, machte der Leitende Polizeidirektor Dieter Keil deutlich.
Verstöße gegen Versammlungsgesetz, Körperverletzung und Hausfriedensbruch
Darunter war „eine erkleckliche Anzahl von Kindern und Jugendlichen, die nicht weiter „polizeilich behandelt“ wurden. Der BVB hat Anzeige wegen Hausfriedensbruchs gestellt. Die Eindringlinge erhielten für das Spiel ein Hausverbot. Durch den Einsatz verzögerte sich der Anpfiff um 1,5 Stunden.
Polizei und BVB werden aus dem Vorfall Konsequenzen ziehen. Ermittlungsverfahren wurden unter anderem wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz, Körperverletzung und Hausfriedensbruch eingeleitet. Bei der Durchsuchung der Personen stellte die Polizei Dortmund zudem eine Vielzahl von pyrotechnischen sowie Vermummungsgegenständen sicher.
Polizei fordert friedliche Fans auf, sich von Gewalttätern zu distanzieren
Polizeipräsident Lange machte dabei deutlich, dass die Polizei auch in Zukunft friedliche Fans schützen, aber gewalttätige Fans und Neonazis bekämpfen werde. „Es wäre gut, wenn sich friedliche Fans und Ultras von diesen Vorkommnissen deutlich distanzieren würden.“
DFL sieht in „HoGeSa“ eine rechtsgerichtete politische Veranstaltung
Die Deutsche Fußball-Liga DFL hat sich bereits zur Gruppierung “Hooligans gegen Salafisten” positioniert. DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig erkennt in der Bewegung “keine Fußball-Demo, sondern eine rechtsgerichtete politische Veranstaltung.”
In einer offiziellen Pressemitteilung hat die DFL die aktuellen Geschehnisse als “erschreckend” bezeichnet.
„Sowohl die Krawalle in Köln als auch das jüngste Abschneiden rechtsorientierter Parteien bei Wahlen sind ein Alarmsignal“, betonte DFL-Geschäftsführer Rettig.
„Wir brauchen einen Schulterschluss aller positiven gesellschaftlichen Kräfte. Dazu gehört unter anderem auch ein klares Bekenntnis zum Rechtsstaat und Respekt für diejenigen, die für Recht und Ordnung sorgen”.
DFL: Vereine werden sich weiter gegen Rechts engagieren
Er lobte den Einsatz der Vereine, die die Ausbreitung rechtsextremen Gedankenguts weiterhin präventiv bekämpfen wollen. „Gerade im Bereich der Prävention und Aufklärung mit Blick auf rechtsextremistisches Gedankengut sind Vereine und Verbände gemeinsam mit Fan-Organisationen seit Jahren engagiert.
“Es geht vor allem darum, Jugendlichen Orientierungshilfen zu geben, damit sie als Nachwuchs für die rechte Szene gar nicht erst in Frage kommen”, heißt es weiter.
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