Von Anna Lena Samborski
Jedes Jahr am internationalen Tag zur Beseitigung großer Armut machen die Dortmunder Initiativen der Wohnungslosenhilfe mit einer Kundgebung auf den bevorstehenden Winter aufmerksam. So kamen auch dieses Jahr (am letzten Samstag) ca. 100 Teilnehmende zu den Dortmunder Rathaustreppen, um auf die ganz besonders brisante Lage vieler Wohnungsloser in Zeiten der Coronapandemie aufmerksam zu machen. Denn seit März sind nahezu alle Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe wie Tagesaufenthalte und Übernachtungsstätten geschlossen oder nur im Notbetrieb geöffnet. Der bevorstehende Pandemie-Winter mit fallenden Temperaturen bereitet den Wohnungslosen-Initiativen und ihren (potentiellen) Gästen dabei extreme Sorgen.
Alexandra Gerhard: „Die Menschen sind seit sieben Monaten draußen“
Die Suppenküche Kana e. V., Gast-Haus statt Bank e.V., das Team Wärmebus und bodo e. V. hatten unter dem Motto „Wohin im Winter?“ zu der Veranstaltung eingeladen. Die Veranstalter*innen und Teilnehmenden machten auf die dringliche Lage von wohnungslosen Menschen mit Blick auf den kommenden Pandemie-Winter aufmerksam. ___STEADY_PAYWALL___
Denn bereits seit Beginn der Coronapandemie im März dieses Jahres sind viele Angebote der Wohnunglosenhilfe geschlossen oder laufen im Notbetrieb. So sind bis heute alle Übernachtungsstellen oder die Räumlichkeiten des Gast-Hauses geschlossen.
„Die Menschen sind seit sieben Monaten draußen“, betont Alexandra Gerhard von bodo e. V. Der psychische und physische Zustand vieler Obdach- und Wohnungsloser habe sich in diesem Zeitraum zunehmend verschlechtert, gibt sie weiter zu bedenken.
Bescheidener Wunsch: Eine warme Mahlzeit. Im Sitzen. Unter einem Dach
Der Wunsch von den Akteuren in diesem Zusammenhang mutet bescheiden an: Die Wohnungslosen bräuchten dringend einen Ort, an dem sie eine Mahlzeit im Sitzen unter einem Dach einnehmen könnten. Denn auch die Versorgung mit Lebensmitteln und Mahlzeiten läuft im Notbetrieb: Bei der Kana-Suppenküche und bei bodo findet die Versorgung über eine Fensterausgabe statt – gegessen wird auf dem Bordstein.
Auch von der Möglichkeit von Tagesaufenthalten für alle Menschen mit entsprechendem Bedarf ist man zurzeit weit entfernt. Lediglich die Diakonie konnte eine entsprechende Anlaufstelle im Wichernhaus für bis zu 20 Personen ab dem 1. Oktober einrichten.
Notlösung Großzelt am Dortmunder U zur Essensausgabe im Winter
Nach langem Kampf gibt es nun einen kleinen Lichtblick: Der Rat der Stadt Dortmund hat einer Zeltlösung für den Winter zugestimmt. Ein 500 Quadratmeter großes Zelt zur Essensausgabe soll es demnächst auf dem Parkplatz beim Dortmunder U gegenüber dem Gast-Haus geben – mit genug Platz, um die Abstands- und Hygienevorgaben einzuhalten.
Doch auch hier wird lediglich der Wunsch nach Mindeststandard von den Aktivist*innen erfüllt werden: Eine Mahlzeit. Im Sitzen. Unter einem Dach. Um den großen Bedarf abzudecken, wird in mehreren Schichten gearbeitete werden. Ein längerer Aufenthalt für die Gäste wird hier ebenfalls nicht möglich sein.
Auch Alexandra Gerhard macht noch einmal deutlich, dass es sich bei der hart erkämpften Zeltlösung lediglich um eine Teilversorgung handele. Sie betont: „ Ich habe die Sorge, dass es im Winter für viele gefährlich wird.“ Sie befürchtet, dass es in diesem Winter um die Frage nach Kältetoten gehen wird.
Dringend benötigt: Schlafsäcke, Isomatten und ehrenamtliches Engagement
Um dem zumindest ein kleines bisschen entgegen zu wirken, rufen das Gast-Haus und bodo auch bzw. ganz besonders in diesem Jahr wieder zu Spenden von Schlafsäcken und Isomatten auf. Außerdem machten die Veranstalter*innen auf den großen Bedarf an ehrenamtlichem Engagement für die Zeltlösung – z.B. bei der Zubereitung und Ausgabe der Mahlzeiten – aufmerksam.
Interessierte Helfer*innen können sich an die jeweiligen Initiativen wenden. Schlafsäcke und Isomatten können im Gast-Haus an der Rheinischen Straße 22 von Montag bis Sonntag 8:00 bis 11:00 Uhr und Dienstag, Mittwoch und Sonntag zusätzlich von 16:00 bis 18:00 Uhr sowie im bodo-Buchladen Dortmund am Schwanenwall 36 – 38 Montag bis Freitag von 10:00 bis 18:00 Uhr und Samstag von 10:00 bis 14:00 Uhr abgegeben werden.
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