Serie 44 Elements: Nordstadt-Tonstudio in der Blücherstraße – der „Blücherbunker“ und seine Rapper

Hip Hop hat einen Einfluss auf unsere Alltag wie nie zuvor. Doch wo sind die Spots für die jungen Menschen in Dortmund? Der Serientitel 44 Elements bezieht sich zum einen auf die vier Grundelemente des Hip Hop und ist andererseits eine Anspielung auf die Postleitzahl von Dortmund, die mit 44 beginnt. Fotos: Alex Völkel

Hip Hop – ein Phänomen, welches für sich selbst spricht. Seit rund 40 Jahren begeistert diese Kultur Menschen rund um den Globus. In den Anfängen absolute Nische, wuchs sie zu der Jugendkultur schlechthin an. Heute dominiert Rap die Schulhöfe und die Musikcharts. Natürlich auch in Dortmund. Doch wo sind hier die Spots, die vor Hip Hop nur so sprühen? Jede Menge Leute feiern die Musik und möchten die Kultur besser kennenlernen. Ohne den richtigen Freundeskreis ist man aber fast aufgeschmissen. Diesen Personen Tipps zu geben, ist eine Intention der Artikelserie von 44 Elements. Der Name ist eine Anspielung an die „4 Elemente des Hip Hop“ und die Postleitzahl von Dortmund, die mit 44 beginnt. Aber was sind diese noch gleich? Spray’n geh’n, Turntables, Breakdance und Rapshit oder doch eher Geld zähl’n, Girls klär’n, Gangbang und McFit? Hip Hop machte (natürlich) eine Entwicklung durch und somit änderte sich auch der Fokus. Hier soll es aber um den klassischen Hip Hop gehen. Heute: MC-ing, besser bekannt als Rappen.

Die Meister der Zeremonie – die Aufgabe der Rapper in den Anfängen

Thomas Bogott, Sozialpädagoge, ist der Mann für die Beats. Mit Hip Hop seit der Kindheit in Berührung, hat er auch selber viel Ahnung von der Kultur – und ist daher der perfekte Mentor für junge Rapper*innen.

Rap ist heutzutage ohne Zweifel das bekannteste aller 4 Elemente. Es ist sogar so weit gekommen, dass in der Auffassung Hip Hop=Rap ist. Grund dafür ist wahrscheinlich, dass die Musik immer populärer wurde, wo hingegen die anderen Bereiche mit dem Tempo nicht hinterher kamen. Doch was genau bedeutet „MC“? ___STEADY_PAYWALL___

Der Begriff „MC“ (Master/Mistress of Ceremonies) heißt übersetzt so viel wie Zeremonienmeister*in. Die Aufgabe des MC ist, mit seinen Bars (Zeilen) die Menge eines Auftritts aufzuheizen. Ähnlich wie im Fall von B-Boying und Breakdance (Vermarktung), wurde der Begriff mehr und mehr mit Rapper*in ausgetauscht.

Jedoch zollen einige Künstler den Begriff mit ihrem Namen Respekt – zu nennen wären beispielsweise Bonez MC, MC Hammer und Ferris MC. Das Rappen an sich hat als historischen Wegbereiter Toasting, eine Sprechgesangstechnik aus Jamaika. Dabei spricht man im Rhythmus über die entsprechende Melodie – wie beim Rap eben.

„Das hat alles mal angefangen mit zwei Plattentellern, ein Mikro und ein Mischpult“

Tobias Petschke, ebenfalls Sozialpädagoge, hat zwar keine große Affinität zu Hip Hop, dennoch weiß er um die Stärken.

Um der oder die nächste MC zu werden, bedarf es Übung. Und das richtige Equipment. Das Tonstudio im AWO Bunker in der Blücherstraße ist dafür die perfekte Anlaufstelle. Ob Old- oder Newschool, Anfänger oder Profi, jeder ist willkommen! Mit Thomas Bogott und Tobias Petschke sprach ich unter anderem über die Anziehungskraft von Hip Hop, die Vorteile des Hip Hop in der Jugendarbeit und die Entstehungsgeschichte der Einrichtung sowie des Projekts.

Die beiden Sozialpädagogen sind seit mehreren Jahren Kollegen in der offenen Jugendarbeit der AWO. Schnell kristallisierte sich eine Vorliebe für Hip Hop heraus. „Das hat alles mal angefangen mit zwei Plattentellern, ein Mikro und ein Mischpult“, schwelgte Tobias in Erinnerung. Alsbald brauchte es aber bessere Räumlichkeiten, denn ein Tonstudio war geplant. Nachdem ein Vorläufer im Dachboden durch Brandschutzgefahr nicht mehr möglich war, zog man mit dem Studio in die dritte Etage des Gebäudes.

Nachdem 2018 das komplette Gebäude umgebaut wurde, bekam das Tonstudio in seiner aktuellen Form in Sachen Qualität und Möglichkeiten ein Update. „Im Bezug auf unsere Software und Hardware sind wir gut ausgestattet“, merkt Thomas an. Entweder baut man selber einen Beat zusammen oder man wählt einen aus der Sammlung aus. Teilweise stellt Thomas auch Beats zur Verfügung, die er privat produziert hat.

„Einerseits hast du da die Leute, die seit zehn Jahren kommen, aber es finden sich immer wieder Neue“

In diesen Raum geht man zum Aufnehmen. Ein Stuhl und ein Ständer, zum Ablesen eines Textes, stehen bereit. und ein stylischer Teppich.

„Die Menschen rennen uns mehr oder weniger die Bude ein. Unsere Kapazitäten sind oft 3-4 Wochen vorher ausgebucht, da wir aktuell nur mit Terminen arbeiten. In der Zeit schaffst du keinen kompletten Song zu produzieren, deswegen bringe ich manchmal auch selber welche mit“, erklärt Thomas. Das Angebot wird gleichermaßen von bereits erfahrenen Menschen, als auch totalen Neulingen wahrgenommen.

Sogar Miami Yacine und Play 69 haben dort früher Songs aufgenommen. Diese Mischung ist nicht nur aus pädagogischer Sicht erfreulich. „Mir, als Pädagoge, gefällt das sehr“, erwähnte Tobias. „Einerseits hast du da die Leute, die seit zehn Jahren kommen, aber es finden sich immer mehr Neue“, führt er weiter aus. Das Ganze profitiert natürlich von der Anziehungskraft, die Hip Hop innehat.

Es ist nicht mehr ein kleiner Kreis wie damals. Da Hip Hop schlichtweg als cool befunden wird, erleichtert es auch die pädagogische Arbeit der beiden Sozialarbeiter. Man kommt den Menschen dadurch näher als andere. Das Vertrauen ist so stark, als wäre man auf der selben Wellenlänge. Ebenso herrscht unter den Jugendlichen ein sehr gutes Verhältnis. „Bei uns ist kein Platz für Sexismus, Rassismus und Diskriminierungen aller Art“, gibt Thomas zu verstehen.

Weitere Informationen:

  • Das war die zweite Ausgabe von 44 Elements. Als nächstes gibt es einen Beitrag zum dritten Element – Graffiti. Das JKC hat in der Vergangenheit oft „Graffiti-Sessions“ veranstaltet. In einer Gruppe ist man (legal) von Spot zu Spot, um zu sprühen.
  • 44 Elements entsteht in Zusammenarbeit mit Niclas Meier, Fachreferent Jugendkultur Jugendamt Dortmund, und Christian Tekin, Jugend- und Kulturcafé Dortmund. In jeder Folge wird eins der vier Elemente des Hip Hop behandelt.

 

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