Von Susanne Schulte
Wenn‘s niemand anders tut, müssen es die Kulturschaffenden selber machen: in Zeiten der Pandemie für sich werben und zeigen, dass es möglich ist, ohne Ansteckungsgefahr vor Publikum aufzutreten. Die Truppe der Mitternachtsspitzen war in den letzten Monaten da schon sehr kreativ. Mal wählte man in Köln einen Innenhof einer Wohnsiedlung als Bühne, mal einen Biergarten. Nach dem ersten Auftritt im gewohnten Wartesaal, zog es die Kabarettist*innen wieder nach draußen, diesmal sogar fort aus dem Rheinland. In der Westfalenmetropole, in Dortmund, machten sich 300 Gäste am Donnerstag mal einen schönen Abend auf dem Gelände Phoenix-West im Schalthaus 101. Im WDR ist die Aufzeichnung am Samstag, 10. Oktober, um 21.45 Uhr zu sehen.
Dickes Lob von Jürgen Becker für die Truppe um Horst Hanke-Lindemann von RuhrHOCHdeutsch
Während der guten Stunde im etwas zugigen Zuschauer*innenraum spielte die Kulturwirtschaft die Hauptrolle. ___STEADY_PAYWALL___
Jürgen Becker bedankte sich gleich zu Anfang mehrmals – als die Kameras noch nicht liefen und später dann, als sie liefen – bei Horst Hanke-Lindemann, dem Chef des Kabarett-Festivals RuhrHOCHdeutsch, für die kurzfristige Umstellung des Programms.
Der hatte es in weniger als drei Wochen geschafft, aus zwei Abenden mit Rüdiger Hoffmann einen zu machen und dadurch den Donnerstag für die Mitternachtsspitzen frei gehalten. „Ihr seid super“, rief Becker und lobte das „geniale Hygienekonzept“. Das Publikum fand das auch und applaudierte entsprechend.
„Machen Sie wegen Corona kein Theater, gehen Sie ins Theater“
In einem geschlossenen Raum vor 300 Menschen aufzutreten, das ist seit Mitte März so gut wie unmöglich. Diese Veranstaltungsstätten sind rar, wenn auf Abstand und gute Lüftung geachtet wird.
In der alten Halle mit den scheibenlosen Fenstern ist die Lüftung hausgemacht, die riesige Fläche bietet Platz mit ausreichend Raum zwischen Reihen und Stühlen.
So genossen es auch Jürgen Becker und Wilfried Schmickler, Uwe Lyko und Susanne Pätzold, Philipp Simon und Rainald Grebe sowie Michael Hatzius und seine Echse sichtlich, wieder mehr als 100 Menschen vor sich sitzen zu haben. „Machen Sie wegen Corona kein Theater, gehen Sie ins Theater“, forderte Becker die Zuschauer*innen auf.
Virus und Kultur als Gummi-Entchen im Drama um Infektion und die wirtschaftlichen Folgen
Nach der „NRW Kultur-Schaltkonferenz“ zu Kolleg*innen nach Düsseldorf, Bonn und Oberhausen, die an diesem Abend ebenfalls vor einem großen Publikum auftraten und damit zeigten, das Kultur sicher möglich ist, gab die Echse in der Hand von Michael Hatzius einen Schnellrückblick auf die vergangenen zehn Monate.
Nicht nur mit Worten, auch mit Bade-Entchen. Die Gummitiere in allen Farben und Kostümen standen für das Virus und für die Kanzlerin, für Spahn und Bergamo, für Drosten und die Kreativen. Nach wenigen Minuten und wenigen Handgriffen war klar: Die Kultur, der drittgrößte Wirtschaftszweig in Deutschland, kippt vom Tisch.
Das Leid der Kreativen – Der eine mostet Äpfel, der andere fährt Pizza aus
Zwei ehemals Kulturschaffende, die jetzt Pizza ausliefern und Äpfel mosten, und die Geissens, eines der überschätzten Paare der Weltgeschichte, der Mann aus dem Spind wie auch Herbert Knebel, Polizist Pütz und Ursula von der Leyen machten sich auf ihre jeweils eigene Art Gedanken über Kultur und Freizeit.
Kein Wunder, dass das Publikum durch den lauten und lang anhaltenden Applaus eine Zugabe gern gesehen hätte. Doch das ist Fernsehen. Statt der Zugabe gibt‘s einfach die Wiederholung – am Samstag, 10. Oktober, um 21.45 Uhr im WDR.
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