Eine Zunahme eigenmächtiger Lockerungen der Hygienebestimmungen beobachtet die Friseur-Innung Dortmund und Lünen bei „Schwarzen Schafen“ der Branche. Um mehr Kund*innen zu gewinnen und um Verluste der Vormonate auszugleichen, halten sich nach Erkenntnissen der Innung offensichtlich Betriebe seit längerem nicht mehr an die Vorgaben der Maskenpflicht, des Haarewaschens und der Desinfektion.
Handwerker schlagen Alarm: „Schwarze Schafe“ in Dortmund und Lünen verzerren Wettbewerb
„Angesichts steigender Fallzahlen und einer drohenden zweiten Infektionswelle ist das unverantwortlich gegenüber den Kunden“, bezieht Frank Kulig, Obermeister der Friseur-Innung Dortmund und Lünen, Position. „Gleichzeitig ist es wettbewerbsverzerrend, wenn nicht sogar geschäftsschädigend gegenüber den Betrieben, die die Corona-bedingten Vorschriften einhalten.“ ___STEADY_PAYWALL___
Kulig distanziert sich deutlich von diesen Betrieben: „Wir haben als Innungsbetriebe hohe Ansprüche an die Gesundheit und Sicherheit unserer Kunden und die Qualität unserer Arbeit. Darum halten wir uns strikt an die Hygiene-Vorgaben. Was derzeit in einigen externen Betrieben abläuft, schadet nicht nur dem Image des ganzen Handwerks, es führt zu einem ruinösen Wettbewerb, ist existenzbedrohend und sogar gesundheitsgefährdend.“
Der Appell der Innung richtet sich darum zuallererst an die Kund*innen, solche Betriebe im Eigeninteresse zu meiden und dazu beizutragen, mögliche Infektionsketten zu unterbrechen, zumal bei Nichteinhaltung der Vorschriften hohe Bußgelder für die Betriebe drohen. Bei den Salons der Friseur-Innung Dortmund und Lünen, die auch als solche nach außen sichtbar durch ein Qualitäts-Logo zu erkennen sind, gehe der Verbraucher ein geringes Risiko ein.
„Die Kunden können darauf vertrauen, dass die der Innung angeschlossenen Betriebe regelmäßig über Neuerungen und Anforderungen hinsichtlich der Hygienevorschriften informiert werden“, ergänzt Geschäftsführer Ludgerus Niklas. „Wir weisen unsere Betriebe ausdrücklich in regelmäßigen Abständen auf die permanente Einhaltung der Vorschriften hin und stehen ihnen in diesen Fragen auch beratend zur Seite.“
Zweite Welle würde Entlassungen oder das „Aus“ bedeuten
Dass sich die Friseur-Innung Dortmund und Lünen für die Einhaltung der Hygiene-Vorschriften stark macht, hat auch einen ernsten wirtschaftlichen Hintergrund. „Wenn uns eine zweite Corona-Welle noch einmal in den Lockdown treibt, bedeutet das für unsere Unternehmen nicht nur erneut massive Umsatzausfälle, sondern für einige Betriebe ganz klar das Ende“, erläutert Obermeister Kulig.
„Wir sind trotz der Soforthilfe des Landes, deren Rückzahlung noch wie ein Damokles-Schwert über uns schwebt, in den ersten sechs Wochen des Lockdowns komplett ohne Einnahmen gewesen. Die Erträge unserer Betriebe sind oftmals so knapp kalkuliert, dass eine nochmalige Schließung unweigerlich zu Entlassungen, wenn nicht sogar zu Pleiten führen würde.“
Das gelte es unbedingt zu vermeiden und darum seien Kontrollen jetzt wichtig. Für den Fall, dass die Verantwortlichen jedoch zu der Überzeugung kommen sollten, dass weniger strenge Hygieneregeln und Kontrollen für das Friseurhandwerk ausreichten, fordert Kulig alternativ gleiches Recht für alle und eine Anpassung an die Hygienevorschriften wie in anderen Wirtschaftszweigen.