Es ist eines der wichtigen Zukunftsthemen in Dortmund: Schulbau. Dort hat die Stadt mit veränderten Vorzeichen zu kämpfen. Hatten noch vor einem Jahrzehnt die Prognosen auf schrumpfende Schüler*innen-Zahlen und Schulschließungen hingedeutet, hat Dortmund als wachsende Stadt nun massiv mit dem Ausbau der Schulinfrastruktur zu tun. 880 Millionen Euro werden in den kommenden Jahren in Schulen investiert. Über 200 Projekte – Sanierungs-, Modernisierungs- und Umbaumaßnahmen gehören dazu. Insgesamt 80 Neu- und Erweiterungsbauten sind vorgesehen. Das stellt die Schulplaner wie auch die Liegenschaftsverantwortlichen vor Herausforderungen.
Interdisziplinäre Projektgruppe der Fachbereiche Liegenschaften, Schule und Immobilienwirtschaft
Denn klar ist: Soll möglichst schnell agieren werden, kann man nicht bei jeder Baustelle das Rad neu erfinden. Und das ist auch gar nicht (mehr) nötig: Mit der Schulbauleitlinie liegt nun ein Katalog vor, der als Richtschnur dienen soll, das große Schulausbauprogramm zu bewältigen und in strukturierten Bahnen abzuwickeln. ___STEADY_PAYWALL___
Erarbeitet hat die Schulbauleitline eine interdisziplinäre Projektgruppe unter Beteiligung der Fachbereiche Liegenschaften, Schule und Städtische Immobilienwirtschaft. OB Ullrich Sierau stellt in seinem Vorwort klar: „Das Instrumentarium der Schulbauleitlinie wird uns helfen, das ambitionierte Schulbauprogramm umzusetzen, um genügend Schulraumkapazitäten in einer hohen Qualität zu erstellen – für unsere Kinder und alle am Schulleben Beteiligten!“
Das Ziel der Schulbauleitlinie ist es, die pädagogischen Anforderungen an Konzeption und Gestaltung attraktiver und leistungsfähiger Schulen, mit baulich-technischen Standards nachhaltiger Schulgebäude zu verbinden. Die Chance soll genutzt werden, auch neuen pädagogischen Konzepten gerecht zu werden und mit der architektonischen Konzeption Antworten zu geben – auf Veränderungen, die in den vergangenen Jahren auf die schulische Bildung eingewirkt haben.
Umdenken: Weg von der „Flurschule“ hin zu flexiblen Raumgruppen
Diese Anforderungen bilden sich zum Beispiel im inklusiven Schulangebot, in veränderten Unterrichtsformen als Folge individualisierter Förderung und digitaler Unterrichtskonzepte oder auch in dem wachsenden Bedarf an Ganztagsangeboten ab.
„Räume entscheiden, wie man dort pädagogisch arbeiten kann. Also auch, wie kleinteilig in Klein- und Lerngruppen. Raumkonzepte folgen veränderten pädagogischen Konzepten. Das sind Empfehlungen, die nun auf dem Tisch liegen“, betont Schuldezernentin Daniela Schneckenburger. „Empfehlungen mit dem Ziel für einen gemeinsamen Standard, um Diskussionen zu vereinfachen.“
Der Trend gehe weg von an einem Flur wie an einer Perlenkette aufgereihten Klassenräumen – die „Flurschule“ sei Geschichte. Heute brauche es große Gemeinschaftsräume für Projekte und Selbstlernen mit Sichtverbindung zu Klassenräumen zur Mitte und einigen Nebenräumen. Diese bildeten ein Cluster, erklärt Baudezernent Arnold Rybicki.
Mehrzweckräume erlauben die Verknüpfung von Lern- und Ganztagsaktivitäten
Cluster sind Raumgruppen, in denen Lern- und Unterrichtsräume gemeinsam mit den zugehörigen Differenzierungs-, Aufenthalts- und Erholungsbereichen zu eindeutig identifizierbaren und überschaubaren Einheiten zusammengefasst werden.
In Grundschulen ermöglicht das Cluster-Modell etwa die Integration von Betreuungs-und Mehrzweckräumen, so dass Lern- und Ganztagsaktivitäten sehr eng miteinander verknüpft werden. Für diese und andere schulische Funktionsbereiche beschreibt die Schulbauleitlinie Musterraumprogramme und definiert Flächenobergrenzen.
Innerhalb dieses Rahmens bleibt Raum für individuelle Ausgestaltungen entsprechend des pädagogischen Konzepts der jeweiligen Schule, besonderer organisatorischer Anforderungen oder aufgrund anderer spezifischer Bedingungen vor Ort. Die Schulbauleitlinie bildet eine gute Basis, um ein aus baulicher und pädagogischer Sicht zukunftsfähiges Raumangebot für Dortmunds Schüler*innen zu schaffen.
Die Schulbauleitlinie beschreibt Musterraumprogramme und definiert Flächenobergrenzen
Die neue Schulbauleitlinie enthalte ganz konkrete Handreichungen – Räume und Nutzungen werden beschrieben, auch Musterraumprogramme, Musterraumgrößen etc. „Das ist sehr breit abgestimmt in der Verwaltung und mit Pädagog*innen. Das wird uns bei der Planung von Bau und Erweiterung begleiten“, so Rybicki.
Dies mache die Arbeit leichter und schneller: „Es gibt einen erheblichen Bedarf – wir müssen an so vielen Ecken Schule neu denken. Das soll mit Leitlinien für alle Schulformen passieren“, so der Baudezernent. Allerdings gebe es im Bereich der Haupt- und Berufsschulen noch Nacharbeitungsbedarf, sagte er mit Blick auf die Leitlinien.
„Dadurch werden nicht die Dortmunder Immobilien-Standards außer Kraft gesetzt“, machte Rybicki mit Blick auf die technische Gebäudeausrüstung, Photovoltaik oder Dachgärten deutlich. Hier gehe es nur um die schulspezifischen Standards. „Ich bin angemessen stolz darauf, dass in kurzer Zeit so verschiedener Ämter ein solches Papier im Konsens entstehen konnte“, so Rybicki. Es wird nun den politischen Gremien zugeleitet.
Mehr zum Thema bei nordstadtblogger.de:
880 Millionen Euro für Schulen in Dortmund: Neue Schulbauleitlinie als Orientierung für 200 Projekte
Reader Comments
1. Sachstandsbericht: Stadt Dortmund bringt eigenes Schulbauprogramm mit aktuell 174 Maßnahmen auf den Weg (PM)
Erster Sachstandsbericht: Stadt Dortmund bringt eigenes
Schulbauprogramm mit aktuell 174 Maßnahmen auf den Weg
Dortmund ist eine wachsende Stadt. Dies zeigt sich auch an dem steigenden Bedarf an weiteren Schulraumressourcen. Daneben gilt es, veränderten Anforderungen, wie neuen pädagogischen Konzepten etc., Rechnung zu tragen. Hieraus leiten sich eine Reihe von Schulbaumaßnahmen ab, die der Verwaltungsvorstand umsetzen will und auf den Weg in die politischen Gremien gebracht hat. Das aktuelle Schulbauprogramm umfasst derzeit 174 Maßnahmen. In Dortmund werden ab 2020 ff. rund 1,1 Mrd. Euro in den Schulbau fließen.
Insgesamt hat die Stadt 158 Schulstandorte. Bis 2025 werden voraussichtlich insgesamt 41 neue Schulzüge in den Stadtbezirken und den unterschiedlichen Schulformen errichtet werden. Um dieses ehrgeizige Investitionsprogramm fristgerecht umsetzen zu können, sollen die erforderlichen Raumressourcen möglichst in modularer Bauweise geschaffen werden. Nur für kurzfristige Schulraumbedarfe zum Schuljahresbeginn 2020/2021werden an einzelnen Standorten mobile Raumeinheiten aufgestellt.
Die im Juni vom Rat verabschiedete Schulbauleitlinie wird helfen, das ambitionierte Schulbauprogramm unter der Berücksichtigung zukunftsorientierter Raumkonzepte zeitgerecht umzusetzen.
Die Verwaltung hat zu diesem Zweck folgende Maßnahmenpakete gebildet:
Maßnahmenpaket 1 (Mobile Raumeinheiten - Fertigstellung für Ende 2020)
– Europa Gesamtschule (Brackel)
– Schragmüller Grundschule (Mengede)
– Max-Planck Gymnasium (Innenstadt-Ost)
– Paul-Ehrlich-Berufskolleg (Hörde)
Im Maßnahmenpaket 2 (Modulbau/Umbau im Bestand - Fertigstellung für Schuljahresbeginn 2021/2022) werden insgesamt fünf neue Schulzüge geschaffen:
– Europa-GES (Brackel) Erhöhung um zwei Züge
– Regenbogen-Grundschule (Mengede) Erhöhung um einen Zug
– Jüdische Schule (Innenstadt-Ost) Wiedereröffnung zweizügige Schule
Im Maßnahmenpaket 3 (Modulbau/Umbau im Bestand - Fertigstellung für Schuljahresbeginn 2022/2023) werden insgesamt 12 neue Schulzüge geschaffen:
– Reinoldi-Sekundarschule (Mengede) Umwandlung in eine 4-zügige Gesamtschule
– Schubert-Grundschule (Hombruch) Erhöhung um einen Zug
– Hansa-Grundschule (Huckarde) Erhöhung um einen Zug
– Immanuel-Kant-Gymnasium (Brackel) Erhöhung um einen Zug
– Goethe-Gymnasium (Hörde) Erhöhung um zwei Züge
– Max-Planck-Gymnasium (Innenstadt-Ost) Erhöhung um einen Zug
– Bert-Brecht-Gymnasium (Huckarde) Erhöhung um einen Zug
– Heinrich-Heine-Gymnasium (Mengede) Erhöhung um einen Zug
– Dietrich-Bonhoeffer-Grundschule (Scharnhorst) Erhöhung um einen Zug
– Berswordt-Europa-Grundschule (Innenstadt-Ost) Erhöhung um zwei Züge
Im Maßnahmenpaket 4 (Modulbau - Fertigstellung für 2023) werden insgesamt drei neue Schulzüge geschaffen und eine neue 2-fach Sporthalle errichtet:
– Ostenberg-Grundschule (Hombruch) Erweiterung der Raumressourcen
– Kautsky-Grundschule (Scharnhorst) Erhöhung um einen Zug
– Heisenberg-Gymnasium (Eving) Erhöhung um einen Zug
– Gymnasium an der Schweizer Allee (Aplerbeck) Erhöhung um einen Zug
– Sporthalle Emschertal Grundschule (Aplerbeck) Neubau Zweifach-Sporthalle
Im Maßnahmenpaket 5 (Fertigstellung für 2024) werden insgesamt neun neue Schulzüge geschaffen:
– Brechtener-Grundschule (Eving) Erhöhung um einen Zug
– Innenstadt-Nord Realisierungskonzept zur Erweiterung der Schulraumressourcen
Im Maßnahmenpaket 6 (Fertigstellung für 2025 ff) werden insgesamt 12 neue Schulzüge und dringend benötigte Raumressourcen geschaffen und drei neue Sporthallen errichtet:
– Neue 5-zügige Grundschule im Bereich Innenstadt-Ost
– Overberg-Grundschule (Mengede) Neubau ohne Zügigkeitserhöhung
– Gesamtschule Brünninghausen Erhöhung um zwei Züge
– Phoenix-Gymnasium (Hörde) Erweiterung G8/G9
– Franziskus-Grundschule (Innenstadt-Ost)
– Neue 4-zügig Grundschule in Hörde
– Stifts-Grundschule (Hörde) Neubau Sporthalle
– Weingartenschule am See (Hörde) Anbau für OGS
– 4fach Sporthalle Unionviertel (Innenstadt-West) Neubau
– Sporthalle Aplerbeck (Aplerbeck) Machbarkeitsstudie zwecks Sanierung/Neubau
– Schulzentrum Kreuzstraße (Innenstadt-West) Neubau Kreuz-Grundschule und Erhöhung um einen Zug, Erweiterung Leibniz-Gymnasium und Erweiterung Johannes-Wulff-Schule zur Zusammenlegung in einem Gebäude