Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) hat Kindertagesstätten, Seniorenheime, Pflegeeinrichtungen, Jugend- und Behinderteneinrichtungen der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Dortmund, Castrop-Rauxel, Lünen und Schwerte am Freitag (12. September) zu einem ganztägigen Warnstreik aufgerufen.
Notgruppen und Notpläne treten in Kraft
Kitas werden zum Teil geschlossen, Senioren- und Pflegeeinrichtungen müssten im Notbetrieb arbeiten, erklärte die Gewerkschaft. Die Beschäftigten des Wohlfahrtsverbandes wehren sich mit dem ersten Warnstreik gegen eine Abkopplung ihres Tarifvertrages vom öffentlichen Dienst. Während einer Demonstration und Kundgebung in Recklinghausen wollen die AWO-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Freitag gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen aus anderen Städten der Region ihrem Unmut Luft machen. Die AWO beschäftigt im Bereich von ver.di Dortmund rund 1500 Menschen.
Kolleginnen und Kollegen werden bei der AWO schlechter bezahlt
„Zurzeit bekommen die AWO-Erzieherinnen bis zu 170 Euro weniger als ihre Kolleginnen in den städtischen Kitas und in der Altenpflege sind es gut 90 Euro Unterschied“, erklärte die zuständige ver.di-Sekretärin Heike Kromrey. Die erste Tarifverhandlungsrunde am letzten Donnerstag (4.9.) in Düsseldorf habe klargemacht, dass die Arbeitgeberseite den Anschluss an den Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes für die 36.000 Beschäftigten kappen möchte, sagte ver.di-Sekretärin Kromrey. „Bisher hat die Angleichung immer geklappt. Damit soll jetzt wohl Schluss sein“. Die Arbeitgeber- seite hätte alle Forderungen der Belegschaft zurückgewiesen und selbst kein Angebot gemacht, erklärte die Gewerkschaft.
ver.di fordert den Anschluss an den Tarif des Öffentlichen Dienstes
ver.di fordert die Erhöhung der monatlichen Einkommen um einen Sockelbetrag von 100 Euro zuzüglich 3,5 Prozent, die Erhöhung der Auszubildendenvergütungen um 100 Euro monatlich sowie einen Tag mehr Urlaub. “Es ist nur gerecht, den Anschluss an den öffentlichen Dienst zu halten“, so ver.di-Sekretärin Kromrey. In vielen Seniorenheimen hat ver.di zum Schutz der Bewohner vorsorglich Notdienstvereinbarungen abgeschlossen. Die Eltern in den betroffenen Kitas sind ebenfalls informiert. Bei den betroffenen Kindergärten werden Notgruppen eingerichtet.
AWO kritisiert „völlig überflüssige Zuspitzung mit überraschend aggressivem Charakter“
Öl ins Feuer gießt die AWO. Sie lässt verbreiten, dass der Streikaufruf der Gewerkschaft Ver.di offenbar nicht den erwarteten Anklang finde. Nur in sieben von 61 Altenpflegeheimen hätten Notdienstpläne aufgestellt werden müssen. Von den über 300 Kindertagesstätten blieben „nur“ 31 geschlossen, die Eltern wurden informiert. Für die Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeeinrichtungen ist danach eine Mindestbetreuung (wie an Sonn- und Feiertagen) sichergestellt. Betroffene und Angehörige informiert die AWO über die jeweiligen Einrichtungsleitungen.
Der AWO-Bezirksverband Westliches Westfalen hält die Warnstreiks ohnedies für eine „völlig überflüssige Zuspitzung mit überraschend aggressivem Charakter“, so Geschäftsführer Wolfgang Altenbernd. „Dass die zum Teil auch noch auf dem Rücken von alten und zum Teil pflegebedürftigen Men- schen stattfinden“, sei inakzeptabel. „Der Anstand hätte es überdies geboten, erst einmal die Position der nordrhein-westfälischen AWO-Arbeitgeber anzuhören.“
AWO: „Nur angemessen entlohnte Mitarbeiter sind auch motivierte Mitarbeiter.“
Der Geschäftsführer des Bezirksverbandes geht davon aus, dass die Arbeitgeberseite konstruktive Gegenvorschläge rechtzeitig zur nächsten Verhandlungsrunde Ende September vorlegen wird. „Und da geht es erst richtig ins Eingemachte und an die Details einer konstruktiven Tariflösung, an der selbstverständlich auch die Arbeitgeber ein Interesse haben. Schließlich sind nur angemessen entlohnte Mitarbeiter auch motivierte Mitarbeiter.“