„Handle with Care“ heißt die nächste Ausstellung in der Galerie im Depot in der Nordstadt. Es geht um das Thema Zerbrechlichkeit. Die teilnehmenden KünstlerInnen interpretieren Fragilität in den unterschiedlichsten Stilen und Formen, nutzen vielfältige Materialien und Techniken, die immer wieder das Thema aufgreifen. Die Ausstellungsstücke reichen somit von Malerei über Skulptur bis hin zu Installation und Fotografie oder sind eine Kombination unterschiedlicher Kunstformen.
Das Thema Zerbrechlichkeit liegt Birgit Brinkmann-Grempel schon lange am Herzen
„Handle with care“ gehört zur Ausstellungsreihe „small galleries“ des Bundesverbandes Bildender Künstler Westfalen. Die Vernissage findet morgen, am 10. Oktober 2019 um 19 Uhr statt. Der Eintritt hierzu, wie auch zur Ausstellung in der Zeit vom 11. bis 27. Oktober 2019 ist kostenfrei.
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„Zerbrechlichkeit ist schon immer mein Thema“, freut sich Birgit Brinkmann-Grempel, die die Ausstellung organisiert und auch selbst ausgesuchte Arbeiten ausstellt. Sie steht voller Vorfreude in der Galerie im Depot, während sich die Wände langsam mit den Exponaten füllen.
Insgesamt nehmen 21 verschiedene KünstlerInnen an „Handle with Care“ teil. Brinkmann-Grempel deutet auf eine Glassäule, die sie extra für die Ausstellung angefertigt hat. Sie trägt den Titel „Fragments of the Past“. Und schon hier wird klar, dass das Thema Zerbrechlichkeit künstlerisch auf verschiedenen Wegen zum Ausdruck gebracht wird.
„Bei mir und auch vielen anderen KünstlerInnen ergibt sich das Thema Zerbrechlichkeit schon allein anhand der fragilen Materialien, mit denen wir arbeiten“, erläutert Brinkmann-Grempel ihr Werk. „Fragments of the Past“ ist eine Arbeit aus Glas und Plexiglas mit eingearbeiteten Glasnegativen alter Fotos.
„Fragments of the Past“ handelt von der Vergänglichkeit der Erinnerung
„Die Fotonegative stammen von meinem Großvater. „Fragments of the Past“ spiegelt das Thema Zerbrechlichkeit also zum einen durch das fragile Material Glas und zum anderen durch die Fotomotive wider. Es geht mir darum, zu zeigen, wie sich die Vergangenheit in der Erinnerung auflösen kann. Erinnerungen verblassen und zurück bleiben nur Bruchstücke.“
Brinkmann-Grempel hat auch das Fotomotiv zur Ausstellung selbst gemacht. Das zerbrechliche, stehende Ei symbolisiere ganz allgemeingültig das Thema. Es gelte sorgsam mit gewissen Dingen und Themen umzugehen. Außerdem stehe das Ei symbolisch für den Beginn eines neues Lebens, mit dem ebenfalls wieder behutsam umgegangen werden müsse.
Während sich Brinkmann-Grempel dem Thema also über die Zeit und die Vergangenheit nähert, finden andere KünstlerInnen ganz andere Zugänge. Für Susanne Beringer steht die Natur im Vordergrund. In Zeiten da Greta Thunberg mit ihrer „Fridays for Future“-Bewegung die Themen Klima- und Umweltschutz in der Mitte der Gesellschaft platziert hat, sei es für alle Menschen an der Zeit, sich Gedanken zu machen, was uns schützens- und erhaltenswert erscheine und wie wir in Zukunft leben wollten.
Susanne Beringer nähert sich dem Thema über die Umwelt und die Natur
Ihr Thema ist also die Fragilität der Natur. Zu ihrem Gemälde „Stürmische Zeiten“ wurde sie inspiriert als sie hautnah einen Sturm miterlebte, bei dem in ihrer unmittelbaren Nähe sogar Bäume entwurzelt wurden. „Das hat mich umgehauen, diese Energie der Naturgewalt, die plötzlich einfach so da ist“, so Beringer.
Die Naturverbundenheit der Künstlerin zeigt sich auch in einem ihrer Hobbys, der Imkerei. So ist auch eine Zeichnung mit Bienenwaben zu sehen. Diese Leidenschaft habe sie von ihrem Vater übernommen, der seit über 25 Jahren Bienen züchten würde. „Die Bienen sind richtige kleine KünstlerInnen. Manchmal hänge ich einfach irgendwelche Objekte in den Bienenstock und lasse die Tiere einfach machen.“
So seien schon interessante Objekte wie ein Frauenkörper oder ein Kreuz von den Bienen künstlerisch bearbeitet worden. Auch hier wird das Thema Zerbrechlichkeit angesichts des massiven Aussterben der Bienenvölker nicht zuletzt aufgrund vermehrten Pestizideinsatzes in der Landwirtschaft aufgegriffen. Und auch das fragile Material der Bienenwaben unterstreicht die Thematik.
Unterschiedlichste kreative Ideen greifen das Thema auf – mal sofort erkenntlich, mal eher abstrakt
Bärbel Thier-Jaspert präsentiert in der Ausstellung zwei ihrer Zeichnungen mit den Titeln „Zeitstücke“ und „Regentage im Mai“. Bewusst vermischt sie ihre Zeichnungen mit Textausszügen. „Manchmal ist das Zeichnen für mich einfach wie Schreiben. Daher habe ich diese beiden Elemente hier verknüpft“, so die KünstlerIn. Allein die feinen Linien ihrer Zeichnungen spiegeln Fragilität und Zerbrechlichkeit wider.
Etwas abstrakter hingegen sind beispielsweise die Werke von Monika Pfeiffer und A. Diéga. Pfeiffer ist begeistert von der künstlerischen Vielfalt der Exponate. Sie sei immer wieder überrascht über die unterschiedlichen kreativen Lösungen zu komplexen Themenbereichen. Ursprünglich kommt die KünstlerIn aus dem Bereich der Malerei. Bei „Handle with Care“ stellt sie jedoch auch Objekte aus.
Zu ihrer „Skulptur aus Stein und Glas“ sei sie gekommen, als sie einmal die Möglichkeit gehabt habe, in einer Glasfabrik zu arbeiten. Als Malerin sei immer die Farbe ihr Medium, doch hier habe sie das Material Glas für sich entdeckt. Auch hier kann sie natürlich mit Farben arbeiten. Besonders die Kombination aus Travertin, einem festen und polierfähigen Kalksteinmaterial und Glas hat es ihr angetan. Im Bauwesen wird Travertin als Naturstein und zur Dekoration verwendet.
Aufwendige Glas- und Installationsarbeiten von Monika Pfeiffer und A. Diégo
Das Schleifen und Schneiden der Materialien sei mit einem enormen Aufwand verbunden. So müssten die Oberflächen teilweise unter Wasser geschliffen werden. Beim Schneiden von farbigem Glas, würden die Schnittstellen wieder farblos erscheinen und machten ein mehrfaches Polieren notwendig. Die fertigen Objekte würden in ihrer Schlichtheit nichts über diesen sehr aufwendigen Entstehungsprozess preisgeben.
Bei ihrem zweiten Exponat hat Monika Pfeiffer 100 Jahre alte Dachschindeln aus Holz, die sie auf einem Bauernhof in Tirol ergattern konnte, bearbeitet und mit Leinwandarbeiten kombiniert. Diesen Beitrag hat sie extra für die Ausstellung erarbeitet. Die Arbeit von A. Diégo ist eigentlich eine Adaption eines Werkes des spanischen Künstlers Joaquín Xaudaró, das auf einer Kunstausstellung in Malaga zu sehen gewesen sei.
„Deshalb habe ich die Arbeit auch „Joaquina xaudert“ genannt“, so der Künstler. Er habe nach dem Prinzip der „ready mades“ gearbeitet, das vor allem durch den französisch-amerikanischen Künstler Marcel Duchamp bekannt geworden sei. Hierbei werden Alltagsgegenstände künstlerisch verfremdet und bekommen so völlig neue Bedeutungen. Vor allem der Dadaismus spiele gerne mit diesem Element.
Insgesamt 21 KünstlerInnen stellen aus – die meisten kommen aus Dortmund
Die Joaquina von A. Diégo ist eine Arbeit aus Holz, Stoff, Dachblei, Farben und Lasuren. Außerdem ist eine alte medizinische Stahlprothese verarbeitet. Hört sich spannend an und sieht auch so aus.
Wer mehr erfahren möchte und wissen will, was hinter den einzelnen Kunstwerken der Ausstellung steckt, sollte sich am besten selbst ein Bild von der kreativen Vielfalt der KünstlerInnen machen.
Nach der Vernissage, bei der Monika Pfeiffer die Gäste am morgigen Donnerstag um 19 Uhr in der Galerie im Depot begrüßen wird, wird die Ausstellung vom 11. bis zum 27. Oktober 2019 zu sehen sein. Die Öffnungszeiten sind donnerstags und freitags in der Zeit von 17 bis 20 Uhr und samstags und sonntags von 15 bis 18 Uhr.
Weitere Informationen:
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Die teilnehmenden KünstlerInnen sind:
Susanne Beringer, Elisabeth Brosterhus, Birgit Brinkmann-Grempel, Karla Christoph, Jochen Dewerth, Dieter Gawohl, Karin Jessen, Ulla Kallert, Heide Kemper, Bettina Köppeler, Tanja Melina Moszyk, Bernd Moenikes, Heide Möller, Monika Pfeiffer, Regine Rostalsk ,Christiane Schlieker-Erdmann, Annelie Sonntag, Claudia Terlunen, Bärbel Thier-Jaspert, Eva Witter-Mante